Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
hat es mir in ihrer Verzweiflung anvertraut.
Hugo hat ihren ältesten Sohn zu diesen Taten gezwungen. Er hat ihm damit gedroht, dass seine Familie und er andernfalls die Insel verlassen müssten.“
Gero war zutiefst schockiert. Zuzutrauen war Hugo ein solches Verhalten allemal.
„Und was stand in diesen Depeschen?“
„Woher soll ich das wissen?“ Warda zuckte aufgeregt mit den Schultern. „Die Fischer hier auf der Insel können nicht lesen. Außerdem waren die Botschaften versiegelt.“
„Aber vielleicht“, gab Gero zu bedenken, „hat Hugo im Auftrag des Ordens gehandelt.“
„Nein“, widersprach Warda, „das hat er ganz bestimmt nicht. Der Fischer hat die geschlossenen Pergamentrollen an einem einsamen Ort vor Tortosa einem Offizier der Mameluken übergeben müssen.“
„Vielleicht hat de Chinsi einen Spion unter den mamelukischen Offizieren rekrutieren können“, argumentierte Gero vorsichtig, „und er hat Hugo beauftragt, ihn mit abgesprochenen Informationen zu beliefern.“
„Glaubst du das wirklich?“ Warda schüttelte verständnislos den Kopf. „Erstens halte ich euren Ordensmarschall für einen Ehrenmann, der sich nicht armseliger Fischerfamilien bedient, um zu seinem Ziel zu kommen. Zweitens habe ich noch nie von einem mamelukischen Offizier gehört, der seine Leute verrät. Einer aus den Mannschaften, ja, wenn er gierig genug ist und man ihm ausreichend Gold bietet. Aber ein Anführer? Die Mameluken sind viel zu stolz und zu sehr ihrer Tradition verhaftet, als dass sie sich aufseiten der Christen stellen würden. Ganz gleich, was du ihnen bietest.“
Gero dachte angestrengt nach. Wardas Argumente waren nicht von der Hand zu weisen und erklärten, warum es bei den Überfällen der Templer an Land wiederholt zu rätselhaften Misserfolgen gekommen war. Noch eindeutiger war das Debakel der vergangenen Nacht. Nie waren die Anzeichen für einen Verrat deutlicher gewesen. Aber es zeigte auch, dass vermutlich etwas Größeres im Gange war, was nicht mehr lange im Verborgenen bleiben würde. Denn falls Hugo tatsächlich ein Verräter war, schien es ihm nicht mehr an besonderer Vorsicht gelegen zu sein.
Gero bedachte Warda mit einem nachdenklichen Blick. „Glaubst du, der Fischer würde vor Bartholomäus de Chinsi als Zeuge gegen Bruder Hugo aussagen?“
Warda lächelte schwach. „Das glaube ich kaum. Er müsste Angst um sein Leben haben. Außer mir und nun dir weiß niemand davon. Seine Mutter dachte wohl, wenn sie mir hilft, könnte ich ihr auch irgendwie helfen und bei der Ordenskommandantur ein gutes Wort für sie einlegen, damit man sie und ihren Sohn nicht weiter unter Druck setzt. Doch was sollte ich tun? Ausgerechnet ich. In einem Anfall von Irrsinn habe ich Hugo um eine Unterredung gebeten und versucht, ihn von seinem schändlichen Treiben abzubringen. Zum Dank hat er mir Gewalt angetan. Als ich ihm daraufhin in meiner Wut von den Prophezeiungen meines Vaters erzählte, der immer davon sprach, dass die Templer in Zypern durch den Verrat eines spanischen Bruders zugrunde gehen würden, ist er außer sich geraten vor Zorn.“
„Dein Vater?“, fiel ihr Gero ins Wort. „Woher sollte er so etwas wissen? Zumal er starb, bevor die Templer in Zypern Fuß gefasst haben.“
„Frag mich nicht. Er wusste es eben. Er sagte auch, dass der Orden einst Antarados oder Arwād, wie die Heiden es nennen, zurückerobern würde, was den Templern jedoch zum Verhängnis werden soll.“
Gero atmete tief durch und dachte an Lissy und die Geschichte mit der Tasche, deren Rettung seinen Vater in Akko die rechte Hand und seinen Onkel das Leben gekostet hatte. Auch da sollte es angeblich nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. In seiner kurzen Laufbahn als Templer waren ihm bisher nur wenige Hinweise auf die angeblichen Mysterien des Ordens untergekommen. Die genauen Karten – ja. Und die wesentlich besseren medizinischen Kenntnisse, die sie wie die Karten streng geheim halten mussten. Was wohl eher daran lag, dass sich der Orden dieses Wissen von den Heiden abgeschaut hatte, was natürlich niemand erfahren durfte, weil man sie sonst der Ketzerei bezichtigt hätte. Auch bezüglich der fortschrittlichsten Finanzgeschäfte des gesamten Abend- und Morgenlandes hüllte sich der Orden in Schweigen darüber, was die Quellen zu seinem unglaublichen Erfolg waren. Doch das ganze Gerede über Prophezeiungen und magische Besitztümer erschien Gero unterdessen wie sinnloses Geschwätz, mit dem die
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