Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
dir nicht geglaubt hätte, und davon war auszugehen, hättest du uns beide zu Verdächtigen gemacht. Dann wären wir im Kerker gelandet, und die Sache wäre auch nicht besser ausgegangen. Außerdem war der Angriff mit Sicherheit schon länger geplant.“
„De Chinsi hätte die Festung niemals freiwillig hergegeben, wenn er auch nur geahnt hätte, dass Hugo ihn betrügt“, stellte Gero unmissverständlich klar. „Er hat Hugo vertraut. Möglicherweise, weil er lange bei den Mameluken in Gefangenschaft war und sie aus dieser Zeit gut genug kennt. Dieser elende Hund hat das gnadenlos ausgenutzt und unseren Ordensmarschall mit all seiner Hinterlist davon überzeugt, dass die Emire mit sich verhandeln und sie ziehen lassen, wenn er ihnen die Festung übergibt.“
„Gerade deshalb müssen wir versuchen, nach Zypern zu entkommen“, sagte sie leise. „Der Orden muss wissen, was hier geschehen ist, bevor Hugo d’Empures am Ende aus dieser Sache als gefallener Held hervorgeht und womöglich eines Tages von den vermeintlich Toten zurückkehrt und im Auftrag der Mameluken den Orden weiterhin ausspioniert.“
Stumm warteten sie mit den anderen die Nacht ab. Die Frauen packten kleine Proviantpakete und füllten die Wasserschläuche. Die Säuglinge wurden so fest gewickelt, dass sie nicht schreien konnten, und die Kinder ermahnt, keinen Laut von sich zu geben. Die Männer bewaffneten sich mit allem, was ihnen zur Verfügung stand.
Mehr als dreißig Menschen kamen auf diese Weise zusammen.
Als sie allesamt nach einem ellenlangen Marsch durch die unterirdischen Gänge in einem Haus zutage kamen, das im westlichen Dorfbezirk lag und einem der anwesenden Cousins von Osman gehörte, erschien Warda die laue Nachtluft, die ihr entgegenwehte, nach Tagen in diesem modrigen Kellerloch wie eine vorzeitige Erlösung. Gero, der draußen an der Tür Wache stand, hielt sie einen Moment länger am Unterarm gepackt als die übrigen Frauen, und legte ihr seinen Arm um die Taille, während er ihr über die Schwelle half, damit sie nicht stolperte. Gerne hätte sie sich noch einmal an ihn geschmiegt und ihn geküsst, bevor die Mameluken sie womöglich entdeckten und einen Kopf kürzer machten. Aber er hatte ihr in den letzten Tagen mit seinem Verhalten mehrmals deutlich gemacht, dass er ihre gemeinsame Vergangenheit vor seinen Kameraden nicht offenlegen wollte.
Auch wenn nun nicht die Zeit dafür war, hätte sie zu gerne gewusst, was er wahrhaftig für sie empfand.
Struan und Osman waren schon ein Stück vorausgegangen, um die Lage zu erkunden. Im Hafen lagen nur noch zwei feindliche Schiffe, und oben auf der Festung brannten ein paar Feuerkörbe, aber längst nicht so viele wie vor der Vertreibung des Ordens.
Lautlos marschierten sie im spärlichen Schein des Halbmondes mit geduckten Köpfen einer nach dem anderen zum Westufer hin. Der Gedanke, dass sie diesen ganzen langen Weg zurückmarschieren müssten, wenn das Boot nicht mehr dort sein würde, ängstigte Warda. Zumal dieses Zurück keinen Ausweg versprach und sich anfühlte, als ob man in sein selbstgeschaufeltes Grab zurückkehrte.
Umso verwunderlicher war es, als sie unbehelligt jene flache Bucht erreichten, an deren Ufer Osman das kleine Ordensschiff überholt hatte. Eine fünf Meter lange Dau mit einem trapezförmigen Segel und drei Ruderbänken.
„Das ist es“, flüsterte Osman erleichtert. „Nun müssen wir es nur noch zu Wasser bringen.“
„Na, wenn das kein Glücksfall ist“, murmelte Arnaud anerkennend.
Gemeinsam schoben die Männer das schwere Boot ins kaum bewegte Meer.
„Es ist zwar gut, dass wir keinen Sturm haben“, bemerkte Arnaud leise, als der Rumpf vollkommen in Wasser dümpelte. „Aber ein bisschen mehr Wind könnte nicht schaden. Bis zum Morgen sollten wir es aus der Sichtweite der Insel geschafft haben, andernfalls besteht die Gefahr, dass die Mameluken die Verfolgung aufnehmen.“
„Dann müssen wir eben rudern“, gab Gero ihm mit Blick auf die drei fest eingebauten Ruderbänke zu verstehen, die man offenbar für eine Flaute vorgesehen hatte. „Mit vereinten Kräften sollte es uns wohl gelingen, Fahrt aufzunehmen.“
Hastig führten Osman und seine Verwandten Frauen und Kinder an Bord. Warda harrte so lange bei Gero und seinen Kameraden aus, die am Ufer nach herannahenden Feinden Ausschau hielten, wobei die Dunkelheit eine Rundumsicht erschwerte.
Struan hob plötzlich den Kopf wie ein Wolf, der Witterung aufnimmt.
„Da kommt jemand“,
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