Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
das ist wohl das Beste“, erwiderte sie mit einem tapferen Lächeln und verabschiedete sich von dem Schotten mit einem Nicken.
„Ihr müsst der Ordensleitung erzählen, was Bruder Hugo den Menschen auf Antarados getan hat“, erinnerte sie ihn.
„Worauf du dich verlassen kannst“, knurrte Struan mit seiner düsteren Stimme.
„Leb wohl“, sagte sie zu ihm und schaute ihm in die nachtschwarzen Augen. Auch wenn er bei genauem Hinsehen ein schöner Mann war, mit seiner riesenhaften Gestalt und dem schwarzen Bart sah er im Augenblick wirklich zum Fürchten aus.
„Leb wohl, Maria“, erwiderte er, und ein seltenes Lächeln umspielte seine Lippen. „Du warst sehr tapfer. Dass du Gero von Hugos Verfehlungen erzählt hast und er durch dich von diesen Katakomben wusste, hat uns allen das Leben gerettet. Dafür sind dir meine Brüder und ich zu tiefem Dank verpflichtet.“
Er weiß es nicht, dachte sie ein wenig enttäuscht. Gero hat ihm weder meinen wahren Namen genannt noch ihm verraten, dass uns mehr als eine flüchtige Bekanntschaft verbindet.
Vielleicht ist es besser so, dachte sie resigniert. Sie würde sich Gero aus dem Kopf schlagen müssen, ganz gleich, ob er wieder gesund würde oder am Fieber starb.
Dann drehte sie sich um und ging in Richtung Ordenshaus, wo sie um ihren restlichen Lohn oder zumindest um ein Almosen bitten wollte. In dem Bewusstsein, dass ihr – ganz gleich, was geschehen war – ohnehin nichts anderes übrigblieb, als in ihr altes Leben zurückzukehren.
Episode VI
»Mitten ins Herz«
Kapitel I
Zypern/Ordensburg der Templer in Famagusta 1302
G ero von Breydenbach war nicht sicher, wie lange er das Bewusstsein verloren hatte. Lediglich die Schmerzen in seinem Oberkörper pochten noch genauso heftig wie auf dem Schiff, als er ein paar Mal zu sich gekommen war. Sein rechter Arm und seine rechte Seite, von der Schulter bis hinunter zu den Rippen, fühlten sich an, als ob sie von glühendem Eisen durchstoßen worden wären. Was ihn dazu brachte, sich auf der Stelle in den Zustand seliger Umnachtung zurückzuwünschen.
Mehr und mehr stellte sich die Erinnerung ein, wie es überhaupt zu seiner misslichen Lage gekommen war.
Wie er in der mondhellen Dämmerung an den Gestaden von Antarados für nur einen Moment die Kontrolle über seinen Gegner verloren hatte. Wie der Säbel des Mameluken, gegen den er kämpfte, ihn mit voller Wucht am Helm getroffen hatte. Wie er das Gleichgewicht verlor und dann den sengend heißen Schmerz verspürte, der kurz danach seine Schulter streifte. Dann war es dunkel um ihn herum geworden.
»Hey, kannst du mich hören?« Zu der rauen, nur allzu bekannten Stimme schälte sich das passende Gesicht aus dem sich lichtenden Nebel heraus. Struan MacDhoughail nan t-eilan Ileach, sein schwarzbärtiger Kamerad von den schottischen Inseln, fixierte ihn mit seinen Kohleaugen, als ob er ihn allein kraft seines durchdringenden Blickes ins Leben zurückholen wollte. Als er sah, dass Gero die Augen öffnete, wechselte der angespannte Gesichtsausdruck des hünenhaften Templers zu rührender Besorgnis. Aber was Gero noch viel mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass sich der ansonsten so humorlos wirkende Schotte vergeblich an einem Lächeln versuchte. Jeder, der Struan kannte, wusste, dass er nur selten sein blendend weißes Gebiss präsentierte. Entweder weil es für ihn nur wenig zu lachen gab, oder weil er mit seinen ausgeprägten Eckzähnen, die in beängstigender Weise an ein Raubtier erinnerten, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
»Sag ehrlich«, murmelte Gero mit halbgeschlossenen Lidern. »Wie schlimm steht es um mich? Werde ich sterben?«
»Nein«, beeilte sich der Schotte zu sagen, bemüht, seiner Reibeisenstimme etwas Weiches, Zuversichtliches zu geben. »Der verdammte Heide hat dir mit seinem Krummsäbel bloß die Schulter aufgeschlitzt. Es sieht nicht schön aus, aber unsere Brüder im Hospital haben dir gleich nach unserer Ankunft Unmengen von dem Schimmeltrank eingeflößt. Die Wunde eitert längst nicht mehr so stark wie in den ersten Tagen, aber bis sie vernäht werden kann, wird es noch eine Weile dauern.«
Beinahe enttäuscht drehte Gero seinen Kopf und versuchte zu ergründen, wie ausgeprägt die Verletzung war, die ihm der Mameluke zugefügt hatte. Die Sehnen an seinem Hals schmerzten, und mehr als ein Verband und ein riesiger blauer Fleck, der unter dem sauberen Leinen hervorschaute, war nicht zu erkennen. Erschöpft sank er zurück in
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