Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
versichert, dass es für ihn noch nicht an der Zeit wäre, die Seiten zu wechseln.
»Und was ist mit der Frau?«, fragte er beiläufig, bemüht, Struan nicht direkt ins Gesicht zu schauen, sondern eher auf dessen saubere, wollweiße Chlamys und den gleichfarbigen Wappenrock, den er über dem Kettenhemd trug. Auf beidem war das Templerkreuz aufgenäht, dessen blutrote Farbe ihm nie stärker ins Auge gestochen war als in diesem Moment.
»Meinst du diese Wäscherin? Wie hieß sie noch gleich?« Struan tat, als ob er nachdenken müsste, obschon Gero sicher war, dass er wusste, von wem die Rede war und auch ihren Namen noch kannte.
»Maria«, kam ihm Gero zuvor, von plötzlicher Sorge erfüllt, Struans Zurückhaltung könnte auf ein Unglück hindeuten. »Was ist mit ihr?«
»Ihr geht es gut«, versicherte ihm Struan mit auffällig neutraler Miene. »Das glaube ich zumindest. Sie hat mich gefragt, ob sie dich im Hospital besuchen darf, aber ich habe ihr erklärt, dass die Hospitalleitung ihr gutgemeintes Ansinnen aufgrund der strengen Ordensregeln sicherlich ablehnen wird. Zumal du in einem Dormitorium liegst, in dem ausschließlich schwerkranke Brüder versorgt werden.«
»Hat sie sonst noch etwas gesagt?«, fragte Gero leicht ungeduldig. »Wo sie sich jetzt aufhält und welche Pläne sie hat? Soweit ich weiß, hat sie ihre Anstellung im Orden schon vor dem Überfall der Mameluken gekündigt. Ich meine, immerhin haben wir ihrer Mithilfe unser Leben zu verdanken. Eigentlich müsste der Orden sie und die anderen überlebenden Inselbewohner dafür entlohnen.«
»Davon weiß ich nichts.« Struan schüttelte bedauernd den Kopf. »Sie hat mich lediglich aufgefordert, die Ordensleitung über alles zu unterrichten, was auf Antarados geschehen ist. Danach ist sie einfach davongegangen. Aber Arnaud hat mir erzählt, dass auch sie von den zuständigen Stellen zu dem Vorfall auf der Insel verhört wurde. Allerdings weiß ich nicht, was dabei herausgekommen ist.«
»Und?«, fragte Gero mit schmerzverzerrter Miene, weil er dummerweise versucht hatte, sich ein bisschen bequemer hinzulegen. »Konntest du alle notwendigen Instanzen davon überzeugen, dass der Sturm auf die Festung kein verteufelter Zufall war?«
»Selbstverständlich«, bestätigte Struan. »Nachdem man sämtliche überlebenden Bewohner der Insel, die mit dem Schiff angelandet sind, zum Verhör in die Ordensburg von Yermasoyia gebracht hat, wurden Arnaud, Roderic, Brian und ich direkt hier im Ordenshaus von Aymo d’Oiselay persönlich ins Gebet genommen. Jacques de Molay ist erst gestern aus Nikosia eingetroffen. Als Ordensmeister wollte er von uns persönlich erfahren, wie die Geschehnisse auf Antarados abgelaufen sind und wie sie von uns bewertet werden. Ich schätze, wenn er hört, dass du zu dir gekommen bist, will er auch noch mit dir reden.«
»Hast du ihm von Hugos d’Empures’ Verrat erzählt?«
»Das habe ich«, gab Struan mit unbewegter Miene zur Antwort. »So ausführlich, wie ich konnte. Dabei habe ich nichts ausgelassen. Nur die Sache mit Maria habe ich nicht erwähnt. Schon gar nicht, dass sie Hugo von Beginn an verdächtigt hat, ein falsches Spiel zu spielen. Ich wollte sie nicht unnötig in Schwierigkeiten bringen. Schließlich war sie selbst von der Ordensleitung befragt worden, und ich wusste nicht, was sie denen erzählt hatte.«
Gero schloss erleichtert die Augen. »Auf dich kann man sich wirklich verlassen«, murmelte er erschöpft. Dann schaute er auf und bedachte den Schotten mit einem prüfenden Blick.
»Und welches Resümee haben unsere Ordensoberen aus dem Vorfall gezogen? Geben sie uns die Schuld? Oder eher mir, weil ich Bartholomäus de Chinsi nicht rechtzeitig gewarnt habe?«
Struan sah sich in dem großen, kahlen Schlafsaal des Hospitals suchend um, doch die meisten, vorwiegend von greisen Brüdern belegten Betten standen zu weit entfernt, als dass man ihre Unterredung hätte belauschen können.
»Niemand von uns hat es so dargestellt, als ob du vorher schon etwas von Hugos Verrat gewusst haben könntest«, stellte Struan mit gedämpfter Stimme klar. »Ich habe mich vor dem Gespräch mit d’Oiselay mit den anderen Jungs abgesprochen, sogar Arnaud de Mirepaux war mit von der Partie und hat geschworen, nichts von deinen vorherigen Befürchtungen zu erwähnen. Er ist dir im Übrigen sehr dankbar, dass du uns in die Katakomben geführt hast. Wörtlich sagte er, ohne deine Unterstützung wären wir nun alle tot oder säßen in
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