Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
bist verheiratet, und ich fühle mich einem Keuschheitsgelübde verpflichtet.«
»Das ist eine Feststellung, mehr nicht«, antwortete sie spöttisch. »Beides bedeutet nicht, dass sich an unserem Verhältnis etwas ändern müsste. Du könntest dich jederzeit mit mir vergnügen, wenn du nur wolltest.«
»Das ist kein Spiel, Warda«, sagte er rau. »Es hat was mit Liebe und Treue zu tun, und wir wissen beide, dass wir nicht nur andere betrügen würden, sondern auch uns selbst, wenn wir uns den Teufel darum scherten, irgendjemandem einen Eid geleistet zu haben.«
»Du hättest mein Ehemann werden können, aber du wolltest es nicht«, stieß sie mit gedämpfter Stimme verbittert hervor.
»Und deshalb hast du dir nun schnellstmöglich einen anderen gesucht.« Gero wusste selbst nicht, ob er darüber erleichtert oder eher enttäuscht sein sollte.
»Was blieb mir anderes übrig?« Wardas bernsteinfarbene Augen funkelten in der hereinbrechenden Dunkelheit. »Meine Tante hatte recht, ich brauche jemanden, der mich beschützt und für mich sorgt. Der Orden hat mir zudem ein ansehnliches Schweigegeld gezahlt, damit ich mit niemandem über die Vorkommnisse auf Antarados rede. Damit war es nicht schwer, einen passablen Kandidaten zu finden, dem es nichts ausmacht, dass ich keine Jungfrau mehr bin und vielleicht auch keine Kinder mehr gebären kann.«
»Ist er ein guter Mann?« Gero war es wichtig, Warda nicht im Elend zurückzulassen, obwohl er im Ernstfall kaum etwas daran hätte ändern können.
»Ja, das ist er«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Er ist Witwer und hat Frau und Kinder durch ein Fieber verloren. Er ist nicht so hübsch wie du und auch nicht so jung, aber er sorgt sich um mich.«
»Etwas, das ich dir nicht bieten kann.« Gero griff resigniert nach ihrer Rechten und drückte sie sanft. »Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden. Ich hatte einen Brief geschrieben«, sagte er mit belegter Stimme, und während er den Zettel aus seiner Manteltasche fischte, räusperte er sich. Als er aufschaute, um ihr den Brief zu übergeben, sah er Tränen in ihren Augen.
»Du gehst weg?« Ihre Stimme klang fassungslos. »Wohin denn?«
»Nach Franzien«, hob er vorsichtig an. »Allem Anschein nach will uns der Orden auf Zypern loswerden, da die Abordnung nur jene Ritter betrifft, die Antarados entkommen konnten.«
»Bedeutet das, ich werde dich nie wiedersehen?«
»Möglich«, gab Gero tonlos zurück. »Wobei wir uns in den letzten Monaten ja auch nicht gesehen haben«, fügte er wenig tröstend hinzu. Er zuckte mit den Schultern. »Es hat uns nicht geschadet. Ich lebe noch, und du hast sogar einen neuen Mann gefunden, was willst du mehr?«
»Aber das ist nicht dasselbe«, widersprach sie mit gefasster Stimme. »Ich liebe dich noch immer, und wenn du hierbliebest, könnten wir uns heimlich treffen und ich wüsste zu jeder Zeit, wie es dir geht. Als du im Hospital gelegen hast, habe ich ein paar Wäscherinnen im Orden bestochen, die sich für mich nach deinem Wohlergehen erkundigt haben. So wusste ich, es geht dir gut und deine Genesung macht Fortschritte. Und wenn ich wieder für den Orden arbeiten würde, könnte ich immer in deiner Nähe sein.«
»Du weißt, dass das eine Illusion ist«, erwiderte er leise. »Wenn ich nicht nach Franzien ginge, würde ich mit dem Orden in Armenien kämpfen oder mit ein paar anderen Todesmutigen versuchen, Antarados wieder zurückzuerobern. Da könnte dir niemand über mein Schicksal Auskunft erteilen.« Dass sie hinter seinem Rücken ausgerechnet die Wäscherinnen beauftragt hatte, sein weiteres Schicksal auszuspionieren, rührte ihn irgendwie. Die Vorstellung jedoch, die Frauen hatten Warda womöglich sogar berichtet, wie er zu Beginn der Behandlung im Hospital in die Windeln gemacht und sich regelmäßig in seine Laken übergeben hatte, wenn der Medikus ihm den Schimmeltrank verabreichte, war ihm allerdings äußerst peinlich.
»Wenn man es nüchtern betrachtet, hatten wir nie eine Zukunft«, fügte er leise hinzu.
Wardas Stimme erstarb in einem lautlosen Schluchzen. »Ob man einen Menschen liebt, hängt nicht davon ab, ob man ihm körperlich nah ist. Und erst recht nicht davon, ob man Tisch und Bett mit ihm teilt. Man schaut ihn an und weiß augenblicklich, man wird ihn auf ewig im Herzen tragen. Und bei dir wusste ich vom ersten Moment an, als ich dich sah, dass uns jenseits aller Vernunft etwas verbindet. Ganz gleich, ob meine Liebe zu dir jemals Erfüllung finden
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