Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
und seine Herkunft betrafen und natürlich vieles andere mehr, was sie auch noch brennend interessierte. Das Leben der Ritterbrüder fand innerhalb der Komturei meist im Verborgenen statt. Die übrigen Bewohner des Ordenshauses, an die hundert Menschen mit den verschiedensten Aufgaben und dem Orden nahestehende Handwerker und Kaufleute wie ihr Vater, hatten zwar Zugang zum Speisesaal und dem Handelskontor. Nicht aber zu den Mannschaftsräumen der Ordensritter und ihrem Skriptorium. Es schien beabsichtigt, wenn sich die Ritter, die den Eid auf Lebenszeit abgelegt hatten, von der gewöhnlichen Bevölkerung fernhielten. Sie feierten ihre eigenen Messen und hatten ihre geheimen Versammlungen, an denen kein Außenstehender teilnehmen durfte.
Mit einem Mal war sie sich der besonderen Ehre bewusst, die Struan ihr hatte zuteilwerden lassen, indem er sich mit ihr traf. Dabei kam ihr nicht in den Sinn, dass er nur die Gelegenheit für ein flüchtiges Abenteuer nutzen wollte.
»Wie alt bist du eigentlich?« Sie wählte absichtlich eine harmlose Frage zum Einstieg.
Dementsprechend kurz und phantasielos war die Antwort.
»Fünfundzwanzig.«
»Und wie lange gehörst du dem Orden an?«
»Sechs Jahre.«
»Aber du warst nicht immer in Bar-sur-Aube, oder?«
»Nein.«
Sie verzweifelte. Wenn er weiter so einsilbig blieb, konnte es nur peinlich werden. In kürzester Zeit würde sie sich vorkommen wie bei einem Verhör.
Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, weil er sie mit seinen wenig aussagekräftigen Antworten absichtlich necken wollte. Aber sie ließ sich nichts anmerken und fuhr ungerührt fort.
»Und?«, fragte sie und sah ihn dabei an wie ein Kleinkind, das man zum Sprechen ermutigen will. »Wo warst du sonst noch stationiert?«
»Wenn du es genau wissen willst, ist es fraglich, ob wir so viel Zeit haben.«
»Ich denke, dafür reicht es«, entgegnete sie, erleichtert darüber, dass er durchaus bereit schien, mehr von sich preiszugeben.
»Also …« Er lächelte schelmisch. »Aufnahme in den Orden als Knappe in Balantrodoch, Schottland, im Jahre des Herrn 1298. Dann Weiterreise nach Franzien zur Aufnahme als Novize im Februar 1301 in Troyes. Anschließend Weiterreise zur Ausbildung nach Zypern. Weihe zum Ordensritter im März 1302 in Nikosia. Anschließend Verlegung zur Insel Antarados. Rückkehr nach Zypern im Herbst 1302. Wieder ein halbes Jahr Zypern und im Frühjahr Einschiffung nach Marseille und anschließende Weitereise nach Bar-sur-Aube. Ankunft im Sommer 1303. Zufrieden?«
Seine Brauen hoben sich fragend, und als sie nicht sofort antwortete, lächelte er unsicher.
Sie schwieg einen Moment, und dann schaute sie ihn durchdringend an.
»Du warst auf Antarados? Und du hast an der Schlacht teilgenommen?«
»Ja«, antwortete er verwundert. »Woher weißt du darüber?«
»Ich habe zugehört, als mein Vater vor ungefähr drei Jahren mit einem Ordensbruder in der Komturei darüber gesprochen hat. Aber damals hieß es, dass niemand vom Orden den Angriff der Mameluken überlebt hat. Es ist mir in Erinnerung geblieben, weil die Ausführungen des Bruders so unglaublich grausam waren und er berichtete, dass fast neunhundert Männer im Kampf gegen die Heiden gefallen oder verschleppt worden sind. Für mich war das eine unvorstellbar große Zahl.«
Er sah sie ernst an. »Für mich auch«, sagte er knapp. »Aber es entspricht der Wahrheit. Bis auf die Tatsache, dass es keine Schlacht war, sondern eher ein Abschlachten und ich den Angriff entgegen allen Unkenrufen überlebt habe.«
»Du ganz allein?« Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich vorstellte, wie er sich als Einziger von der Insel geschleppt haben sollte, aber vielleicht erzählte er ihr auch nur eine Lügengeschichte, um ihr zu imponieren. Doch sie bemerkte, wie sich sein Körper verkrampfte und sein Gesichtsausdruck schmerzliche Züge annahm. Augenblicklich schwanden ihre Zweifel.
»Nein.« Sein Blick wurde dunkel und unergründlich. »Wir waren nur noch eine Handvoll Männer, als wir zusammen mit einigen Bewohnern der Insel entkommen konnten. Ein Zufall wollte es, dass uns ein winziges Fischerboot zur Verfügung stand, das die Heiden in ihrem Triumphgeschrei wohl übersehen hatten. Auf der Überfahrt waren wir dem Verdursten nahe, und ein Bruder war schwer verwundet.«
Eine innere Stimme riet ihr, das Thema zu beenden, aber sie musste einfach wissen, was tatsächlich geschehen war. Vielleicht um die Gewissheit zu erlangen, er habe etwas an
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