Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
hervorbricht.
Seine Zähne blitzten auf und seine Augen funkelten, als er sie strahlend anlächelte.
»Und nun zu dir.«
»Alles, was du wissen willst!« Sie lächelte selig. Sein augenscheinliches Interesse an ihr umhüllte sie wie ein warmer Sommerwind.
»Haben deine Eltern eine Ahnung davon, dass du dich mit einem geheimnisvollen und unberechenbaren Templer in einer alten, verlassenen Schäferhütte triffst?« Er grinste übermütig und sah sie auffordernd an. Sein Ton erinnerte sie an ihren Schulmeister, als er sie einmal dabei erwischt hatte, wie sie den Vormittag lieber mit einer Freundin auf einer blühenden Sommerwiese verbracht hatte, statt am Unterricht in der Dorfschule teilzunehmen.
Mit gespielter Entrüstung erwiderte sie seinen fragenden Blick. »Wo denkst du hin? Mein Vater würde jeden Burschen entmannen, der sich mir ohne seine Erlaubnis auch nur auf fünfzehn Fuß nähert.«
Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. Augenscheinlich versuchte er, sich ihren Vater vorzustellen – einen grauhaarigen Kerl, klein und gedrungen, mit einem Bauch wie ein Weinfass –, wie er hinter einem unerwünschten Freier seiner Tochter herrannte, um diesen mit einer gezogenen Damaszener Klinge in einen Eunuchen zu verwandeln.
»Er macht auch vor Templern nicht halt!«, drohte sie lachend.
»Ich hoffe, er ist nicht schon auf dem Weg hierher!« Er hob seine Brauen und machte ein Gesicht, als ob er sich bereits fürchtete. Doch dann lachte er.
»Nein«, lenkte sie mit einem Schmunzeln ein. »Er ist weit genug weg. Auf einer Messe in Troyes – vor übermorgen kehrt er nicht zurück.«
»Und deine Mutter?«, gab er zu bedenken. »Interessiert es sie nicht, was ihre Tochter so treibt?«
»Sie ist tot«, entgegnete Amelie leise und senkte dabei den Kopf. Ihr Haar fiel wie ein dichter Vorhang über ihr Gesicht und versteckte jegliche Regung. Eine große Hand kam wie aus dem Nichts, hob ihr Kinn an und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mitfühlend schaute er ihr in die Augen.
»Das tut mir leid, das wusste ich nicht«, sagte er sanft.
»Sie ist gestorben, als ich noch ein kleines Kind war. Ich hab sie kaum gekannt.«
»Da haben wir etwas gemeinsam«, entgegnete er. »Meine Mutter ist auch früh gestorben, aber mein Vater hatte hernach noch unzählige andere Frauen.«
»Ich bin froh, dass mein Vater sich nie nach einem anderen Eheweib umgeschaut hat. Er meinte immer, meine Mutter sei durch niemanden zu ersetzen. Ich glaube, meine Eltern haben sich wirklich geliebt. Noch heute geht mein Vater jeden freien Moment zu ihrem Grab. An ihrem Geburtstag und an ihrem Todestag lässt er eine Messe für sie lesen, stellt eine Kerze auf und legt frische Blumen nieder.«
Sie schwiegen eine Weile.
»Struan?«
»Ja?«
Sie lehnte den Kopf vertrauensvoll an seine mächtige Schulter, weil ihr vom ständigen Hochschauen bereits der Nacken schmerzte. »Wie ist es dort, wo du herkommst?«
Die Frage kam überraschend. Was sollte er ihr antworten? Dass eine kleine verwöhnte Französin, wie sie es unzweifelhaft war, schreiend davonlaufen würde, wenn er sie mit den ärmlichen Zuständen in seiner Heimat konfrontierte? Obwohl sein Vater zu den angesehenen Adligen des Landes gehörte, war dessen Besitz kein Vergleich zu dem der bessergestellten Familien in Frankreich, wo es normal war, dass sogar die Häuser der gewöhnlichen Kaufleute mehrere Fenster und eine separate Latrine besaßen. Allein schon das Wetter in Schottland brachte die baulichen Mängel zutage. Kälte und Nässe drangen das ganze Jahr durch alle Ritzen und Fugen, und auf den Tisch kam selten etwas anderes als Haferbrei. Fisch und Wild gab es nur an Feiertagen. Falls es überhaupt ausreichend zu essen gab.
»Es ist anders dort«, sagte er vorsichtig.
»Was heißt anders? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es anderswo ist. Ich bin nur einmal in meinem Leben in Paris gewesen und ab und zu in Troyes. Ansonsten weiß ich gar nicht, wie es draußen in der Welt aussieht.«
»Na ja, niemand sollte seine Heimat schlechtreden, aber wenn du reisen möchtest, kann ich dir Schottland nicht unbedingt empfehlen. Es regnet dort oft, und unsere Sitten unterscheiden sich ein wenig von den euren. Dann schon eher Zypern, da ist es wenigstens warm.«
Sie hatte ihren Kopf immer noch an seiner Schulter gebettet, als sie fragend zu ihm aufschaute. »Wie kommt es, dass du so gut franzisch sprichst? Du hast fast gar keinen Akzent.«
Struan blickte zu ihr
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