Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
mit der Rückeroberung zu beginnen. Vielleicht wartet Aymo d’Oiselay zusammen mit Aimery von Lusignan auf irgendeinen Bündnispartner, bevor es erneut losgeht. Man sagte, dass ein Mongolenheer im Anmarsch ist, um uns gegen die Heiden zu unterstützen. Bisher hat aber noch keiner was von ihnen gesehen.“
„Im Notfall schaffen wir es auch allein“, tönte Fabius mal wieder großspurig und entlockte dem Mann damit ein mitleidiges Lächeln.
„Was, was?“, erzürnte sich Fabius, dem Geros belustigter Blick nicht entgangen war. „Ich habe dem Mameluken in Troyes einen Tritt in den Arsch verpasst, was nichts anderes bedeutet, als dass es ist möglich ist, sie zu besiegen.“
„Was jedoch nicht heißt, dass es dir mit allen Mameluken so ergeht“, erwiderte Gero süffisant. „Du scheinst zu vergessen, dass der Kerl monatelang, wenn nicht Jahre, bei Brot und Wasser in Ketten gelegen hat, also ziemlich entkräftet war. Wenn du in einen Krieg ziehst, triffst du auf putzmuntere, gut genährte Heiden, die nicht bereit sind, sich das Fleisch vom Brot nehmen zu lassen.“
„Du wirst schon sehen, ich werde sie das Fürchten lehren.“ Während Fabius sich leicht verstimmt den übrigen Novizen zuwandte, lehnte sich Gero über die Reling und genoss für einen Moment die Aussicht auf das glitzernde blaue Meer und die felsige Insel. Outremer, wozu nicht nur das Heilige Land zählte, sondern auch Zypern, war für viele Menschen aus dem Abendland der Hort ihrer Träume. Vielleicht, weil hier die meiste Zeit des Jahres die Sonne schien und es niemals richtig kalt wurde. Und auch wenn es nicht Jerusalem war, so galt Zypern doch als heiliges Land, weil es den Christen aus Jerusalem und Umgebung ein würdiger Fluchtpunkt war, was man auch am letzten König von Jerusalem erkennen konnte, der dort mit seiner Familie Zuflucht gesucht hatte.
Im Hintergrund der Stadt erhoben sich zahlreiche Berge, über denen ein milchiger Dunst lag, und die heiße Luft über staubigen Straßen flirrte so sehr, dass sich Pflanzen, Menschen, Tiere, aber auch Gebäude darin spiegelten.
Von weitem sah man unzählige mehrstöckige Paläste, die sich an diverse Hänge schmiegten. Allem Anschein nach Niederlassungen reicher Handelshäuser oder betuchter Hofschranzen des Königs. Dazwischen lagen die Festungen diverser Ritterorden. Die Landschaft war karg und wurde lediglich von Dattelpalmen, Oliven- und Johannisbrotbäumen gesäumt, wie einer der Seeleute Gero erklärte. „Wenn Ihr demnächst Unterhaltung sucht, müsst Ihr in die Hafenspelunken gehen“, erklärte ihm Kommandant Le Puy im Vorbeigehen. „Da wimmelt es nur so von willigen Mädchen“, raunte er Gero mit einem Grinsen zu. „Stattlichen Ordensrittern erweisen sie ihre Dienste mitunter sogar umsonst. Wobei ich noch nicht gehört habe, dass dieser Vorteil auch Novizen gewährt wird. Da sind die Damen schon standesbewusst.“
„Ich habe, was das betrifft, ohnehin keinen Bedarf“, erklärte Gero entschlossen und betrachtete zweifelnd die mehrstöckigen Gasthäuser, in denen Händler und Seeleute schon früh am Morgen ihren Wein tranken. Davor verkauften Händler frisch gefangenen Fisch und eine Vielzahl an buntem Obst und Gemüse.
Eine Idylle, die ihn beinah vergessen ließ, warum er und die anderen überhaupt hierhergekommen waren, und die grausamen Geschichten verdrängte, mit denen Kommandant Le Puy ihm und den übrigen Kameraden während der Überfahrt eingeheizt hatte. Vom Verlust des Heiligen Landes, bei dem er 1291 in Akko selbst dabei gewesen war, als der Überfall der Truppen des Sultans al-Ashraf die Stadt in einen Höllenschlund verwandelt hatte. „Überall waren zerhackte Leichen zu sehen“, verkündete er ernst. „Die Aasgeier konnten gar nicht so schnell fressen, wie sich ihnen das verfaulte Fleisch darbot. Nur wenige haben es geschafft, dort lebend herauszukommen. Die letzten Überlebenden haben sich damals auf der Flucht vor den Mameluken auf jene Landzunge retten können, auf der sich die ehemalige Templerburg erhob. Als sie sich in Sicherheit glaubten, haben die Heiden eine List angewandt, um in die Burg einzudringen. Dumm nur, dass diese Schwachköpfe das Fundament vorher unterhöhlt hatten. Als es nach Nichteinhaltung des angekündigten freien Abzugs für die Christen zum Kampf kam, ist das ganze Gebäude mit Mann und Maus eingestürzt. Für diejenigen, die unter Mauern und Balken begraben wurden, muss es ein grausamer, qualvoller Tod gewesen sein, weil niemand
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