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Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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passieren. Der braun gewandete Verwaltungsbruder hockte stets wie eine lauernde Spinne im Netz an seinem Schreibpult, vor der Kammer des Komturs und stellte mit Argusaugen sicher, dass niemand Zutritt zu den Räumlichkeiten seines Vorgesetzten erlangte, der sich nicht bei ihm angemeldet hatte. Zwischen weiß gewandeten Ordensrittern und braun gewandeten Verwaltungsbrüdern herrschte nicht selten eine unterschwellige Missstimmung, die dadurch zustande kam, weil die Verwaltungsbrüder nicht selten ihren weiß gewandeten Kameraden den Kampfesruhm neideten. Schon bald nach seiner Rückkehr hatte Gero erfahren, dass die weißen Mönchskrieger, wie sie auch genannt wurden, in der Bevölkerung der Champagne – ganz im Gegensatz zu Zypern – ein hohes Ansehen genossen. Besonders bei den Frauen schienen sie ziemlich beliebt zu sein, was immer wieder zu amüsanten Zwischenfällen führte, die jedoch aufgrund des geleisteten Keuschheitsgelübdes zumeist folgenlos blieben.
    Vielleicht war es das, was Claudius ärgerte. Wobei Gero zu dem Schluss kam, dass er es mit seiner sauertöpfischen Miene selbst in einem weißen Mantel schwer gehabt hätte, einem Mädchen zu imponieren.
    »Der Komtur wartet schon auf euch!«, giftete er Gero an, als dieser – wie es sich gehörte – zunächst zur Anmeldung auf die Schreibstube zusteuerte.
    Als Gero nach dem Anklopfen das karge Zimmer betrat, sah er sich unversehens Henri d’Our gegenüber, der ihn im Gegensatz zu seinem knurrigen Adlatus freundlich anlächelte.
    »Ah, da seid ihr ja«, sagte er und schloss die Tür hinter Gero.
    »Mattes, komm her«, rief er, und erst jetzt entdeckte Gero den blondgelockten, völlig verschüchterten Jungen, der an d’Ours Tisch saß und sich offenbar nicht getraute aufzublicken.
    »Ihr müsst entschuldigen«, ergriff d’Our für den Jungen das Wort. »Er ist noch ziemlich durcheinander von der langen Reise.« Trotzdem packte er ihn bestimmt an den Schultern und zwang ihn damit aufzustehen.
    »Verbeug dich vor deinem zukünftigen Kommandeur-Leutnant«, befahl er dem Jungen ungeduldig. »Das ist Bruder Gerard von Breydenbach. Und das hier«, fuhr d’Our fort und verdrehte entnervt die Augen, »ist Matthäus von Bruch.« Immer noch mit gesenktem Kopf ging der vielleicht Zehnjährige auf Gero zu und tat, wie der Komtur ihm geheißen hatte.
    »Er wird im Sommer elf Jahre alt«, bestätigte d’Our Geros Vermutung, »ist also eigentlich noch zu jung, um seine Ausbildung zum Knappen zu beginnen, aber ich muss bei ihm eine Ausnahme machen. Er stammt aus dem nördlichen Lothringen und ist der Sohn meiner Schwester«, fuhr d’Our mit einem Seufzer fort. »Sie ist vor kurzem an einem Fieber gestorben. Sein Vater ist schon zuvor bei einer Fehde im Kampf gefallen. Seine Eltern sind nun beide tot, und er hat niemand anderen als mich. Um es kurz zu machen«, fuhr er fort und strich Mattes, wie er ihn nannte, noch einmal forsch durch die dicken Locken, »ich möchte ihn Euch als Knappen zuteilen, Bruder Gerard. Es ist Euch doch recht, oder? Ich meine, er ist noch ein bisschen zu jung, um das Waffenhandwerk zu erlernen, aber ich bin sicher, dass er bei Euch in guten Händen ist.«
    Gero blickte auf den Blondschopf hinab, der für sein Alter nicht besonders groß geraten war, und empfand sofort ein Gefühl inniger Zuneigung für den Jungen. Matthäus war zwar klein, aber zäh, wie man an seinem Körperbau trotz der dicken, braunen Kutte erkennen konnte. Und als er schließlich doch zu ihm aufblickte, hatte er die gleichen blauen Augen wie Gero und auch die Sommersprossen waren ähnlich wie jene, die er selbst als Junge gehabt hatte.
    »Wir kriegen das schon hin«, entgegnete Gero aufmunternd. »Willst du mit mir kommen, Mattes?«, fragte er in einem lothringischen Dialekt, der für die Heimat von Matthäus typisch war, und brach damit das Eis. »Ich werde dich mit meinem Schlachtross bekannt machen. Es ist sehr klug und frisst liebend gerne Äpfel. Du könntest ihm welche geben. Als mein Knappe ist es für dich wichtig, dass ihr euch möglichst rasch anfreundet.«
    »O ja!« Matthäus’ blaue Augen begannen unvermittelt zu leuchten.
    »Aber zuerst müssen wir noch einen Kameraden besuchen. Ihn hat es schlimm erwischt, als wir vor ein paar Tagen ein Räubernest ausgehoben haben. Er kann ein bisschen Unterhaltung sicher gut gebrauchen. Vielleicht willst du ihm erzählen, wo du herkommst und wie es dort so ist.«
    Matthäus erwachte vollends aus seiner Erstarrung,

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