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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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schob sich seinen Dreispitz leicht verwegen in die Stirn, stürmte die Treppe hinauf und klopfte. Zehn Minuten später stand er sich in einer biederen und recht überschaubaren Bibliothek die Beine in den Bauch und wartete auf seine Verlobte. Genau genommen kannte er die Bibliothek bereits, hatte er doch vor vier Tagen, als er mit Mr Fleming die Finessen des Ehevertrags besprochen hatte, geschlagene drei Stunden hier zugebracht. Zähe drei Stunden waren es gewesen, deren einziger Lichtblick darin bestand, dass Miss Fleming nicht zu viel versprochen hatte: Sie verfügte tatsächlich über eine beträchtliche Mitgift. Seine frisch Verlobte hatte er während dieses Besuches kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Nicht dass es ihrer Anwesenheit bedurft hätte — vielmehr war es üblich, dass die betreffende Dame den Verhandlungen nicht beiwohnte —, doch wäre ihr Erscheinen eine willkommene Abwechslung gewesen.
    Jasper schlenderte in der Bibliothek umher und inspizierte die Regale. Die Bücher schienen allesamt in Latein verfasst, und gerade als er sich zu fragen begann, ob Mr Fleming wohl so gut Latein lesen könne oder die Bücher einfach kistenweise gekauft hatte, um seine Bibliothek eindrucksvoll zu bestücken, kam Miss Fleming herein. Sie zog sich im Gehen noch rasch die Handschuhe an und schien ihn nicht länger warten lassen zu wollen. Seit jenem schicksalhaften Morgen in der Sakristei hatte er sie nicht mehr gesehen, aber sie trug noch immer dieselbe Miene zur Schau: eine Mischung aus Entschlossenheit und milder Missbilligung. Seltsamerweise fand er diese Miene recht charmant.
    Jasper verbeugte sich mit großer Geste. „Ah, meine Teure, Sie sind so lieblich wie ein laues Lüftchen an einem sonnigen Sommertag. Dieses Kleid umfängt Ihre Schönheit so trefflich wie ein goldener Ring einen Rubin."
    Sie sah auf und runzelte die Stirn. „Ich fürchte, Ihr Vergleich hinkt, Mylord. Mein Kleid ist weder golden, noch bin ich ein Rubin."
    Jasper lächelte breit, ließ seine Zähne blitzen. „Ah, aber zweifellos erhebt Ihre Tugend Sie zu einem Rubin der Weiblichkeit."
    „Zweifellos", erwiderte sie trocken, und um ihre Mundwinkel zuckte es, doch ließ sich schwer sagen, ob sie gereizt oder eher belustigt war. „Wissen Sie, ich habe mich schon immer gefragt, warum die Bibel nicht mit einer vergleichbaren Passage für den künftigen Gatten aufwartet."
    Tadelnd schnalzte er mit der Zunge. „Hüten Sie sich vor Blasphemie, Miss Fleming, denn sind Ehemänner nicht per se tugendhaft und unfehlbar?"
    Sie tat seine Bemerkung mit einem leisen Schnauben ab. „Und wie erklären Sie mein Kleid, das so gar nicht golden ist?"
    „Es mag nicht golden sein, aber seine Farbe ist ... ähm ..." Und hier geriet sogar seine Fantasie an ihre Grenzen, denn genau genommen hatte Miss Flemings Kleid die Farbe von Pferdemist. Vielsagend hob sie eine Braue.
    Jasper griff nach ihrer behandschuhten Hand und beugte sich darüber. Er atmete den würzigen Orangenduft von Neroliöl ein und überlegte, was er Geistreiches sagen könnte. Doch ihm fiel nichts ein — außer dass der sinnliche Neroli-Duft in krassem Gegensatz zu ihrem unscheinbaren Kleid stand. Glücklicherweise wirkte er sich stimulierend auf seinen Verstand aus, denn als Jasper sich wieder aufrichtete, fand er mit einem charmanten Lächeln folgende Worte: „Die Farbe Ihres Kleides lässt mich an wilde, sturmgepeitschte Klippen denken."
    Miss Flemings Braue blieb zweifelnd gehoben. „Was Sie nicht sagen."
    Er schob ihre Hand in seine Armbeuge. „Allerdings."
    „Wie das?"
    „Weil es eine so exotische, geheimnisvolle Farbe ist."
    „Es ist einfach nur braun."
    „Aber nein", widersprach er und riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. „Sagen Sie doch so etwas nicht. Es ist nicht ,einfach nur braun'. Aschen oder eichen mag es sein, tee- oder rehfarben, vielleicht auch eichhornfarben, aber ganz gewiss nicht braun."
    „Eichhornfarben?", wiederholte sie und sah ihn von der Seite an, als er sie die Treppe vor dem Haus hinabführte. „Soll das ein Kompliment sein, Mylord?"
    „So war es gedacht", sagte er. „Zumindest habe ich mich sehr darum bemüht, es wie ein Kompliment klingen zu lassen. Aber natürlich steht und fällt es damit, wie man zu Eichhörnchen steht."
    Vor seinem Phaeton blieben sie stehen. Stirnrunzelnd sah sie zum hohen Sitz hinauf. „Manchmal sind Eichhörnchen ganz possierlich."
    „Sehen Sie. Eindeutig ein Kompliment."
    „Törichter Mann", murmelte sie und

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