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Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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dass sie sich wiedersehen würden, weil es ihr eher unwahrscheinlich schien. Sie würde ein neues Zimmer finden und sich dann an die Arbeit machen.
    Aber sie wollte mit Graeme über die Unterhaltung sprechen, die sie gestern Nacht belauscht hatte, und insbesondere über die Notizen, die sie unerlaubterweise gelesen hatte. Sie musste allerdings einen Weg finden, dies zu tun, ohne zu verraten, dass sie gelauscht hatte und in seinem Haus herumgeschlichen war.
    Vanessa folgte Graeme aus der Tür und die felsige Anhöhe hinab zu dem Weg darunter. Ihrer Größe wegen hatte sie mit jedem Engländer Schritt halten können, aber sich Graemes Tempo anzupassen, war eine völlig andere Sache. Er war mindestens einen Kopf größer als sie und außerdem recht stämmig. Gestern Abend, als sie bei dieser Zeremonie vor ihm gestanden hatte, war sie sich zum ersten Mal, soweit sie sich erinnern konnte, zart und feminin vorgekommen.
    Ihre Größe gehörte zu den Dingen, die ihrer Mutter Kummer gemacht, sie die Hände hatte ringen und sich auf die Lippe hatte beißen lassen, weil sie so besorgt wegen der Hochzeit war. Vanessa war ein wenig größer als Jeremy, und eines Nachmittags war Vanessas Mutter fast hysterisch geworden, als darüber entschieden werden musste, welche Schuhe Vanessa bei der Hochzeit tragen sollte.
    Wie schade, dass Graeme kein echter Heiratskandidat für sie war. Seine beeindruckende Männlichkeit und sein unerhört gutes Aussehen hätten ihre Mutter ins Schwärmen gebracht – bis er etwas gesagt und sich sein »unzivilisierter« schottischer Akzent verraten hätte. Sowie ihre Mutter gemerkt hätte, dass er nur ein einfacher Schotte war, hätte sie gleich wieder einen hysterischen Anfall bekommen.
    »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen«, sagte Graeme, ohne sich umzudrehen und sie anzusehen.
    »Ja, das habe ich. Danke.« Sie war versucht, ihn zu fragen, wo er geschlafen hatte, besann sich aber eines Besseren und verzichtete darauf. Warum sollte es sie kümmern, wo er die Nacht verbracht hatte? »Warum gehen wir in die Stadt?«
    »Um Sie in einen Zug nach London zu setzen.«
    Sie blieb stehen, aber er ging weiter. »Ich habe nicht die Absicht, nach London zurückzukehren«, sagte sie laut genug, um weiter unten auf dem Pfad gehört zu werden. »Zumindest vorläufig nicht. Ich habe viel zu tun.«
    Diesmal blieb er stehen und drehte sich zu ihr um, worauf sie die paar Schritte zu ihm hinuntereilte. »Das hier ist kein Ort für unverheiratete Frauen«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ja, das haben Sie deutlich genug gemacht, als Sie mich gestern Abend mit List und Tücke dazu gebracht haben, Sie zu heiraten.« Vanessa verschränkte die Arme über der Brust und erwiderte ruhig seinen Blick.
    »Ich sagte Ihnen doch schon«, versetzte er lautstark, bevor er Atem holte und in viel gedämpfterem Ton weitersprach, »dass unsere Heirat nicht rechtmäßiger ist, als wenn wir einen betrunkenen Seemann von der Straße aufgelesen und ihn gebeten hätten, uns zu verheiraten. Es ist ein lächerlicher alter Brauch, der für niemanden mehr Bedeutung hat.«
    Vanessa fiel zum ersten Mal auf, dass er mit den Händen gestikulierte, wenn er zornig war. So ungern sie es sich auch eingestand, er war ein sehr interessantes Exemplar seiner Gattung, das sich zu studieren lohnte. Und dass sie so verdammt neugierig auf ihn war, empfand sie als ausgesprochen ärgerlich, vor allem, da er sich wie ein anmaßender Flegel aufführte.
    Er ließ die Arme sinken. »Und ich kann Ihnen nicht meinen Schutz anbieten, weil auch ich sehr viel zu tun habe.«
    »Zu tun? Und was für eine Art von Arbeit haben Sie zu tun?« Vielleicht konnte sie ihm ihre Hilfe anbieten, falls er ihr jetzt von dem verborgenen Schatz und der Suche nach dem Stein der Vorsehung erzählte. Sie verstand sehr gut zu recherchieren, ganz abgesehen davon, dass sie sieben Sprachen beherrschte.
    »Oh, Ihrer Meinung nach habe ich bestimmt nichts Sinnvolles zu tun«, sagte er, und mit jedem Wort wurde sein Akzent noch ausgeprägter. »Sie glauben doch, ich sei nichts weiter als ein fauler Schotte, der seine Tage damit verbringt, Bierkrüge zu stemmen und unter den nächstbesten Rock zu greifen.«
    Vanessa öffnete schon den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn dann aber schnell wieder. Sie hatte nichts dergleichen gedacht. Er hatte ihre Frage völlig missverstanden. Natürlich waren ihr bei den anderen Männern gestern Abend solche Gedanken gekommen, aber doch nicht

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