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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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dessen Arroganz Elizabeth wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf: „Nicht du wirst sie weggeben, Schwesterherz, sondern ich werde das tun. Die Grauen gehören zu meinem Erbe, hast du das schon vergessen?“
    Elizabeth konnte ihn nur mit großen Augen anstarren. „Billy! Wie redest du denn mit mir?“
    Erst in diesem Augenblick erinnerte Elizabeth sich an die Anwesenheit von Lord Linworth. Am liebsten hätte sie sich mit der Hand auf den Mund geschlagen. Wie kamen sie dazu, in seiner Gegenwart zu streiten? Billy hatte in dieser Hinsicht weit weniger Skrupel. „Ich schlage den Tonfall an, der mir angemessen erscheint!“, entgegnete er, und es klang eher patzig als männlich erhaben.
    „Ach Kinder, so hört doch auf, euch zu zanken!“ Lady Portland verzog unwillig ihre Lippen und warf noch ein Stück Zucker in ihre Teetasse. „Außerdem interessieren mich die Gäule nicht im Geringsten. Sprechen wir doch lieber darüber, wie wir den heutigen Tag gestalten wollen.“
    Elizabeth war nur zu bereit, ihr zu gehorchen. Nicht jedoch, ohne ihrem Bruder ein „Billy, wir sprechen uns noch!“ ins Ohr zu raunen.
    Ihr Bruder indes ging über die Worte seiner Mutter einfach hinweg. „Ich werde mich umgehend nach einem Käufer umsehen. Morgen findet ein Wettrennen zwischen Willowby und Deverell statt, und es werden zahlreiche Gentlemen aus London erwartet. Vater fuhr auch gern Rennen. Sicher erinnern sich noch viele an seine glorreichen Siege, und mich würde nicht wundern, wenn lebhaftes Interesse an den Grauen bestünde.“
    Elizabeth beschloss, darauf nichts weiter zu erwidern, sondern nach dem Frühstück mit Billy unter vier Augen zu sprechen. Bestimmt würde sie ihn überzeugen können, wenn keine Zuhörer anwesend waren. Lord Linworth, der dem Disput bisher schweigend zugehört hatte, legte nun sein Besteck zur Seite und sagte, an Billy gewandt, mit strengem, fast väterlichem Tonfall: „Ich finde, du tätest gut daran, dich den Wünschen deiner älteren Schwester zu beugen, junger Mann.“
    Elizabeth wäre vor Schreck beinahe der Bissen im Hals stecken geblieben. Sicher waren die Worte gut gemeint und als Kompliment für sie und ihre Urteilsfähigkeit gedacht. Aber nun war das Ganze vollkommen verfahren. Sie wusste, dass damit die Entscheidung gefallen war: Billy würde sich einen derart belehrenden Tonfall nicht gefallen lassen. Die Grauen waren so gut wie verkauft. Onkel Justin, Billys Vermögensverwalter, würde natürlich das letzte Wort haben. Doch der war viel zu bequem, um Einwände zu erheben.

    Als sie eine gute Stunde später zu den Stallungen hinübergegangen war, um sich von den edlen Tieren noch einmal in aller Ruhe zu verabschieden, kam John ihr an der Stalltüre entgegen, und seine Miene verhieß nichts Gutes. „Eben wollte ich Sie aufsuchen, Miss Elizabeth. Summerwind gefällt mir heute Morgen gar nicht. Es hat den Anschein, als würde seine rechte Vorhand lahmen. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich denke doch, das sollten Sie sich ansehen.“
    Erschrocken hastete Elizabeth mit großen Schritten zur Box ihres Lieblingspferdes, nahm das Tier am Halfter und führte es ins Freie hinaus. Tatsächlich, so rhythmisch und elegant die Bewegungen sonst waren, so mühsam schleppte es sich heute über den Vorplatz. Sie beugte sich vor, um den rechten Vorderlauf zu begutachten, und entdeckte eine kleine, längliche Wunde über dem Huf. Vielleicht machte ihm die zu schaffen?
    „Am besten, du gehst in die Küche und bittest die Köchin, eine Heilsalbe zuzubereiten, wie es Mr. Simmons immer getan hat.“
    „Meinen Sie die Mischung aus Ringelblumenextrakt, Arnika und Schweineschmalz?“ Elizabeth nickte. „Summerwind braucht jetzt unbedingt Schonung. Dass ihn keiner von euch reitet, verstehst du? Und melde dich, sobald sich sein Zustand ändert!“
    So gerne sie auch bei ihrem Pferd geblieben wäre, ihre Verpflichtungen erlaubten es nicht. Aus dem Pförtnerhaus erreichte sie die Nachricht, der Verwalter liege nach einem Gichtanfall auf seinem Sofa und könne sich kaum bewegen. Seit Jahren schon hatte der Arzt, der regelmäßig nach Portland Manor kam, um Lady Portland zu untersuchen, sie zu beruhigen und ihr beste Gesundheit zu bescheinigen, den Verwalter vor allzu deftigen Speisen und dem Genuss von schwerem spanischem Rotwein gewarnt. Wie sich jetzt herausstellte, hatte dieser alle Warnungen in den Wind geschlagen.
    „Was soll ich denn machen, Miss Elizabeth?“, sagte er stöhnend, als

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