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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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besserwisserischen Äußerungen von Mr. Bavis gewesen. Als er jetzt auch noch vor ihr auf die Knie fiel und ihr eine ihrer eigenen Rosen mit theatralischer Geste entgegenhielt, da war es um ihre Contenance geschehen.
    „Liebste Miss Porter, teuerste Elizabeth! Meine Gefühle für Sie können längst kein Geheimnis mehr sein. Sie sind die Frau, der ich die Ehre angedeihen lassen möchte, Mrs. Bavis zu werden. Oh, schöne Gärtnerin der Liebe, reiche mir die Hand zum Bund.“
    Selbst wenn Elizabeth tatsächlich die Absicht gehabt hätte, ihm die Hand zu reichen, so wäre dies in diesem Augenblick völlig unmöglich gewesen. In der Rechten hielt sie die Gartenschere, in der Linken den Strauß Rosen, deren spitze Dornen noch immer unangenehm durch das grobe Leder ihrer Handschuhe stachen. In Kürze würden Billy und Lord Linworth von ihrem Ausflug zurückkehren, um sich für ein Abendessen bei Freunden umzukleiden. Nicht auszudenken, wenn die beiden Zeugen dieser peinlichen Szene würden!
    „So stehen Sie doch auf, Mr. Bavis, ich bitte Sie! Ich danke Ihnen für Ihren Antrag, doch ich werde ihn nicht annehmen.“
    Ihr Tonfall war nun um einiges schärfer. Aber Mr. Bavis hatte sich schon zu weit vorgewagt, um sich jetzt noch beirren zu lassen. Er klammerte sich an ihren Unterarm wie an einen rettenden Strohhalm. „Aber meine Schöne, meine Teuerste, sie müssen mich falsch verstanden haben! Ich mache Ihnen einen Heiratsantrag . Ich bin bereit, Ihnen alle Wünsche zu erfüllen …“
    Doch der einzige Wunsch, den Elizabeth in diesem Augenblick hatte, war, Mr. Bavis möge nicht länger vor ihr in ihrem Rosengarten knien. Sie wollte, dass er endlich, endlich verstand, dass sie seinen Antrag nie und nimmer annehmen würde. Hörte sie da etwa Schritte? Waren Billy und Lord Linworth auf dem Weg hierher, um sie zu suchen? Sie durften sie keinesfalls in dieser verfänglichen Situation antreffen!
    „Nun stehen Sie doch auf, Mr. Bavis“, forderte sie ebenso inständig wie ungeduldig. „Und nehmen Sie endlich zur Kenntnis, auch wenn Sie der letzte Mann auf Gottes weiter Erde wären, würde ich mich nicht mit Ihnen vermählen!“
    Während sich ihr Verehrer erhob, die Rose achtlos fallen ließ und mit seinen Händen die staubigen Knie seiner Hose abklopfte, fiel Elizabeths Blick zur Hausecke. Dort stand eine seltsame Gestalt in einem braunen Umhang. Ihr Gesicht war von einem dunklen Vollbart nahezu verdeckt. Nur die Augen waren zu erkennen. Tiefblaue Augen, die sie mit einem Grad an Verachtung musterten, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.

7. Kapitel
    Wie, um Himmels willen, kam ein katholischer Mönch aus dem Mittelalter in ihren Rosengarten? Der sah fast aufs Haar aus wie der auf dem Kupferstich in Mr. Barnsleys Arbeitszimmer. Sie wusste noch genau, wie erschrocken sie war, als sie das Bild zum ersten Mal gesehen hatte! Damals war sie fünf oder sechs Jahre alt und hatte Papa und den Verwalter erstmals bei einem Ausritt begleiten dürfen.
    „Papa, ist das der Teufel?“, hatte sie gefragt und mit dem Zeigefinger auf den düsteren Alten gezeigt, der in eine braune Kutte gekleidet, die Kapuze tief in sein bärtiges Gesicht gezogen, schweren Schrittes einen Abhang hinunterschritt. Mr. Barnsley hatte sich einen Spaß daraus gemacht, ihre Angst weiter anzufachen. „Kann schon gut möglich sein“, hatte er gemeint, bemüht, seiner Stimme einen besonders geheimnisvollen Klang zu verleihen, „und wenn du nicht brav bist, junge Lady, dann kommt er eines Tages aus dem Bild heraus und nimmt dich mit.“
    Papa hatte Mr. Barnsley ernstlich gescholten und sich sofort zu ihr herabgebeugt, um sie zu beruhigen. Dennoch beschlich sie noch heute ein ungutes Gefühl, wenn sie an den Mönch auf dem Bild dachte. Und jetzt stand dieser Mann kaum dreißig Meter von ihr entfernt und bewegte sich nicht. Der verachtungsvolle Blick war aus seinen Augen gewichen. Wenn sie seine Gesichtszüge richtig interpretierte, dann blickte er jetzt erwartungsvoll, nicht ohne eine gewisse Anspannung, zu ihr hinüber.
    „Ich sehe, Sie haben Besuch. Sie gestatten daher, dass ich mich verabschiede. Miss Elizabeth, Ihr Diener.“ Mr. Bavis deutete eine Verbeugung an, schwang sich auf sein Pferd und ritt in raschem Trab die Allee hinunter. Ungläubig sah ihm Elizabeth nach. Er konnte den seltsamen Mönch doch unmöglich als einen willkommenen Gast betrachtet haben! Endlich hätte er die Gelegenheit gehabt, sich nützlich zu machen, und dann ritt er

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