Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
sich für andere einsetzt, koste es, was es wolle.«
»Ja, ich glaube, ein bisschen davon habe ich gesehen, als wir kurz vor der Stadt anhielten, weil ich aufs Klo musste. Da war dieser Typ, der mich echt gruselig angemacht hat, und Ella hätte ihn fast zusammengeschlagen.«
Ich versuche, nicht zu lachen. »Ach ja?«
»Und so war sie, als du sie gekannt hast? So richtig knallhart?« Lila grinst, und ich überlege, dass sie vielleicht gar nicht so bescheuert ist, wie ich dachte.
»Ja, sie war ganz schön knallhart.« Ich schiebe meine Tür auf. Auf dem Kies draußen knirschen meine Stiefel.
Vor dem Blechschuppen stehen nur wenige Wagen, und die Garagentore sind beide weit offen. Drinnen parkt ein Truck, und der Werkstattbesitzer – Ethans Dad – arbeitet unter der Motorhaube.
»Und was machst du so?«, fragt Lila, als wir zum Eingang gehen.
»Ein bisschen von diesem und jenem«, antworte ich im Scherz.
»Ist also ein Geheimnis?« Sie steigt auf meinen lockeren Ton ein.
Ich spiele mit der Kette an meiner Jeans. »Vorerst ja.«
»Alles klar.« Sie drängt nicht weiter, was sie mir noch ein bisschen sympathischer macht.
Ethan wartet im Büro auf uns, wo er sich weit in einen Stuhl zurückgelehnt und die Füße auf den Tresen gelegt hat. Sein Kopf ist nach hinten geneigt. »Wird aber auch Zeit. Ich wollte gerade wieder gehen.«
Lila fängt an zu kichern und holt ihr Handy aus der Handtasche. »Ihr Typen spinnt.«
Ethan nimmt die Füße runter und steht auf. »Was ist so witzig?«
»Nichts«, antworte ich achselzuckend und stütze die Arme auf den Tresen. »Ella und ich hatten ihr bloß gerade erzählt, dass dir das Warten schnell zu langweilig wird und du abhaust, wenn wir uns nicht beeilen.«
»Ah, ihr quatscht hinter meinem Rücken über mich!« Er kommt um den Tresen herum auf Lila zu. »Hast du die Schlüssel, oder stecken sie?« Ich werfe ihm die Schlüssel zu, er fängt sie auf. »Wo ist Ella?«
»Ihr Bruder ist aufgetaucht«, erkläre ich. »Sie ist bei sich zu Hause.«
Ethan staunt. »Und du lässt sie mit ihm alleine?«
»Nur um den Wagen herzubringen«, antworte ich. »Lila und ich gehen zu Fuß zurück.«
Lila sieht zwischen Ethan und mir hin und her. »Stimmt was mit Ellas Bruder nicht?«
»Sie schafft das schon.« Ich lehne mich mit verschränkten Armen an die Glastür und sehe auf meine Uhr. »Aber wir sollten jetzt zurückgehen.«
»Ich glaube, ich bleibe lieber hier«, sagt Lila. Sie blickt stirnrunzelnd auf ihr Handy.
»Wenn du meinst. Ethan behandelt den Wagen gut.«
Sie wirkt durcheinander, als sie ihr Handy wieder einsteckt. »Ja, aber ich muss aufpassen, dass alles richtig gemacht wird.«
»Na gut. Findest du allein zurück?« Ich drücke die Tür auf.
»Ich kümmere mich darum, dass sie heil zu Ella kommt«, bietet Ethan mit einem Schulterzucken an.
Lila schiebt ihren Taschenriemen höher auf die Schulter und lächelt ihm zu. »Danke.«
»Tja, wenn das für euch beide okay ist, sehen wir uns nachher.« Ich wandere über den Parkplatz zur Straße. Es wird spät, und die Chancen, dass Lilas Wagen noch heute fertig wird, stehen verdammt schlecht. Im Gehen schicke ich Ella eine SMS .
Ich bin’s. Ist bei dir alles okay?
Die eingezäunten Vorgärten der Häuser links und rechts sind ausgedörrt. An einer Straßenecke findet ein Drogendeal zwischen einigen Jugendlichen statt, die aussehen, als gingen sie noch auf die Highschool. Dieser Teil der Stadt ist ziemlich heruntergekommen, was für mich heute kein Problem mehr ist; aber als Ella und ich noch jünger waren, hatten wir damit unsere Schwierigkeiten.
Ella war immerzu neugierig, interessierte sich für alles. Oft wurden wir von anderen gejagt, weil wir unsere Nase in Sachen gesteckt hatten, die uns nichts angingen, und ich wurde mehrmals verprügelt, weil ich Ella verteidigte.
Dennoch würde ich es jederzeit wieder tun, denn letztlich läuft es darauf hinaus, dass wir beide gegen den Rest der Welt stehen. So war es immer.
Das Handy summt in meiner Tasche, und ich sehe gleich nach. Zu meiner Verwunderung sehe ich Ellas Namen auf dem Display.
Ella: Nein, ist es nicht.
Ohne nachzudenken, renne ich los, so schnell ich kann.
Kapitel 7
ELLA
Dean hat seine Musik oben so laut aufgedreht, dass die Zimmerdecken vibrieren. Ich fange an, den Müll in der Küche zu sortieren, um die Begegnung mit ihm aufzuschieben. Den Mülleimer zwischen Hüfte und Küchenschränke geklemmt, wische ich mit dem Arm über die Arbeitsplatte und
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