Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
packe ich die Tischkante mit beiden Händen. »Ihr seid Grantford über den Weg gelaufen?«
Ella nimmt die Hand aus ihrem Haar und lässt sie zur Seite sinken. »Ja, aber das war nichts weiter. Er hat sich aufgeführt wie immer, und du weißt ja, wie er ist.«
Ich lasse den Tisch los und versuche, die Wut aus meinem Kopf zu drängen. Egal was Ella sagt, Grantford hätte sie nie in jener Nacht in ihrer Verfassung auf der Brücke lassen dürfen.
Es wird Zeit für einen Themenwechsel, also strecke ich die Beine aus und frage: »Wie kam es eigentlich, dass du dich mit Lila angefreundet hast?«
Sie überlegt einen Moment. »Wir haben uns ein Zimmer geteilt«, sagt sie, wobei ihre Unterlippe, auf die sie gebissen hatte, vorschnellt, und das macht mich irre. »Sie war richtig nett, anders als meine Freunde hier, und ich wollte eine Veränderung.«
Ich springe auf und stelle mich vor sie. »Veränderung ist gut, aber sich vollkommen zu verschließen, ist was anderes, Ella. Hast du … Hast du jemals mit irgendwem darüber geredet, was mit deiner Mom passiert ist?«
Sofort versteift sie sich und dreht sich zur Tür, als wollte sie raus. »Das geht dich nichts an.«
Ich versperre ihr den Weg. »Doch, geht es. Ich kenne dich seit Ewigkeiten, also habe ich ein Recht zu erfahren, was in deinem Kopf vorgeht.«
Ihre Augen verengen sich, und sie stemmt die Hände in die Hüften. »Geh mir aus dem Weg, Micha Scott!«
»Wieso musst du neuerdings dauernd meinen Nachnamen sagen?«, erwidere ich. »Früher reichte es dir völlig, mich in angepissten Momenten einfach Arschloch zu nennen.«
»Solche Ausdrücke benutze ich nicht mehr«, sagt sie schlicht. »Ich bin jetzt netter.«
»Ach was? Jetzt gerade wirkst du auf mich aber reichlich angepisst.«
»Ich versuche, es nicht zu sein«, zischt sie. »Was du mir sehr schwer machst.«
»Okay, du brauchst eine Auszeit. Und mir reicht es mit deinem sturen Bockmist.« Ich hebe sie hoch und werfe sie mir über die Schulter.
Sie ringt entsetzt nach Atem und trommelt mit den Fäusten auf meinen Rücken ein. »Verflucht noch mal, Micha, lass mich runter!«
Ohne auf sie zu hören, gehe ich zur Hintertür hinaus und die leere Einfahrt hinunter. Ich überlege, ihr an den Hintern zu fassen, weil ich es könnte, aber ich fürchte, sie würde mich beißen – obwohl, das klingt nicht schlecht.
»Micha«, schimpft sie wütend, »lass mich runter!«
Meine Mom kommt aus dem Haus, als ich Ella zur Garage trage. Sie hat ein schwarzes Kleid an, das für ihr Alter ein bisschen zu kurz ist, und ihr gesträhntes Haar ist pudelmäßig auftoupiert. Außerdem hat sie zentimeterdickes Make-up aufgetragen. Sie muss ein Date haben.
Sie bleibt an der obersten Verandastufe stehen und neigt den Kopf zur Seite, um genauer hinzusehen. »Ella, bist du das?«
Ella hört auf zu zappeln und hebt den Kopf, damit sie meine Mom ansehen kann. »Hi, Miss Scott. Wie geht es Ihnen?«
»Hi, Kindchen, mir geht’s gut. Aber gibt es einen Grund, warum Micha dich so trägt?«, fragt sie. »Bist du … verletzt?«
Ella schüttelt den Kopf. »Nein, mir geht’s gut. Micha findet das hier witzig.«
Was bedeutet, dass sie insgeheim mag, was ich tue, und es bloß nicht zugeben will.
»Ich will nur ein bisschen mit ihr herumfahren«, sage ich und lasse meine Hand hinten auf ihrem Schenkel höher wandern, worauf sie mir halb im Spiel die Hand auf den Hinterkopf schlägt. »Ich fahre dich in meinem Auto spazieren, und du hältst mich für einen Perversling?«
Meine Mom seufzt dramatisch und öffnet ihre Handtasche. »Wie auch immer, es ist schön, euch beide wieder zusammen zu sehen.« Sie angelt ihre Autoschlüssel aus der Tasche, und ihre Absätze klappern, als sie die Treppe hinuntergeht. »Micha hat dich jedenfalls sehr vermisst.«
»Wiedersehen, Mom!«, rufe ich winkend und gehe weiter zur Garage, als meine Mom in ihren Cadillac steigt, der an der Straße parkt.
»Will sie zu einem Date?«, fragt Ella neugierig.
»In letzter Zeit geht sie oft zu Dates.« Ich reiße die Autotür weit auf und kippe Ella auf den Beifahrersitz.
Sie versucht, wieder auszusteigen. »Ich fahre heute Abend nirgends hin, Micha.«
Sanft schubse ich sie auf den Sitz zurück. »Ich lasse dich nicht in deinem Zimmer hocken und schmollen, weil dein Bruder da ist. Wir gehen aus und amüsieren uns.«
Ella verschränkt starrsinnig die Arme vor dem Oberkörper, was ihre Brüste fast aus dem Top drückt. »Ich muss doch zu Hause sein, wenn Lila
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