Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
schätze, das ist es, worum er sich kümmern wollte. Wortlos stehe ich auf und renne hinaus in den Regen.
MICHA
Heute Abend bringt Ella mich um. Ich bin derart geil, dass ich mindestens eine Stunde kalt duschen sollte, um mich wieder zu beruhigen. Und sie ist betrunken, deshalb darf ich das hier nicht weitertreiben. Ich will in mein Zimmer, um das Problem selbst zu lösen, als mir Naomi über den Weg läuft.
Sie winkt mir zu und lacht. »Wir zwei müssen reden.«
»Ich habe mich noch nicht entscheiden!«, brülle ich, weil die Musik so laut ist.
Naomi packt mich am Arm und zieht mich mit sich durch den Flur, wo sie die anderen einfach zur Seite schubst. Sobald wir in meinem Zimmer sind, schließt sie die Tür hinter uns und schaltet das Licht an. »Also gut, verrate mir bitte, wieso es dir auf einmal so schwerfällt, dich für etwas zu entscheiden, das du dein Leben lang gewollt hast.«
»Das möchte ich lieber nicht.«
Genervt wirft sie die Hände in die Luft. »Ich verstehe dich nicht. In der Highschool hast du von nichts anderem geredet, als dass du mit einer Band auf Tour gehen willst.«
»Will ich noch«, sage ich. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich bestimmte Leute hier einfach im Stich lassen kann.«
Sie entspannt sich und lässt ihre Hände herabsinken. »Okay, das leuchtet mir ein. Mir war auch nicht wohl dabei, meinen Dad allein zu lassen, aber ich habe mit ihm geredet, ihm erklärt, warum ich das machen will, und weißt du was? Er hat es verstanden.«
»Bei mir ist es komplizierter, Naomi.« Ich setze mich aufs Bett und wünsche mir, sie würde gehen. »Es ist nicht nur meine Mom, wegen der ich mir Gedanken mache.«
Sie hockt sich neben mich und überkreuzt ihre Beine. »Es ist wegen Ella.«
»Scheiße, bin ich so durchschaubar? Ich dachte nämlich immer, ich wäre subtil.«
Sie lacht. »Das warst du nie. Und nicht bloß dir sieht man es auf Meilen an, sondern ihr ebenfalls. Aber du kannst nicht dein ganzes Leben um ein Mädchen kreisen lassen. Du musst nach vorn sehen und mit dem Leben anfangen, das du willst.«
Sie versteht es nicht. »Ja, reden wir nicht darüber.«
»Na gut.« Wieder hebt sie die Hände. »Entschuldige, ich lasse es. Ich wollte bloß, dass du mal richtig überlegst, was du tust.«
Sie tätschelt mein Knie, bevor sie wieder rausgeht. Nachdem sie die Tür geschlossen hat, lasse ich mich auf dem Bett nach hinten fallen. Vielleicht hat sie recht. Vielleicht wird es Zeit, Ella loszulassen.
»Scheiße!« Ich bin völlig unentschlossen.
Mein Blick wandert zu Ellas Haus. Es ist dunkel bis auf ein Licht: das Badezimmer, in dem ihre Mutter starb. Dort hat seit acht Monaten kein Licht mehr gebrannt. Wieso ist es jetzt an?
Kapitel 15
8 Monate zuvor …
ELLA
»Du willst doch nicht ernsthaft den Baum raufklettern, oder?« Micha sieht mich stirnrunzelnd an. Seine Jeans ist ideal geschnitten, um seinen tollen Hintern zu betonen, und sein schwarzes T-Shirt sitzt perfekt. »Du brichst dir das Genick.«
Ich stehe in der Dunkelheit, reibe mir die Hände und grinse. »Du weißt doch, wie sehr ich das Risiko mag.«
Das Mondlicht fällt von hinten auf ihn, sodass sein blondes Haar beinahe glüht. »Ja, aber im Moment bist du ein bisschen neben der Spur, und ich finde nicht, dass du gerade jetzt Bäume raufklettern solltest.«
»Mir passiert schon nichts«, winke ich ab und schiebe die Ärmel meiner Lederjacke nach oben. Dauernd macht er sich Sorgen um mich, und auch wenn ich das eigentlich mag, muss ich ja nicht immer auf ihn hören. »Außerdem bekomme ich gewaltigen Ärger, sollte mich mein Dad erwischen, wie ich mich ins Haus schleiche – vorausgesetzt er ist zufällig nüchtern. Immerhin war ich heute Abend dran, auf Mom aufzupassen.«
Ich greife nach einem Ast und versuche, mit dem Fuß Halt am Stamm zu finden. Leider rutsche ich ab und ächze frustriert. Micha lacht kopfschüttelnd, als er um mich herum geht und sich hinter mich stellt.
»Aber falls du dir das Genick brichst, Hübsche, bin ich nicht schuld«, sagt er.
»Ist dir mal aufgefallen, wie unpassend dein Spitzname für mich ist?« Ich greife nochmals nach dem Ast. »Denk dir einen anderen aus.«
Er nimmt mein Haar beiseite und neigt sich dicht an mein Ohr. »Er passt außerordentlich gut. Du bist das schönste Mädchen, das ich kenne, Ella May.«
Mein benebelter Verstand braucht ein wenig, bis er begreift, was Micha gesagt hat. »Versuchst du, witzig zu sein?«
Er verneint stumm. »Es ist mein voller Ernst. Aber
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