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Das Geheimnis von Melody House

Das Geheimnis von Melody House

Titel: Das Geheimnis von Melody House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Windstoß sie umgeworfen? Oder hatte sie jemand in die Grube gestoßen? Aber warum?
    “Hilfe!” schrie sie wieder. Sie versuchte, an der Seite hochzuklettern, und krallte ihre Hände in die nasse Erde. Aber die Wände waren zu glatt und zu feucht, um Halt zu finden, und so rutschte sie immer wieder ab.
    Resigniert strich sie sich das klatschnasse Haar aus dem Gesicht. Irgendjemandem würde ihr Fehlen doch bestimmt bald auffallen.
    Oder nicht?
    “Hilfe! Hilfe! Hilfe!” schrie sie gellend, von plötzlicher Verzweiflung gepackt, während sie ihre Anstrengungen, an der Wand hochzuklettern, verdoppelte. Über ihr krachte wütend ein Donner. Gleich darauf riss ein greller Blitz den Himmel auf, und eine Sekunde später war es dunkler denn je. Erschöpft und zitternd lehnte sie sich an die Erdwand und versuchte nachzudenken.
    Die Dunkelheit, die sie umgab, das tiefe Erdloch und der Geruch nach Erde flößten ihr mehr Angst ein, als sie sich eingestehen wollte.
    “Ich bin es gewöhnt, mit Geistern zu sprechen”, flüsterte sie. “Warum um alles in der Welt sollte ich wohl auf einem Friedhof Angst haben?”
    Aber sie konnte ihre Furcht nicht leugnen. Die schlammige Brühe, in der sie stand, stieg und stieg und reichte ihr mittlerweile schon bis zu den Waden. Sie malte sich aus, wie Würmer und Blutegel langsam an ihren Beinen hochkrabbelten. Da durchzuckte sie ein Gedanke: ihr Handy!
    Als ihr die rettenden Worte durch den Kopf schossen, musste sie fast über sich selbst lachen. Wie dumm sie manchmal war! Warum war sie nicht gleich darauf gekommen?
    Sie kauerte sich hin und tastete euphorisch in der schlammigen Brühe nach ihrer Handtasche. Um gleich darauf bitter enttäuscht zu werden. Natürlich war auch ihre Tasche vom Wasser aufgeweicht und voller Matsch. Sie zog das nasse Handy hervor, wischte es behutsam ab, aber das Display zeigte nicht mehr die gewohnten Symbole, die Tasten reagierten nicht. Es war umsonst. Das Handy funktionierte nicht mehr. Wütend schleuderte sie es quer durch die Grube. Es prallte auf der anderen Seite mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand und rutschte ins Wasser.
    Auf der verzweifelten Suche nach einer rettenden Idee schloss Darcy die Augen.
    Visionen verfolgten sie. Sie sah durch die Luft wirbelnde Knochen. Dunkelheit umfing sie, schloss sie ein. Von Panik übermannt schossen ihr Bilder von verwesten Leichen durch den Kopf, die an die Wasseroberfläche trieben, zum Leben erwachten, sich langsam neben ihr hin und her auf den Wellen wiegten … Dunkelheit, der Matsch, in dem sie immer tiefer versank, Leichenhände, die sich um ihre Fußknöchel legten und sie tiefer und tiefer in die schwarze Brühe hinunterzogen.
    “Nein, Darcy, nein!” versuchte sie sich selbst zur Ordnung zu rufen und riss die Augen wieder auf.
    Sie würden kommen. Irgendjemand würde kommen und sie hier herausholen, und zwar schon bald, sehr bald.
    “Josh?” flüsterte sie.
    Sie sah ihn nicht. Aber sie glaubte, einen warmen Luftstrom zu spüren. “Josh … hilf mir!”
    Wieder das Gefühl von Wärme, von Trost. In ihrem Kopf ein Flüstern:
Alles wird gut
.
    “Bleib bei mir, Josh. Ich habe Angst”, wisperte sie.
    Eine Sekunde später riss ein weiterer greller Blitz den Himmel auf. Sie hörte einen ohrenbetäubenden Krach und rätselte noch über dessen Ursprung, als ein lautes Knacken an ihr Ohr drang.
    “Josh!” schrie sie.
    Aber da war nichts, was sich als Antwort hätte deuten lassen, absolut nichts. Kein tröstliches Flüstern. Kein warmer Luftstrom. Sie war allein. Mutterseelenallein.
    Als gleich darauf die Luft von einem lauten Bersten erfüllt war, wusste sie, was passiert war.
    Die Eiche, die riesige Eiche war von einem Blitz getroffen worden.
    Als der Baum eine Sekunde später quer über das offene Grab stürzte, in dem sie gefangen war, stieß sie einen gellenden Schrei aus.
    Endlich traf auch Adam mit seinen Passagieren ein.
    Clint, Clara und Sam.
    “Wo sind die anderen?” fragte Matt Clint.
    “Carter fährt bei Delilah mit – sie müssten eigentlich gleich hier sein. Mae sucht noch einen Parkplatz. Jason Johnstone hilft David Jenner mit seiner Ausrüstung. Reverend Bellamy hat keine Zeit, weil er noch eine weitere Beerdigung vorbereiten muss. Mrs. O’Hara war mit dem eigenen Auto da und …”
    “Darcy. Wo zum Teufel ist Darcy?” unterbrach Matt ungeduldig seinen Redestrom.
    “Ist sie nicht bei Ihnen mitgefahren?” fragte Adam beim Herüberkommen.
    Clint schnaubte verärgert.

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