Das Geheimnis von Melody House
in Acht nehmen muss!
Diesen Satz hatte sie oft genug gehört. Und sie hatte ihn geglaubt, glaubte ihn immer noch.
Und dennoch …
So etwas wie im Lee-Zimmer hatte sie noch nie erlebt.
Es gab keine Möglichkeit, Max Aubry aus dem Weg zu gehen. Obwohl Matt nicht zurückgerufen hatte, passte der Journalist ihn Punkt eins ab, als er zum Mittagessen ins Wayside Inn fahren wollte. Matt stöhnte innerlich auf.
“Matt! Erwische ich Sie ja doch noch”, begrüßte Aubry ihn mit einem süßlichen Lächeln.
Sein Gesicht hatte etwas Rattenhaftes. Der Kerl war noch ein paar Zentimeter größer als er selbst, aber spindeldürr. Der kahl rasierte Kopf vermittelte etwas diffus Unberechenbares.
“Erzählen Sie mir von dem Schädel.”
“Ich wollte gerade etwas essen gehen.”
“Das ist doch wunderbar. Ich schließe mich Ihnen an.”
Matt bedachte ihn mit einem bösen Blick.
“Passt es Ihnen nicht?” fragte Aubry. Er wusste, dass Matt jede Form von Öffentlichkeit mied und ihm die Sensationshascherei der Presse zuwider war. Aber das war nun mal sein Job. “Geben Sie mir irgendwas, was ich schreiben kann. Ich habe vor, die glückliche Finderin auch noch zu interviewen, aber vorher wollte ich wenigstens ein paar Takte mit Ihnen reden.”
Matt überlegte einen Moment, dann sagte er: “Miss Tremayne arbeitet für Harrisons Investigations. Das ist ein Unternehmen, das Orte, an denen es angeblich spukt, genauer unter die Lupe nimmt. Die Firma ist bekannt dafür, dass sie schon viele Schwindeleien aufgedeckt hat. Bei uns hier in der Gegend gibt es einige Legenden mit einem wahren Kern. Und jedes Kind hat schon von dem kopflosen Mädchen im Wald gehört. Miss Tremayne hat den Mordfall in der Bibliothek nachrecherchiert und den vermissten Schädel gefunden.”
“Dann ist also davon auszugehen, dass der Geist in Zukunft nicht mehr im Wald herumspukt, ist das richtig?”
“Ich halte das alles für kompletten Unsinn”, erwiderte er fest. “Und wenn Sie etwas anderes schreiben, hänge ich Ihnen eine Klage an den Hals.”
“Ach, kommen Sie, Matt.”
“Ich meine es ernst, Aubry. Damals, als Julie Christopher Bauchschmerzen hatte, haben Sie das Gerücht in die Welt gesetzt, sie hätte eine Lebensmittelvergiftung. Folge davon war, dass der Doughnutladen fast pleite gegangen ist, nur weil Sie behauptet haben, sie hätte dort zuletzt etwas gegessen.”
“Sie
hat
zuletzt dort gegessen.”
“Aber sie hatte keine Lebensmittelvergiftung, sondern nur Bauchschmerzen! Und zwar weil sie Milch getrunken hatte, die nicht mehr gut war, weil sie die ganze Nacht auf dem Tisch gestanden hatte.”
“Tja, Kinder! Was soll man da machen?” Aubry machte eine wegwerfende Handbewegung.
“Ich bin aber kein Kind. Und wenn Sie den Leuten wieder einen Ihrer berühmten Bären aufbinden, sehen wir uns vor Gericht, Aubry.”
“Ach, Matt. Sie wissen selbst nur zu gut, dass Melody House ein bisschen Publicity ganz gut täte!” Nach diesen Worten drehte Aubry sich um und ging weg. Matt hätte ihn am liebsten zurückgerufen und ihm verboten, noch mit Darcy zu sprechen.
Aber dazu hatte er kein Recht.
Er schaute dem Reporter nach und verfluchte sich selbst. Er hätte dem Mann eine Geschichte auftischen sollen, die so gut war, dass Aubry gar kein Bedürfnis mehr verspürte, mit Darcy zu reden. Matt erwog, sie anzurufen, um sie vorzuwarnen. Aber was sollte er ihr sagen? Dass sie Aubry gegenüber behauptete, sie würde nicht an Geister glauben, obwohl das nicht stimmte?
Wütend ging er zu seinem Auto und schloss die Fahrertür auf. Sobald er hinter dem Steuer saß, verspürte er seltsamerweise den starken Drang, nicht ins Wayside Inn, sondern ganz woanders hinzufahren.
Bibliothek
.
Er hatte gerade den Zündschlüssel umdrehen wollen und hielt wie erstarrt in der Bewegung inne. Er hätte schwören mögen, dass er das Wort so deutlich gehört hatte, als ob es jemand laut ausgesprochen hätte.
Matt ließ stöhnend den Kopf aufs Lenkrad sinken. Jetzt hörte er auch schon Stimmen! Himmel, nein, so weit durfte es nicht kommen. Verärgert über sich selbst startete er und schlug den Weg zum Wayside Inn ein, um auf halber Strecke doch umzudrehen.
Darcy hatte eigentlich nicht vorgehabt, in die Bibliothek zu fahren, aber sie hatte befürchtet, die fragenden Blicke und das ehrfürchtige Staunen in Melody House nicht aushalten zu können. Zumal an diesem Tag sowohl Clint als auch Carter im Haus waren. Und sie hatten
beide
reden wollen. Clint war
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