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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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keine Bilder oder Teppiche. Lediglich Fackeln in eisernen Halterungen erhellten diesen Gang. Wie von Geisterhand geschrieben, erschienen schwarze, große Buchstaben an den Mauern, die sich nach Fertigstellung plötzlich in Luft auflösten. Genau diese Zauberei war auf Alphatas Innenmantel und Kleid abgebil det. Wie gerne wäre Leandra stehen geblieben und hätte diese neu entstandenen Wörter gelesen!
    Alphata, die Leandras Interesse bemerkt hatte, verlang samte ihren Schritt und erklärte: »Wir befinden uns im Korri dor der Buchstaben. Sie schreiben Geschichten an die Wände. Es sind Worte uralter Märchen und Mythen, die rund um Mikosma entstanden sind. Wenn man sich die Zeit nimmt und Buchstabe für Buchstabe liest, lernt man die Geheimnisse dieses Planeten kennen. Sie verbergen viele Antworten auf so manches Rätsel.«
    Sie blieb abrupt stehen, drehte sich langsam um und sah Leandra einen Moment lang tief in die Augen. Dann schlug sie drei Mal mit ihrem kleinen Zeigestab gegen die Mauer und eine hohe, alte, aus H H olz geschnitzte Zimmertüre, die wie von Geisterhand geöffnet wurde, erschien. Alphata hob einladend die Hand und Leandra trottete mit gesenktem Kopf vor ihrer Lehrerin in das Zimmer. Ihre Neugier war aber so groß, dass sie nicht anders konnte und sich im Raum umsah. Genauso wie die Bibliothek war das Zimmer mit meterhohen Regalen versehen, in denen uralte Bücher standen. Die gläserne Decke des Zimmers bot einen atemberaubenden Blick ins dunkle Weltall. Milchstraßen mit ihren kleinen Begleitplaneten schossen an dem Glasfenster vorbei und hinterließen funkelnde Blitze. Als Leandra den Blick nach vorne schweifen ließ, entdeckte sie sechs goldene Schränke in einer Ecke stehen, die jeweils mit einem großen Eisenschloss versehen waren. Auf den Vorderseiten waren mit silbernen Ornamenten die sechs Symbole der einzelnen Magier aufgedruckt. Daneben stand ein großes, rotes Samtsofa vor einem goldenen Schreibtisch. Alphata war inzwischen durch das Zimmer gegangen und nahm auf einem ebenfalls mit rotem Samt bezogenen Lehnstuhl Platz. Mit einem kurzen Winken bat sie Leandra, auf der Couch Platz zu nehmen. Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und blies sie durch die beiden Nasenlöcher kräftig heraus. Dann ging Leandra schnurstracks auf das Sofa zu und versank in den weichen Kissen. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, denn so kuschelig hatte sie nur ihr Bett zu Hause in Erinnerung. Die Lehrerin räusperte sich, lehnte sich zurück und legte beide Hände auf den Schreibtisch. Dann sah sie Leandra mit einem durchdringenden Blick an. Die bedrohliche Stille zauberte Schweißperlen auf Leandras Stirn. Sie war also an der Reihe, anzufangen.
    »Es tut mir so Leid, dass ich zu spät gekommen bin, aber ich war eingeschlossen. Die Muschel am Strand des Opalmeeres ließ mich nicht mehr los.«
    Da Alphata das Mädchen immer noch regungslos ansah, gab sich Leandra einen Ruck und erzählte ihrer Lehrerin von dem Stein der Terronen, dem Blitz in der Umkleidekabine und dem aschfahlen Pikal auf ihrer Karte, der das Mädchen so flehentlich angesehen hatte. Als Leandra ihr Herz ausgeschüttet hatte, sah sie die Magierin erwartungsvoll an. Auch sie atmete nun kurz aus, richtete ihren Oberkörper auf und legte eine Faust auf die Lippen. Ihre Stirn durchzogen tiefe Sorgenfalten. Dann knabberte sie mit starrem Blick auf ihrem Zeigefinger herum. Leandra machte diese Stille Angst. Sie wagte kaum zu atmen. Dann wich die Starre aus Alphatas Körper und sie sank in sich zusammen.
    »Ich habe es geahnt. Die Vorzeichen stimmen. Es ist genauso wie damals.«
    Dann sah sie Leandra in die Augen und sagte: »Man hat mich bereits über diese Vorfälle informiert. Ich danke dir, dass du so offen und ehrlich warst. Wie ich beobachtet habe, hast du zwei treue Freunde gefunden. Das ist gut so. Versucht, zusammen zu bleiben. Bitte informiere mich oder Terratus, wenn sich weitere unerklärliche Vorfälle häufen.«
    Nach diesem Satz stand sie langsam auf und ging in die Mitte des Raumes. Leandra hatte Angst. Das Gespräch mit Alphata hatte sie nicht wirklich beruhigt, aber sie wagte auch nicht nach dem Geheimnis, das sie offensichtlich vor Lean dra verbarg, zu fragen . Sie war deshalb trotz allem erleich tert, als Alphata ihre Hand hob und zur Türe deutete. Leandra sprang auf und stolperte mit einem leisen Gruß an der Magierin vorbei. Nachdem das Mädchen die Türe passiert hatte, verschwammen ihre Konturen im Mauerwerk und das

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