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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wählte und wartete auf die Verbindung.
    »Conby.«
    »DeWinter.«
    »Sie sind spät dran.«
    Ronald blickte nicht zur Uhr. Er wusste, dass es an der Ostküste beinahe drei Uhr morgens war. »Habe ich Sie geweckt?«
    »Kann ich davon ausgehen, dass Sie sich etabliert haben?«
    »Ja, ich bin drinnen. Die Schiebung mit dem Lottogewinn hat mir den Weg frei gemacht. Der platte Reifen hat mir einen Anknüpfungspunkt gegeben. Miss Ford ist … vertrauensvoll.«
    »Das bedeutet nicht, dass sie nicht ehrgeizig ist. Was hat sich ergeben?«
    Ein Fall von schlechtem Gewissen, dachte Ronald, während er ein Streichholz entzündete, ein sehr schlimmer Fall. »Ihre Räume sind sauber.« Er verstummte und hielt die Flamme an das Ende seiner Zigarette. »Es ist gerade eine Reisegruppe da, überwiegend Kanadier. Ein paar haben Geld gewechselt. Nicht über hundert.«
    Die Pause war sehr kurz. »Das ist kaum genug, um das Geschäft lohnenswert zu machen.«
    »Ich habe eine Liste aus dem Büro. Die Namen und Adressen der eingetragenen Gäste.«
    Eine weitere längere Pause trat ein, und ein raschelndes Geräusch, das Ronald verriet, dass sein Kontaktmann nach Schreibmaterial suchte. »Lassen Sie hören.«
    Ronald las die Liste vor, die er sich kopiert hatte. »Block ist der Reiseleiter. Er kommt regelmäßig, einmal die Woche, für zwei oder drei Nächte.«
    »›Vision Tours‹.«
    »Genau.«
    »Wir haben dort einen Mann. Konzentrieren Sie sich auf Ford und ihre Belegschaft.« Das leise Klopfen von Conbys Bleistift auf dem Notizblock erklang. »Auf keinen Fall können Sie die Sache ohne einen Insider durchziehen. Diese Charity Ford ist die offensichtliche Antwort.«
    »Es passt nicht zusammen.«
    »Wie bitte?«
    Ronald trat die Zigarette unter seinem Stiefelabsatz aus. »Ich sagte, es passt nicht zusammen. Ich habe sie beobachtet. Ich habe ihr Privatkonto überprüft, verdammt. Sie hat weniger als dreitausend in bar. Alles andere fließt in das Gasthaus für neue Laken und Seife.«
    »Ich verstehe.« Erneut eine Pause. »Unsere Miss Ford hat wohl noch nie von Schweizer Bankkonten gehört, wie?«
    »Sie ist nicht der Typ, Conby. Es ist der falsche Blickwinkel.«
    »Ich kümmere mich um die Winkel, DeWinter. Kümmern Sie sich um Ihren Job. Ich sollte Sie nicht erst daran erinnern müssen, dass wir fast ein Jahr gebraucht haben, um dieser Sache auf die Spur zu kommen. Das Büro will es schnell abwickeln, und das erwarte ich von Ihnen. Wenn Sie ein persönliches Problem dabei haben, dann lassen Sie es mich jetzt wissen.«
    »Nein.« Er wusste, dass persönliche Probleme nicht erlaubt waren. »Wenn Sie Zeit und das Geld der Steuerzahler verschwenden wollen, soll es mir recht sein. Ich melde mich wieder.«
    »Tun Sie das.«
    Ronald legte auf. Er fühlte sich etwas besser, als er finster den Hörer anstarrte und sich vorstellte, dass Conby eine schlaflose Nacht verbrachte. Conby würde einen armen Angestellten anrufen und die Liste in den Computer eingeben lassen. Dann würde er in seinem unbehaglichen Haus am Stadtrand von Washington seinen Kaffee trinken und auf die Resultate warten.
    Die unangenehmen und schmutzigen Arbeiten würde er, wie immer, anderen überlassen.
    So läuft das Spiel nun mal ab, sagte Ronald sich, während er den langen Rückweg zum Gasthaus antrat. Doch in letzter Zeit wurde er der Spielregeln sehr müde.
    Charity hörte Ronald zurückkehren. Neugierig blickte sie zur Uhr. Es war kurz nach eins, und der Regen hatte eine halbe Stunde zuvor eingesetzt.
    Sie fragte sich, wo Ronald gewesen sein mochte. Seine Sache, sagte sie sich, während sie sich im Bett umdrehte und versuchte, sich vom Prasseln des Regens einlullen zu lassen. Solange er seine Arbeit erledigte, konnte er kommen und gehen, wie es ihm beliebte. Wenn er im Regen spazieren gehen wollte, sollte es ihr nur recht sein.
    Wie hatte er sie so küssen und dabei nichts empfinden können? Sie presste die Augen zu und verwünschte sich selbst. Sie hatte sich um ihre eigenen Gefühle zu sorgen, nicht um Ronalds. Das Problem war, dass sie immer zu viel fühlte. Diesmal konnte sie sich diesen Luxus nicht leisten.
    Irgendetwas war mit ihr geschehen, als er sie geküsst hatte. Etwas Aufregendes, das tief in ihr Inneres gedrungen war und endlose Möglichkeiten erweckt hatte. Nein, keine Möglichkeiten, dachte sie kopfschüttelnd, sondern Fantasien. Wenn sie klug wäre, würde sie diesen einen Moment der Erregung hinnehmen und aufhören, mehr zu wollen. Vagabunden ließen

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