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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lori?«
    »Tja … Mae und Dolores … Vielleicht könnten Sie in die Küche kommen, wenn Sie eine Minute Zeit haben.« Lori eilte davon, mit einem Lächeln auf den Lippen.
    »Ich sollte …« Charity hielt inne, um tief Atem zu schöpfen. »Ich sollte gehen.« Sie wich einen Schritt zurück. »Wenn die beiden erst einmal anfangen, brauchen sie …« Sie verstummte, als Ronald ihren Arm nahm.
    Er wartete, bis sie den Kopf hob und ihn wieder ansah. »Die Dinge haben sich geändert.«
    Es klang so einfach, wenn er es sagte. »Ja, das stimmt.«
    »Richtig oder falsch, Charity, wir werden es zu Ende führen.«
    »Nein.« Sie war keineswegs ruhig, aber sie war entschlossen. »Wenn es richtig ist, werden wir es zu Ende führen. Ich will nicht vorgeben, dich nicht zu wollen, aber du hast Recht, Ronald. Die Dinge haben sich wirklich verändert. Ich weiß jetzt nämlich, was ich fühle, und ich muss mich erst daran gewöhnen.«
    Er verstärkte den Griff, als sie sich zum Gehen wandte. »Was fühlst du denn?«
    Sie hätte nicht lügen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Unehrlichkeit war ihr zuwider. Wenn es um Gefühle ging, hatte sie weder die Fähigkeit noch den Wunsch, sie zu unterdrücken. »Ich bin in dich verliebt.«
    Er löste die Finger von ihrem Arm. Sehr langsam, sehr behutsam, so als wiche er vor einem gefährlichen Tier zurück, gab er sie frei.
    Sie las Erstaunen auf seinem Gesicht. Das war verständlich. Und sie las Misstrauen. Das war schmerzhaft. Sie blickte ihn noch einmal mit ernsten Augen an, bevor sie sich abwandte.
    »Anscheinend müssen wir uns beide erst daran gewöhnen.«
    Sie lügt. Immer und immer wieder redete Ronald es sich ein, während er in seinem Zimmer umherwanderte. Wenn Charity nicht ihn belog, dann belog sie zumindest sich selbst. Zu lügen schien den Menschen leicht zu fallen, wenn es um die Liebe ging.
    Er blieb am Fenster stehen und starrte hinaus in die Dunkelheit. Der Regen hatte aufgehört, und der Mond zog durch die Wolken. Ronald riss das Fenster auf und atmete die kühle feuchte Luft ein. Er brauchte etwas, um seinen Kopf zu klären.
    Sie setzte ihm zu. Verärgert wandte er sich vom Anblick der Bäume und Blumen ab und wanderte erneut umher. Ihr ungezwungenes Lächeln, die großzügige Aufnahme, die zwanglose Freundschaft … dann die Leidenschaft, die ungehemmte Reaktion, die Verführung. Er wollte glauben, dass es eine Falle war, obgleich sein wohl trainierter Verstand diese Vorstellung als absurd empfand.
    Sie hatte keinen Grund, ihn zu verdächtigen. Seine Tarnung war sicher. Sie hielt ihn für einen Vagabunden, der auf der Durchreise ein paar Sehenswürdigkeiten besichtigte und sich ein wenig Taschengeld verdiente. Er war derjenige, der die Falle aufstellte.
    Ronald ließ sich auf das Bett fallen und zündete sich eine Zigarette an. Lügen waren ein Teil seines Jobs, ein Teil, den er sehr gut beherrschte. Charity hat mich nicht belogen, überlegte er. Aber sie irrte sich. Er hatte sie begehren lassen, und sie rechtfertigte ihr Verlangen nach einem relativ Fremden, indem sie sich einredete, verliebt zu sein.
    Aber wenn es zutraf …
    Er konnte sich nicht leisten, so zu denken. Er lehnte sich an das Kopfende zurück und starrte an die nackte Wand. Er konnte sich den Luxus nicht leisten, sich vorzustellen, wie es wäre, geliebt zu werden, und erst recht von einer Frau, für die Liebe »ein Leben lang« bedeutete. Er konnte sich keine Tagträume über Zugehörigkeit leisten. Selbst wenn sie nicht ein Teil seines Auftrags gewesen wäre, hätte er Charity Ford umgehen müssen.
    Von ihr war zu erwarten, dass sie Liebe mit weißen Jägerzäunen, sonntäglichen Dinners und Abenden am Kamin verband. Er war nicht gut für sie. Er würde niemals gut für sie sein. Ronald DeWinter, dachte er mit einem freudlosen Lächeln, immer auf dem Holzweg. Eine zweifelhafte Vergangenheit, eine unsichere Zukunft. Einer Frau wie Charity hatte er nichts zu bieten.
    Aber er begehrte sie. Das Verlangen verzehrte ihn. Er wusste, dass sie inzwischen oben in ihren Räumlichkeiten war. Er stellte sie sich vor, auf das große Bett gekuschelt, unter weißen Decken, vielleicht mit einer brennenden weißen Kerze auf dem Tisch.
    Er brauchte nur die Treppe hinaufzusteigen und durch die Tür zu gehen. Sie würde ihn nicht fortschicken. Wenn sie es versuchte, würde er nur wenige Augenblicke brauchen, um ihren Widerstand zu brechen. Da sie sich verliebt glaubte, würde sie nachgeben, dann in seine Arme sinken.

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