Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier
zielsicher fliegenden Schwarm Bienen heraus. Ihr Summen klang wie Donner. Gleichzeitig ging das Flattern weiter.
»Fledermäuse und Bienen«, jubelte Mrs Wellington, während sich die vier Kinder in eine Ecke duckten.
»Fledermäuse!«, schrie Lulu entsetzt und riss die Tür nach draußen auf.
»Ich bin gestochen worden«, kreischte Theo und folgte Lulu.
Madeleine lief als Letzte hinter Garrison nach draußen, sodass Mrs Wellington mit ihren Lieblingen allein zurückblieb.
»Auf mir sitzen überall welche!«, schrie Madeleine und sprühte wie wild.
Garrison spürte die Hysterie des Mädchens, packte sie am Arm und schüttelte sie kurz.
»Auf dir ist nichts«, sagte er ruhig und schnippte mit der rechten Hand eine einsame Biene von ihrer Schulter.
»Waren das afrikanische Killerbienen?«, fragte Theo mit Tränen in den Augen.
»Um Himmels willen, nein, Theo«, antwortete Mrs Wellington, die nun auch herauskam, die ganze Perücke voller Bienen.
»Mrs Wellington, auf Ihrem Kopf wimmelt es von Bienen«, sagte Lulu und starrte die alte Dame an.
Ein kleines schwarzes Gesicht erschien über Mrs Wellingtons Schulter und zugleich flatterten Flügel.
»Und auf Ihrem Rücken sitzt eine von diesen hässlichen Fledermäusen«, sagte Garrison und trat weiter zurück.
»Oh, das ist Harriet. Sie ist ein richtig freches kleines Ding. Sie versucht immer zu entwischen. Sie mag das
Licht.« Mrs Wellington packte Harriet und warf sie in den Raum zurück.
»Warum haben Sie Fledermäuse und Bienen da drin?«, murmelte Theo.
»Oh, es sind nicht immer nur Fledermäuse und Bienen. Manchmal sind es Vögel und Barracudas, Schwarze Witwen und blaue Krabben oder Frettchen und Boas. Es hängt ganz davon ab, welche Tür und welche Gefäße oder Schränke man öffnet. Aber keine Sorge - der Raum ist theoretisch fest versiegelt.«
»Haben Sie gesagt, theoretisch versiegelt? Und dann Schwarze Witwen? Mir wird schlecht«, stöhnte Madeleine.
»Ein theoretisches Siegel ist praktisch luftdicht, da ist absolut nichts zu befürchten«, sagte Mrs Wellington zuversichtlich. »So, und jetzt ins Klassenzimmer.«
»Aber Ihr Kopf ist noch immer ganz voller Bienen«, sagte Madeleine und sprühte wie verrückt.
»Das liegt an meinem Shampoo: Lavendelhonig«, sagte Mrs Wellington, nahm ihre von Bienen bedeckte Perücke ab und schleuderte sie in den Raum hinter sich.
Die vier schnappten nach Luft, denn Mrs Wellington hatte keine eigenen Haare mehr. Sie zog eine zweite Bubikopf-Perücke aus ihrer Jackentasche und setzte sie sich auf.
»Keine Sorge, Teilnehmer, eine Schönheitskönigin ist allzeit bereit.«
An dieser Stelle fragten sich die vier, ob sie für das bereit waren, was ihnen an dieser seltsamen Schule noch blühen würde.
12
Jeder hat vor etwas Angst: Nomatophobie ist die Angst vor Namen
A ls die Schüler wieder in der Großen Halle waren, kamen sie an Türen von Bauernhäusern, Flugzeugteilen und vielem anderem vorbei, ehe sie bei einer gewaltigen weißen Flügeltür mit protzigen Blattgoldverzierungen anhielten. Der Ballsaal dahinter war riesig, großartig und in jeder Hinsicht spektakulär. Die Kinder blinzelten und sahen sich die beiden Teile des sonnendurchfluteten Raums an. Rechts war das Wohnzimmer mit hübsch angeordneten Sitzgelegenheiten: vier anthrazitgraue Sessel und dazu passende Sofas, links war das Klassenzimmer.
Normalerweise stehen in Klassenzimmern Holzstühle und langweilige braune Pulte. Vielleicht hängen noch ein oder zwei Poster an der Wand, aber nicht so im Phobinasium. Mrs Wellington hatte den Raum mit 20 silbern gestrichenen Schreibpulten und dazu passenden
Stühlen ausgestattet. Zehn Reihen, von jeweils zwei Pulten gebildet, standen in abnehmender Größe hintereinander. Die letzte Reihe begann mit Möbeln in normaler Kindergröße, die Reihe davor war etwas kleiner, die nächste noch kleiner und so weiter. In der ersten Reihe waren die Pulte so klein, dass nur Eichhörnchen bequem daran Platz nehmen konnten. Theo beäugte die Pulte mit gewohntem Misstrauen.
»Ist diese Farbe bleihaltig? Metallische Farben können einen extrem hohen Bleigehalt haben und das ist für Kinder sehr gefährlich.«
»Vielen Dank für die Belehrung über bleihaltige Farben, Sicherheits-Chef. Ich versichere dir, die einzige Gefahr, die von diesen Pulten ausgeht, ist die einer Gehirnerschütterung.«
»Ich hatte schon eine Menge Gehirnerschütterungen«, sagte Garrison und dachte an seine Tage auf dem Sportplatz mit Fußball,
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