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Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
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zurecht.
    »Mrs Wellington, ich sollte Ihnen besser gleich sagen, dass ich gerade ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu Gott habe«, begann Theo. »Das gehört zu meinem ganzen Todesangstkomplex. Was wird mit mir geschehen? Wohin gehe ich? Gehe ich überhaupt irgendwohin? Ist es wie schlafen? Kann es sein, dass ich vielleicht schon tot bin, und all dies hier geschieht nur in meinem Geist?«
    »Das genügt. Dank sagen hat in diesem Haus nichts mit Religion zu tun. Schmidty, können Sie bitte beginnen, ehe Theo noch ein weiteres Wort sagt?«
    Schmidty tätschelte seinen Turban aus langen, grauen Haaren, hob dann die linke Hand und streckte sie nach der Blumenschale auf dem Tisch aus. Er klopfte dreimal gegen die Schale, was ein hohl klingendes Geräusch hervorrief, und sagte dann schnell: »Danke, Grace.«
    Mrs Wellington wandte sich Garrison zu und sagte,
er solle Schmidtys Beispiel folgen. Er strich sich eine blonde Locke aus der Stirn, klopfte dreimal an die Schale und murmelte beiläufig: »Gracias, Grace.«
    »Ich fürchte, Grace spricht nicht spanisch, Garrison«, sagte Mrs Wellington, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Danke, Grace«, sagte er folgsam.
    Madeleine, Lulu und Mrs Wellington schlossen sich an, sodass nur noch Theo übrig blieb.
    »Bist du bereit? Oder steckst du noch immer mitten in einer existenziellen Krise, Theo?«, fragte Mrs Wellington, während ihre Lippen rasch die Farbe wechselten, als könnten sie sich nicht für eine Stimmung entscheiden.
    Theo streckte seinen runden weißen Arm zu der Schale hin und klopfte dreimal, ehe er sagte: »Danke, Grace.«
    »War das Hexerei oder so was? Denn damit möchte ich nichts zu tun haben, Mrs Wellington«, erklärte Lulu.
    »Hexerei?« Mrs Wellington brach in schallendes Gelächter aus. »Du hast eine blühende Fantasie, mein frommes Kind. Schmidty bereitet unsere sämtlichen Mahlzeiten zu, daher ist es nur recht und billig, Grace dafür zu danken, dass sie ihm das Leben gerettet und ihm ermöglicht hat, weiterzukochen.«
    »Darf ich fragen, wer Grace war? Und was sie mit dem Blumenschmuck auf dem Tisch zu tun hat?«, fragte Madeleine zwischen zwei Schlucken Orangensaft.
Keines der Kinder rührte sein Sandwich noch einmal an.
    »Schmidty hat immer gerne etwas riskiert, und ich spreche nicht nur von seinen Haaren. Ich meine etwas viel Tückischeres …«, sagte Mrs Wellington und machte eine Pause, die einer Horrorgeschichte würdig gewesen wäre, »… den Verlorenen Wald.«
    Lulu verdrehte die Augen und seufzte. Theo war hingerissen, völlig gebannt von dem Wort »tückisch«. Jede Art von Gefahr ließ Theo die Ohren spitzen. Es war ihm wichtig, die Risiken in seiner Umgebung zu kennen, damit er die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen konnte.
    »Wie ihr sicherlich gehört habt, ist der Wald dafür bekannt, dass er selbst die stärksten Männer so durcheinanderbringen kann, dass sie nie mehr herauskommen. Sie bleiben in den Klebeschlingpflanzen hängen und haben nichts dabei, womit sie sich befreien könnten. Viele Männer, Frauen und Haustiere sind in dem Wald verschwunden, nicht aber unser Schmidty. Er pflegte im Moon River zu angeln, ohne auf seine gefährlichen Strömungen zu achten.«
    Garrisons Gesicht verzog sich ängstlich bei der bloßen Erwähnung des Flusses.
    »Wie ist Schmidty in den Wald hinuntergekommen?«, fragte Madeleine.
    »Ich habe den Kran an der Rückseite seines Overalls befestigt. Aber der ist dann gerissen. Schmidty ist mindestens
sieben Meter tief abgestürzt und hat sich beide Arme gebrochen. Es war eine Tragödie, denn in diesem Overall sah seine Figur ganz gut aus, was ja nicht in jedem Kleidungsstück der Fall ist, wie ich euch versichern kann.«
    »Was hat das alles mit dem Danksagen zu tun?«, fragte Garrison aufgeregt, der noch immer nicht das Bild des reißenden Flusses abschütteln konnte.
    »Geduld, mein schwitzender Junge«, sagte Mrs Wellington mit einem Blick auf Garrisons schweißbedecktes Gesicht. »Eines Tages fiel der alte Mann beim Angeln ins Wasser. Es war einfach schrecklich, seine ganze kunstvolle Turbanfrisur trieb vor seinen Augen. Ich wollte, ihr könntet ihn selbst danach fragen, er würde das viel besser erzählen können, aber das ist eben die Tragik der Schwerhörigen.«
    »Gnädige Frau, ich bin durchaus in der Lage, die Geschichte zu erzählen.«
    »Oh, ausgezeichnet«, erwiderte Mrs Wellington, als nähme sie plötzlich wahr, dass er ja hören konnte.
    »Die gnädige Frau vergisst oft, dass ich

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