Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier
Heuschreckenbissen Spätfolgen gab, aber dann hatte er es vergessen. Im Nu war die Übung vorbei.
»Gut gemacht, Teilnehmer!«
»Ich habe Kopfschmerzen«, stöhnte Lulu und bedeckte ihr linkes Auge mit der Hand.
»Wenn du die Hand so hältst, könntest du dein Auge verletzen, Lulu. Oder du könntest stolpern und hinfallen«, warnte Theo, ohne auf die Verfassung des Mädchens zu achten.
»Ich fühle mich auch ein bisschen schwach«, sagte Madeleine und setzte sich in den Zahnarztstuhl, um ihren verkrampften Magen zu beruhigen.
Garrison wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und ging auf eine Tür hinter Madeleine und dem Zahnarztstuhl zu. Es war eine schwere Metalltür, ähnlich wie die eines Tresorraums mit einem Drehkreuzgriff. In fast unlesbarer Schrift stand »Munchhausers Meisterwerk« darauf.
»Was ist Munchhausers Meisterwerk?«, fragte Garrison Mrs Wellington.
»Oh! Dieser Raum war eine Enttäuschung. Munchhauser hat versucht, eine Maschine zu konstruieren, um einen Anfang zu machen. Ihr dürft da nicht hineingehen, Teilnehmer«, sagte Mrs Wellington und rückte dabei ihre Perücke zurecht. »Ihr seht alle erschöpft
aus. Kommt, ich zeige euch eure Zimmer. Dort gibt es nichts, was ihr fürchten müsst. Aber keine Sorge, wir kehren ganz bestimmt wieder ins Angstlabor zurück.«
Doch genau das machte Lulu, Madeleine, Theo und Garrison Sorgen.
13
Jeder hat vor etwas Angst: Ailurophobie ist die Angst vor Katzen
D er Wohnbereich, wie Mrs Wellington ihn nannte, lag im zweiten Stock von Summerstone und war weit weniger beeindruckend als der erste Stock. Der »Bereich« der Kinder bestand aus zwei Zimmern, zwischen denen ein gemeinsames Badezimmer lag. Wenn man den Flur entlangging, kam man zuerst an eine blaue Tür, auf der GARÇON, RAGAZZO, JUNGE und BOY stand. Sie öffnete sich in einen Raum mit blau-weiß gestreiften Tapeten, einem Hartholzboden und schweren, dunkelblauen Vorhängen, die von der Sonne ausgebleicht waren. Auf den beiden Betten lagen saphirblaue Gingham-Tagesdecken. Über den beiden Betten hing je ein Gemälde von den Katzen Errol und Ratty im Baseball-Trikot.
»Manchmal bedauere ich, dass ich sie dazu erzogen habe, mich nicht zu beachten. Es wäre eine nette
Abwechslung gewesen, ein Baseballteam aus lauter Katzen zu haben. Natürlich stellten die Trikots eine Schwierigkeit dar. Ratty und Errol bekamen Tobsuchtsanfälle, als sie für ihre Porträts Modell sitzen sollten«, sagte Mrs Wellington zärtlich, als sie die Bilder ansah.
Zwei ähnliche Bilder von Fiona und Annabelle in Ballettkleidchen und -schuhen hingen über den Betten der Mädchen. Wie bei den Jungen stand auch bei ihnen in Schönschrift an der Tür, für wen das Zimmer bestimmt war: FILLE, RAGAZZA, MÄDCHEN und GIRL. Als Madeleine eintrat, sah sie auf einen Blick, dass sich Mrs Wellingtons Liebe zur Farbe Rosa nicht auf die Küche beschränkte. Zartrosa Wände mit weißen Tupfen bissen sich mit einem helllilafarbenen Teppich, fuchsienroten Vorhängen und kirschroten Tagesdecken mit Paisleymuster.
Madeleine suchte die Ecken nach Spinnweben ab und sprühte dabei aufs Geratewohl um sich. Als sie ihr Spiegelbild erblickte und feststellte, dass sie unter ihrem dichten Schleier kaum zu sehen war, spürte sie einen Anflug von Traurigkeit. Aber sie schüttelte diese rasch wieder ab und machte sich bewusst, dass sie nicht eitel sein durfte, wenn sie vor klebrigen Spinnenbeinen geschützt sein wollte. Bei dem Gedanken an die vielen Beine einer Spinne bekam sie eine Gänsehaut. Ihr wurde auch leicht übel, was der Anblick der kirschroten Tagesdecke noch verstärkte.
»Mrs Wellington, wann wurde dieses Zimmer zum
letzten Mal von einem Kammerjäger gründlich ausgesprüht?«
»Heute Morgen, Liebes. Ich habe Schmidty mit vier Dosen Insektenspray hier heraufgeschickt und ihm gesagt, er solle sprühen, bis er bewusstlos umfallen würde.«
»Wie lange hat er durchgehalten?«, fragte Madeleine allen Ernstes.
»Ich schätze, eine gute Dreiviertelstunde. Makkaroni nur zehn Minuten. Hunde mit einer kurzen Nase haben einfach nicht genug Lungenkapazität für eine solche Belastung.«
»Wurden dabei auch die Decken und die Bettwäsche besprüht?«
»Nein, Liebes.«
»Was?« Madeleine schnappte panisch nach Luft.
»Natürlich nicht. Ich habe sie komplett in Insektengift waschen lassen.«
»Krass«, stöhnte Lulu. »Haben Sie das bei beiden Betten gemacht?«
»Selbstverständlich, ich wollte auf keinen Fall, dass eine von
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