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Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
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euch sich gezwungen fühlt, in einem bestimmten Bett zu schlafen«, sagte Mrs Wellington mit besonderer Betonung des Wortes »gezwungen«.
    Lulu begriff, was sie meinte, denn sie hatte schon im Vorfeld darauf bestanden, so nahe wie möglich an einem Fenster zu schlafen.
    »Danke«, sagte Lulu leise und ging ans Fenster.

    Sie zog die grotesken, fuchsienroten Vorhänge zurück und sah nach, ob man das Fenster auch öffnen konnte. Als sie in den Hof hinunterblickte, lief ihr ein Schauder über den Rücken und löste das Zucken hinter ihrem linken Auge wieder aus. Unerklärlicherweise hatte Lulu das Gefühl, beobachtet zu werden, und zwar nicht von Mrs Wellington und ihren Kameraden. Sie suchte den Hof nach Augen, Schatten oder Bewegung ab, sah aber nichts. Vielleicht war sie ja nur nervös, dachte Lulu und wandte sich vom Fenster ab. Als sie den rostigen Türknauf des Badezimmers sah, konnte Lulu das Gefühl abschütteln, beobachtet zu werden. Genau genommen schüttelte sie es nicht ab, sondern es wurde von einem vertrauteren Gefühl überdeckt: Panik. Lulu war sicher, dass der wackelige Knauf nicht ordentlich schließen und sich vor allem nicht zuverlässig öffnen lassen würde. Sie stand vor dem Badezimmer, gelähmt von der Vorstellung, der Raum dahinter sei fensterlos. Sie wusste, es war kein gutes Zeichen, dass das Bad anscheinend dunkel war. Hätte es ein Fenster, müsste es heller sein. Krampfartige Zuckungen explodierten hinter Lulus linkem Auge. Mrs Wellington beobachtete sie genau.
    »Keine Sorge, Lulu, im Bad sind nur die Jalousien heruntergelassen. Glaub mir, das Fenster ist groß genug, dass du hindurchklettern könntest, wenn nötig. Du würdest zwar zwei Stockwerke tief fallen und dir die Beine brechen, aber du würdest es überleben.«

    »Oh, ich war nicht beunruhigt«, log Lulu, als sich ihr Herzschlag auf das bei einer Jugendlichen normale Tempo verlangsamte.
    »Kein Grund, die Heldin zu spielen, meine Liebe - schließlich ist das eine Schule gegen Angst. Wenn du keine Ängste hättest, hättest du hier ja gar nichts verloren.«
    »Mag sein«, antwortete Lulu und ihr Auge beruhigte sich.
    »Ehe ich euch verlasse, möchte ich euch noch darauf hinweisen, dass weiter den Flur entlang das Friseurgeschäft, Schmidtys Zimmer und meine Wohnung liegen.«
    »Falls wir einen Haarschnitt wollen?«, fragte Garrison höhnisch.
    »Das Friseurgeschäft ist eine Gedenkstätte für meinen Mann, der im Bus hierher an einem Herzinfarkt starb.«
    »Oh«, sagte Garrison verlegen.
    »War er Friseur?«, fragte Theo.
    »Nein, aber als er die Hände an die Brust presste, sagte er als Letztes: ›Ich wollte, ich hätte mir die Haare schneiden lassen.‹«
    Die Kinder beschlossen stillschweigend, dass die beste Antwort auf diese Auskunft gar keine Antwort war.
     
    Beim Abendessen stellten Madeleine, Theo, Garrison und Lulu entzückt fest, dass Schmidty ohne Wissen
von Mrs Wellington den Casu-Frazigu-Geschmack aus ihrem Essen herausgelassen hatte. Mrs Wellington wiederum war sehr davon angetan, dass die vier sich so schnell an diese Delikatesse gewöhnt hatten. Schmidty warf den Kindern einen verstohlenen Blick zu und alle begriffen: Was Mrs Wellington nicht wusste, machte sie auch nicht heiß.
    Nach dem Abendessen folgte Madeleine Lulu in ihr rosarotes Schlafzimmer und analysierte die Lage.
    »Sie scheint ein bisschen seltsam zu sein. Vielleicht eine Spur verrückt«, sagte Madeleine vorsichtig.
    »Das schätze ich auch«, meinte Lulu.
    »Hast du unten irgendwo ein Telefon gesehen?«, fragte Madeleine hoffnungsvoll.
    »Natürlich …«, Lulu stockte und überlegte, ob sie unten tatsächlich ein Telefon gesehen hatte. »Wenigstens bin ich fast sicher.«
    Im Zimmer der Jungen rollte sich Theo auf dem Bett in Embryonalstellung zusammen und starrte mit feuchten Augen die Wand an. Erinnerungen an gemeinsame Familienabendessen in den Ferien, Fernsehabende mit seinen Schwestern und das Eintragen von Aufzeichnungen in sein »Tot-oder-Lebendig«-Notizbuch gingen ihm durch den Sinn. Theo vermisste seine Familie so sehr, dass ihm buchstäblich das Atmen wehtat. Das konnte allerdings auch an seiner Embryostellung liegen, in der sich die Muskeln verkrampften. Jedenfalls hatte er Schmerzen. Theo stellte sich vor,
dass seine arme, alte Mutter es gerade schrecklich bereute, dass sie ihm kein Handy dagelassen hatte.
    Tatsächlich genoss seine Mutter ein spätes Abendessen mit ihrem Mann in einem schönen Restaurant.
    Während Theo wegen des

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