Das Geheimnis von Winterset
von seinem Gesicht sprachen, meinten Sie, etwas sei seltsam daran gewesen. Was genau meinten Sie damit?"
„Genau kann ich das nicht sagen. Es war nur mein erster Eindruck. Die Gestalt erschien mir ... nicht wirklich wie ein Mensch. Sie können Cooper fragen - er hat es auch gesehen und war sich ebenso wenig sicher, was er da gerade erblickt hatte, wie ich selbst. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, was an diesem Gesicht seltsam war, aber wenn ich daran denke, läuft es mir noch immer kalt den Rücken herunter. Es war so unheimlich ... "
Genau in diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Anna fuhr erschrocken zusammen. Dann lachte sie entschuldigend. „Kommen Sie herein!"
Es war Dr. Felton. Der Arzt sah Anna an und warf dann einen kurzen Blick auf Reed, aber falls er sich wunderte, was dieser zu nachtschlafender Zeit hier machte, so ließ er sich es nicht anmerken. Schließlich erblickte er den bewusstlosen Kit auf dem Bett.
„Du lieber Himmel!", rief er erschrocken. „Ich wollte ja gar nicht glauben, was Ihr Stallmeister mir da erzählt hat.
Vor nicht einmal einer Stunde habe ich Sir Christopher noch bei mir im Haus gesehen!"
„Dann hat er heute Abend wie immer Karten bei Ihnen gespielt?", vergewisserte sich Anna.
„Ja, natürlich. Er ist als Letzter gegangen. Und keine halbe Stunde später klopfte Cooper bei mir."
Der Doktor ging zum Bett hinüber, um sich Kits Verletzung anzusehen. „Sieht aus, als hätte er einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen. Wissen Sie, was geschehen ist?"
„Nein", erwiderte Anna. „Wir haben ihn so vorgefunden. Er lag bewusstlos mitten auf dem Weg, und sein Pferd stand ein paar Schritte von ihm entfernt." Sie beschrieb dem Doktor, wo genau sie Kit gefunden hatten.
Nachdenklich holte Dr. Felton eine Flasche und einen Lappen aus seiner Arzttasche und begann, die Wunde zu säubern. Kit zuckte stöhnend zusammen, wachte jedoch nicht auf.
„Er könnte natürlich einfach vom Pferd gefallen sein", überlegte Martin Felton laut. „Immerhin hatte er ein paar Glas Whisky getrunken, wenngleich ich nicht den Eindruck hatte, dass er betrunken war."
„Kit ist ein sehr guter Reiter. Er kann sich auch auf dem Pferd halten, wenn er etwas getrunken hat. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass er an dieser Stelle besonders schnell geritten ist. Unter den Bäumen war es stockfinster."
„Vielleicht hat er einen Zweig nicht rechtzeitig gesehen und ist aus dem Sattel gerissen worden. Die Äste hängen auf diesem Wegstück zum Teil sehr tief herab."
„Aber es war jemand bei Kit", wandte Anna ein. „Als wir dorthin kamen, beugte sich jemand über ihn."
Überrascht blickte der Doktor auf. „Wer?"
„Ich weiß es nicht. Er ist weggerannt."
Dr. Felton sah Anna entsetzt an. „Wollen Sie damit sagen, dass Sir Christopher überfallen worden ist?"
„Warum sollte die Person denn sonst davongerannt sein?"
„Das ist doch verrückt! Warum sollte irgendjemand Ihren Bruder angreifen?", fragte er ungläubig.
„Das weiß ich nicht. Nur habe ich mich dasselbe auch bei Frank Johnson und Estelle gefragt."
Dr. Felton sah abwechselnd von Anna zu Reed und schüttelte dann den Kopf. „Die Welt scheint verrückt geworden zu sein. Wer kann so etwas tun?"
Anna zuckte ratlos mit den Schultern. Der Doktor seufzte. Er machte sich wieder an die Arbeit, säuberte die Wunde und legte einen Verband an.
„Sollte Kit nicht schon längst wieder bei Bewusstsein sein?", fragte sie besorgt.
„Das lässt sich immer schwer sagen. Er hat einen ziemlichen Schlag abbekommen, bei dem er sich eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Eigentlich ist es ungewöhnlich, dass er davon so lange bewusstlos bleibt... " Dr. Feiton beugte sich über Kit und zog seine Augenlider nach oben. „Es ist allerdings keine tiefe Bewusstlosigkeit ... ich würde fast sagen, dass er nur sehr fest zu schlafen scheint."
Er richtete sich wieder auf und runzelte die Stirn. „Lassen Sie ihm bis morgen Zeit und warten Sie einfach ab, was passieren wird. Es könnte sein, dass der Whisky die Folgen des Schlags ein wenig verschlimmert, aber lassen Sie es mich auf jeden Fall sofort wissen, wenn sein Zustand sich nicht bessert. Und hier haben Sie ein Mittel gegen die Kopfschmerzen, die er sicher haben wird, wenn er aufwacht. Lösen Sie das Pulver einfach in einem Glas Wasser auf."
Martin Felton trank noch eine Tasse Tee mit Reed und Anna, bevor ihn beide nach unten begleiteten. Kits Kammerdiener übernahm
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