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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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geben, von denen man sich nie wieder erholte, sondern für immer zwischen Leben und Tod dahindämmerte ... Große Angst erfasste sie und drohte sie völlig zu überwältigen. Anna musste an Reed denken. Nichts wünschte sie sich in diesem Augenblick so sehr, wie sich bei ihm anlehnen zu können, seine starken Arme schützend um sich zu spüren und dem beruhigenden Klang seiner Stimme zu lauschen.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie blinzelte hastig, um nicht zu weinen. Sie würde all ihre Kraft für Kit brauchen, ermahnte sie sich. Jetzt war keine Zeit, ihrer Schwäche nachzugeben. Reed war nicht hier, und er würde auch nie bei ihr sein. Sie hatte den Großteil ihres Lebens ohne ihn verbracht und würde auch ohne ihn weiterleben können.
    Mit Mühe hielt sie ihre Gefühle unter Kontrolle und konzentrierte sich darauf, an nichts anderes zu denken und nichts anderes zu erhoffen, als dass Kit bald aufwachen würde.
    Bei ihrer Ankunft waren alle Fenster hell erleuchtet, die Haustür wurde sofort weit aufgerissen, und der Butler und einige andere Dienstboten eilten heraus. Anna stieg aus der Kutsche und hielt abwehrend die Hand in die Höhe, um voreilige Fragen zu unterbinden.
    „Kit ist verletzt. Ich weiß nicht, was genau geschehen ist, aber er hat eine Kopfwunde und ist bewusstlos. Bringen Sie ihn nach oben in sein Bett. Dann müssen wir die Wunde reinigen und warten, bis der Doktor eintrifft."
    Der Schrecken stand dem Hauspersonal ins Gesicht geschrieben, aber sie taten eilig, wie Anna ihnen geheißen.
    Vorsichtig hoben sie Kit aus dem Wagen und trugen ihn zum Haus. Währenddessen erklang plötzlich lauter Hufschlag aus dem Dunkel, und in Anna regte sich sofort eine wilde Hoffnung.
    Ein Mann zu Pferde kam von Osten her auf Holcomb Manor zugaloppiert, und er ritt viel schneller, als es der Finsternis der Nacht angemessen gewesen wäre. Er hatte nicht die Straße, sondern die Abkürzung über die Felder genommen, brachte sein Pferd nun zum Stehen und sprang aus dem Sattel. Mit langen Schritten eilte er auf Anna zu.
    „Reed!" Anna verlor mit einem Schlag ihre Selbstbeherrschung. Trotz der Dienstboten, die im Hof standen, warf sie sich ihm an die Brust. Er schloß seine Arme um sie und zog sie an sich.
    „Anna! Was ist geschehen?"
    Sie brachte kein einziges Wort hervor. Stattdessen wurde sie von ihren aufgestauten Gefühlen überwältigt und brach in Tränen aus. Weinend klammerte sie sich an ihn, und Reed streichelte sanft ihren Rücken, wobei er leise und beruhigend auf sie einredete. Als er sah, wie einige Hausdiener Kit die Vordertreppe hinauftrugen, hielt er Anna noch ein wenig fester.
    Langsam entspannte Anna sich, blieb noch einen Moment reglos stehen und lauschte dem gleichmäßigen Schlag seines Herzens. Kurz dachte sie an die Dienstboten, die sie sicher beobachteten, und an das furchtbare Gerede, das es bestimmt geben würde - aber im Moment war ihr das vollkommen gleichgültig.

    Schließlich löste sie sich von Reed, trat einen Schritt zurück und wischte sich mit der Hand über die Wangen.
    „Warten Sie." Reed holte sein Taschentuch hervor und tupfte ihr behutsam die Tränen ab.
    Mit einem zaghaften Lächeln schaute Anna ihn an. „Danke." Sie wandte sich nach dem Haus um. „Ich ... ich muss zu Kit gehen."
    „Natürlich." Reed nahm ihren Arm, und zusammen gingen sie ins Haus hinein.
    „Wie haben Sie denn überhaupt davon erfahren?", fragte Anna. „Oder weswegen sind Sie gekommen? Es muss schon fast Mitternacht sein."
    „Ich habe geträumt", erwiderte er. „Ich saß in meinem Arbeitszimmer und las, und dann... ich denke, dass ich kurz eingenickt bin. Auf einmal hörte ich, wie Sie meinen Namen riefen, und ich habe es mit einer so unglaublichen Klarheit gehört, die mich sofort gewiss sein ließ, dass Sie meine Hilfe brauchten. Also ließ ich mein Pferd satteln und ... nun bin ich hier."
    Anna dachte daran, wie sie vorhin in Gedanken nach ihm gerufen hatte und wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, dass er jetzt bei ihr sein könnte. Sie hatte ihn gebraucht, und es erschien ihr überhaupt nicht seltsam, dass Reed davon gewusst hatte.
    Sie gingen hinauf in Kits Zimmer. Die Hausdiener hatten ihn auf sein Bett gelegt und ihm Jacke und Stiefel ausgezogen. Auf einem kleinen Tisch neben dem Bett stand eine Schüssel mit Wasser, rot gefärbt vom Blut. Kits Kammerdiener war gerade dabei, die Kopfwunde zu reinigen, und wandte sich um, als er Reed und Anna ins Zimmer kommen hörte.
    „Miss

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