Das Geheimnis von Winterset
wollen?"
„Ja, zumindest einen Teil des Jahres", erwiderte Reed und blickte zu Anna hinüber. „Trotz der Tragödien, die sich dort zugetragen haben, ist es ein wunderbares Haus, und ich würde es gerne mit neuem Leben und schönen Erinnerungen füllen."
„Sehr gut." Dr. Felton nickte erfreut. „Ich bin froh, dass Sie hierbleiben."
„Damit sprechen Sie für uns alle", fügte Kit hinzu.
Anna schwieg dazu, denn sie fürchtete, in Tränen auszubrechen, wenn sie nur ein Wort sagte. Sobald die Erleichterung darüber, den Mörder gefasst zu haben, ein wenig abgeklungen war, hatte sie sich wieder daran erinnert, dass sich zwischen ihr und Reed eigentlich nichts geändert hatte. Der Grund, der ihre Heirat ausschloss, war nach wie vor gegeben, und sie wusste nicht, wie sie es ertragen sollte, wenn Reed nun in ihrer Nähe lebte.
Allerdings wüsste sie erst recht nicht, was sie tun sollte, wenn er nach London zurückkehrte ...
„So, nun mache ich mich besser wieder auf den Weg ins Dorf', sagte der Doktor und stand auf. „Wahrscheinlich habe ich heute doppelt so viele Patienten wie sonst, weil alle gespannt auf Neuigkeiten sind."
„Ich bringe Sie noch hinaus", erbot sich Kit und erhob sich ebenfalls.
Anna und Reed verabschiedeten sich höflich von Dr. Felton. Nachdem die Tür des Salons sich hinter den beiden geschlossen hatte, setzte Anna sich nervös in ihrem Sessel zurecht. Weshalb hatte Kit sie und Reed hinter verschlossener Tür allein gelassen? Das war schon nahezu unschicklich!
Sie sah kurz zu Reed hinüber und bemerkte, dass er sie aufmerksam betrachtete. Sogleich schlug ihr Herz schneller, und sie sah verlegen auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt.
„Dein Bruder hat uns nicht ohne Grund allein gelassen", begann er.
„Wie bitte?" Anna sah ihn argwöhnisch an. „Was meinst du damit?"
„Er weiß, dass ich um deine Hand anhalten werde. Ich habe bereits mit ihm darüber gesprochen."
„Reed ... nein. Bitte."
Reed stand auf, kam zu ihr herüber, kniete vor ihr nieder und nahm ihre Hand. „Mit dem vollen Einverständnis deines Bruders möchte ich dich nun noch einmal bitten, meine Frau zu werden." Lächelnd fügte er hinzu: „Es kommt bestimmt nicht allzu häufig vor, dass einer Frau so oft von demselben Mann ein Antrag gemacht wird."
„Reed ..." Ihr versagte die Stimme.
„Und du solltest wissen, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, falls du mich jetzt erneut abweist. Ich werde nicht eher nachgeben, bis du Ja sagst."
„Reed, du weißt genau, dass ich das nicht kann. Nichts hat sich verändert." Anna sah ihn voller Bedauern an. „Ich täte nichts lieber, als dich zu heiraten."
Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. „Ist das wahr?"
„Ja, natürlich. Ich liebe dich. Aber ich kann nicht... "
Reed legte ihr sanft seinen Finger an die Lippen und bedeutete ihr zu schweigen. „Der Wahnsinn der de Winters ist somit das einzige Hindernis? Wenn er nicht wäre, würdest du mich heiraten?"
„Ja! Du weißt, dass ich das würde. Dieser Wahnsinn ist hingegen unbestritten vorhanden, und deshalb kann ich dich nicht heiraten." Tränen schimmerten in ihren Augen.
Reed küsste erneut ihre Hand und erhob sich dann. „Ich möchte, dass du dich mit jemandem unterhältst."
„Wie bitte?" Anna sah ihn verwirrt an. „Mit wem? Was meinst du?"
Reed bedachte sie nur mit einem verheißungsvollen Blick und ging zur Tür. Er öffnete sie, sah sich in der Eingangshalle um und winkte dann jemanden herbei. Anna versuchte derweil, die Hoffnung zu unterdrücken, die plötzlich in ihr aufkeimte. Sie ermahnte sich, dass sie sich von Reed nicht dazu überreden lassen dürfe, ihn zu heiraten.
Zu ihrer großen Überraschung sah sie Nick Perkins in den Salon kommen.
„Nick!" Anna stand auf und war fast ein wenig sprachlos. „Ich ... kommen Sie herein. Setzen Sie sich. Ich bin sehr überrascht, Sie hier zu sehen."
„Ja, Miss, das kann ich mir denken." Nick kam zu ihr herüber und hielt verlegen seine Kappe in den Händen. Er schien sich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber stehen bleiben."
Anna warf Reed einen verwunderten Blick zu.
„Als Miles mich gestern überfallen hat, war ich gerade auf dem Weg zu dir", ließ Reed Anna wissen und stellte sich neben Nick. „Zuvor hatte ich Perkins besucht und mich mit ihm wegen etwas unterhalten, das mir einfach nicht mehr aus dem Kopf wollte. Nachdem Mrs. Parmer uns von Lord Rogers Wahnsinn
Weitere Kostenlose Bücher