Das Geheimnis von Winterset
Kit", meinte sie schließlich und griff nach seiner Hand.
Er sah sie nicht an, als er antwortete: „Es ist besser, wenn sie nun abreist. Letztlich macht es das einfacher."
„Ja, aber ich weiß, wie schwer es im Augenblick ist."
Er drückte leicht ihre Hand. „Wir haben uns nicht ineinander verliebt. Doch ich mag sie ... sehr. Sie hat mich gebeten, zu einem Besuch nach London zu kommen, da sie meinte, Kyria würde uns beide nach Broughton House einladen."
„Das hat sie auch getan."
„Ich habe Rosemary gesagt, dass das unmöglich ist. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie meine Antwort sehr verletzt hat, wenngleich sie versucht hat, es vor mir zu verbergen. Und nun fühle ich mich schlechter als jemals zuvor."
„Oh Kit ..."
Er bemühte sich, sie anzulächeln. „Wir beide sind schon ein trauriges Paar, nicht wahr? Nun ja, andererseits kann ich mir keine bessere Schwester wünschen, um hier gemeinsam mit mir alt zu werden. Stellst du dir nicht auch manchmal vor, wie es sein wird, wenn wir in Nick Perkins' Alter sind ... und jeden Abend vor dem Kaminfeuer sitzen und Cribbage spielen?" Er drehte sich um, ging zum Haus zurück und ließ Anna an der Tür den Vortritt.
Leichthin fügte er noch hinzu: „Aber ein wenig anstrengend ist es schon, immer vernünftig zu sein."
Am nächsten Morgen war Anna sehr überrascht, als ihr Butler sie während einer Besprechung mit der Haushälterin unterbrach, um ihr mitzuteilen, dass Lord Moreland mit seinen beiden jüngeren Brüdern gekommen sei und sie erwarte.
Rasch eilte sie aus dem Dienstbotenteil des Hauses nach oben, vergewisserte sich in einem Spiegel in der Eingangshalle kurz ihres Aussehens und steckte eine lose Haarsträhne wieder fest. Reed und die Zwillinge warteten im Salon auf sie. Alex und Con, die scheinbar gerade ein wenig miteinander gerangelt hatten, ließen sofort voneinander ab und strahlten sie an.
„Anna!"
„Hallo, Con, Alex." Sie ging zu den beiden hinüber und reichte ihnen die Hand. „Wie schön, euch noch einmal zu sehen. Ich hatte schon befürchtet, ihr würdet abreisen, ohne mir Auf Wiedersehen zu sagen."
„Das würden wir doch niemals tun!", erklärte Con im Brustton der Überzeugung. „Reed musste uns versprechen, uns zu einem Abschiedsbesuch bei Ihnen zu begleiten."
Anna blickte zu Reed hinüber. Er lächelte und verbeugte sich leicht vor ihr. Anna spürte, wie eine wunderbare Wärme sich in ihr ausbreitete. „Danke", sagte sie zu ihm.
„Das habe ich gerne getan", versicherte er ihr.
„Reed hat uns gestern auch zu Nick Perkins gebracht", ließ Alex sie wissen.
„Tatsächlich?" Anna sah Reed ein wenig überrascht an, da sie nicht vermutet hätte, dass er mit den Zwillingen die Strecke gehen würde, auf der sie die Leiche gefunden hatten.
„Wir sind über die Landstraße gefahren", erklärte Reed, als hätte er ihre Gedanken lesen können.
„Ich verstehe. Und wie geht es eurem Patienten?", wollte Anna von den Jungen wissen.
„Schon viel besser. Er kann sogar bereits wieder herumlaufen! Allerdings muss er immer noch seinen Verband tragen", berichtete Alex.
„Und Perkins meinte, dass es ihm schon wieder so gut geht, dass wir ihn mit nach London nehmen können", schloss Con die Erzählung seines Bruders.
„Das sind ja wunderbare Neuigkeiten."
„Wir werden sehr gut auf ihn aufpassen und darauf achten, dass er unserer Boa nicht zu nahe kommt", versicherte Alex ihr. „Oder den Papageien", fügte er nach kurzem Überlegen noch hinzu.
„Das klingt vernünftig." Anna lächelte. „Ich glaube, dass ihm sein neues Zuhause sehr gut gefallen wird, und ich finde es nur vernünftig, dass ihr in Anbetracht der Umstände jetzt zurückfahrt."
Con nickte. „Rafe hat uns alles erklärt - dass Kyria sich verpflichtet fühlen würde hierzubleiben, wenn wir bleiben, und wenn sie bliebe, würden ja auch die kleine Emily und Miss Farrington bleiben, und da dachten wir uns, dass wir sie nur zur Abreise bringen könnten, wenn wir selber eben auch nach London fahren."
„Ein sehr schlauer Plan", sagte Anna anerkennend, und ihre Augen funkelten dabei vergnügt.
„Stimmt", erwiderte Alex und zwinkerte ihr zu. „Rafe schafft es fast immer, alle dazu zu bringen, genau das zu tun, was er möchte."
„Kyria hat er wahrscheinlich dasselbe erzählt wie uns", fügte Con hinzu. „Das habe ich ihm auch gesagt, und er hat nur gelacht. Bloß hat er ja recht - und eigentlich freue ich mich auch schon darauf, Mum und Dad
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