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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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wollte sie ihm mitteilen, dass sie es sich anders überlegt hätte und ihn nicht begleiten würde, um sich mit ihm die Aufzeichnungen des Arztes anzusehen. Doch jedes Mal zerriss sie das angefangene Schreiben wieder, bevor sie überhaupt die Hälfte zu Papier gebracht hatte - obwohl sie wusste, dass sie sich in eine Situation begab, die ihr sehr gefährlich werden konnte, war es ihr einfach unmöglich, der Versuchung zu widerstehen, in Reeds Nähe zu sein.
    Am nächsten Morgen achtete sie ganz besonders auf ihr Äußeres und ärgerte sich sogleich über sich selbst.
    Deswegen zog sie schließlich ihr schlichtestes Kleid an und bewegte Penny dazu, ihr Haar noch einmal neu zu frisieren und es im Nacken zu einem einfachen Knoten aufzustecken. Keine ihrer Bemühungen vermochte allerdings etwas daran zu ändern, dass ihre Haut rosig schimmerte und ihre Augen lebhaft funkelten. So sehr sie auch versuchte, unscheinbar und gewöhnlich auszusehen, ihre Vorfreude darauf, mit Reed zusammen zu sein, ließ sie doch in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen.
    Dr. Felton war ein wenig überrascht, als sie plötzlich beide vor seiner Tür standen, aber sobald Anna ihm erklärte, dass sie gerne die Aufzeichnungen seines Vaters über den Mord vor fünfzig Jahren ansehen würden, stimmte er freundlich zu und führte sie in das kleine Büro hinter seiner Praxis. Dort schloss er einen Aktenschrank auf, holte eine metallene Schatulle heraus und öffnete sie. Er sah kurz die darin befindlichen Notizbücher durch und nahm schließlich eines heraus.
    „Das ist sein Tagebuch aus dem Jahr, in dem die Morde geschahen", bemerkte er und reichte ihnen den Band, der genauso aussah wie all die anderen in der Schatulle, die der Arzt sogleich wieder verschluss und in den Schrank zurückstellte. „Möchten Sie sich auch die Zeitungsberichte ansehen? Aber ich weiß nicht, ob die Artikel Ihnen wirklich helfen."
    Dr. Felton verschloss den Aktenschrank wieder sorgsam und durchsuchte anschließend einen anderen, unverschlossenen Schrank, bis er einen schlichten Karton fand, den er Anna und Reed reichte. „Es sind Berichte aus der fraglichen Zeit, die Mrs. Ross ausgeschnitten und aufgehoben hat. Ich habe sie nicht einmal alle selbst gelesen, die meisten sind schlichtweg reißerisch." Er schmunzelte ein wenig. „Mir scheint, als sei die Berichterstattung in den Zeitungen früher kein bisschen seriöser gewesen als heutzutage."
    „Wir würden sie trotzdem sehr gerne lesen", versicherte ihm Anna.
    „Wenn Sie mögen, können Sie sich hier alles in Ruhe anschauen", schlug Dr. Felton mit einer vagen Geste vor, die sein gesamtes Büro einschloss, das fast vollständig von einem großen Schreibtisch und einigen Aktenschränken ausgefüllt wurde. „Sie können sich auch gerne alles mit nach Hause nehmen."
    Sie verständigten sich darauf, dass es weniger Umstände machen würde, wenn sie sich die Sachen auf Winterset ansahen, und Anna versprach, die Unterlagen so bald wie möglich zurückzubringen.
    Als sie schließlich mit einer Kanne Tee in der Bibliothek saßen, legten sie das Tagebuch geöffnet vor sich auf den Tisch. Gemeinsam beugten sie sich über die Aufzeichnungen, um sie zu lesen. Ihre Arme berührten sich leicht im Sitzen - denn es war ganz unmöglich, dass sie sich nicht berührten - und wenngleich Anna nur den Stoff von Reeds Gehrock auf ihrer bloßen Haut spürte, so ließ die Berührung sie doch wohlig erschaudern.
    Sogleich stellte sie sich vor, wie sie ihre Hand auf die seine legte und die Wärme seiner Haut genoss. Seine Finger würden sich ein wenig öffnen und mit den ihren verschränken ... Ihr wurde ganz warm, und sie rückte ein wenig auf ihrem Stuhl beiseite, sodass sie etwas Abstand zwischen sich und Reed brachte. Doch seiner Nähe blieb sie sich allzu bewusst, noch immer hatte sie den Duft seiner Haut in ihrer Nase, noch immer fühlte sie die Wärme seines Körpers, und noch immer brauchte sie nur kurz zur Seite zu blicken, um sein Profil betrachten zu können ... sein markantes Kinn, die klassisch gerade Nase, den Schwung seiner langen Wimpern und den dunklen Bartschatten, der sich bereits wieder auf seinen Wangen abzeichnete, obwohl er sich sicher erst vor wenigen Stunden rasiert hatte.
    Reed wandte sich zu ihr um, und ihre Blicke trafen sich. Anna stockte der Atem, und sie war von seinen silbergrauen Augen wie gebannt. Eine tiefe Sehnsucht nach dem, was sie nie würde haben können, durchfuhr sie auf einmal. Wenn sie Reed geheiratet

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