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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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konnten nicht heiraten!"
    „Alles kann ganz anders kommen, als Sie befürchten. Wir hätten gemeinsam entscheiden können, was wir tun sollten. Vielleicht hätten wir etwas tun können ... "
    „Was denn?" Verzweifelt hob Anna die Hände. „Wir konnten nichts tun. All Ihr Einfluss, Ihr Vermögen, Ihre Bildung hätten nichts daran ändern können, dass es in meiner Familie eine Veranlagung zum Wahnsinn gibt und dass ich diese furchtbare Möglichkeit in mir trage. Wie hätten wir uns denn anders entscheiden sollen? Es bestand für uns keine Aussicht, jemals zusammen zu sein. Es war besser, wenn Sie Ihr Leben ohne mich lebten ... und auch ich habe mir mein Leben ohne Sie eingerichtet."
    „Nur ist es ein leeres Leben", wandte Reed ein. „Ein Leben ohne Liebe."
    Anna straffte die Schultern. „Nennen Sie es, wie Sie wollen -es ist mein Leben. Es hat mich sehr viel Kraft gekostet, bis ich Sie endgültig aus meinem Herzen verbannt hatte, und nun werde ich mir nicht gestatten, erneut zu lieben - nie wieder."
    „Ich finde es bewundernswert, wie gut Sie Ihre Gefühle unter Kontrolle bringen können", bemerkte Reed kühl.
    „Mir war das leider nie vergönnt."
    Anna sah ihn lange an, bevor sie mit erstickter Stimme sagte: „Ich habe nur getan, was ich tun musste."
    Sie wandte sich ab und ging eilig davon. Reed blieb reglos stehen und blickte ihr nach. Diesmal folgte er ihr nicht.
    Die nächsten Tage nahm Anna nur durch den Schleier ihres Kummers wahr. Da Reed sich nicht bei ihr meldete, nahm sie an, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bevor sie erfuhr, dass er nach London zurückgekehrt war.
    Genau wie vor drei Jahren hatte sie ihn von sich gestoßen, und nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie all das noch einmal würde durchmachen müssen.
    Wie betäubt ging sie ihren alltäglichen Pflichten nach und war dankbar für alles, was sie zu tun hatte, solange es sie nur davor bewahrte, ihre Gedanken beständig um Reed kreisen zu lassen. Viel schlimmer waren indes die Nächte: Sobald sie zu Bett ging, gab es nichts mehr, das sie von ihrem Kummer ablenken konnte, und es dauerte nie lange, bis sie das Gesicht in ihrem Kissen vergrub und weinte.
    Anna wollte unbedingt weitere Nachforschungen zu den beiden Morden anstellen, aber sie wusste nicht genau, wie sie dabei vorgehen sollte, denn natürlich konnte sie nun nicht mehr nach Winterset gehen und Reed dabei helfen, alte Aufzeichnungen durchzusehen ... Und wenn sie ganz ehrlich war, so zweifelte sie auch ein wenig daran, ob es wirklich zur Aufklärung der jetzigen Verbrechen beitrug, wenn sie sich mit den Morden befassten, die vor fünfzig Jahren geschehen waren.
    Aber nachdem Anna weder von Penny noch von Estelles Familie etwas erfahren hatte, was sie dem Täter näher gebracht oder die Identität des heimlichen Verehrers aufgeklärt hätte, war dies eigentlich ihr einziger Anhaltspunkt.
    Und was war mit dem jungen Bauern? Hatte der Mörder es wirklich auf Frank Johnson abgesehen und war ihm von der Schenke aus gefolgt? Oder hatte der Täter sich einfach bei der Brücke auf die Lauer gelegt und mit dem ersten Opfer vorlieb genommen, das seines Weges kam?
    Anna glaubte indes, dass der Mörder gezielt einen Bauern gesucht hatte, um dem Schema der früheren Verbrechen zu folgen. Das wiederum bedeutete, dass der Täter gewusst hatte, dass Frank Johnson mit seinem Vater und seinen Brüdern auf den Feldern arbeitete.
    Bei dem Gedanken lief es Anna eiskalt den Rücken herunter. Wenn der Mörder so gut über Frank Johnson Bescheid wusste, konnte das nur heißen, dass es jemand hier aus der Gegend war. Der Mord an dem jungen Bauern machte es zudem unwahrscheinlich, dass Estelles heimlicher Verehrer in beiden Fällen der Täter war - es sei denn, der Mann hätte sich überhaupt nur deshalb mit Estelle eingelassen, weil sie ein Dienstmädchen war ...

    Anna erschauderte erneut. Diese Vorstellung war einfach zu furchtbar, um sie überhaupt zu erwägen. Aber ganz gleich, ob es sich um jemand handelte, der seine Opfer kalt und nüchtern nach einem vorgefassten Plan aussuchte, oder ob es jemand war, der nachts durch den Wald streifte und wahllos mordete -Anna konnte sich einfach nicht vorstellen, wie ein Mensch dazu fähig war. Er muss verrückt sein, dachte sie.
    Und damit war sie wieder bei ihrem Onkel, obwohl ihr der Gedanke unerträglich war, dass er es gewesen sein könnte. Er gehörte zu ihrer Familie, und sie liebte ihn, wenngleich er mit dem Mann, den sie als Kind

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