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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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gekannt und geliebt hatte, kaum noch Ähnlichkeit hatte.
    Sie war sich sicher, dass er nicht bösartig war. Nur konnte sie nicht garantieren, dass er unter dem Einfluss seiner Wahnvorstellungen nicht vielleicht doch jemanden töten könnte. Ihr Onkel hörte und sah Dinge, die andere Menschen nicht wahrnahmen, die für ihn aber so wirklich waren wie Annas tägliches Leben für sie die Wirklichkeit war. Würde er ein junges Mädchen umbringen, wenn der Engel Gabriel ihm sagte, er müsse es tun? Und könnte es sein, dass er den jungen Johnson für einen der Schergen der Königin gehalten hatte, den es abzuwehren galt?
    Gleichzeitig dachte Anna, dass die auffallende Übereinstimmung der beiden Morde mit den früheren Verbrechen ihren Onkel als möglichen Täter ausschloss. Wie sollte er mit seinem verwirrten Verstand so etwas bis ins kleinste Detail planen?
    Sie hoffte inständig, dass ihr Onkel nichts damit zu tun hatte. Denn sollte er es doch gewesen sein, so wäre auch sie für den Tod zweier unschuldiger Menschen verantwortlich. Schließlich hatte ihre eigene Familie Onkel Charles versteckt, damit er so leben konnte, wie er sich das wünschte, und nicht in eine Anstalt gesperrt wurde.
    Während sie sich diese Dinge wieder und wieder durch den Kopf gehen ließ, fiel ihr endlich jemand ein, der bereits die ersten Morde miterlebt hatte und auch heute noch einen wachen, klaren Verstand hatte - Nick Perkins. Gleich am Nachmittag desselben Tages machte sie sich daher mit einer der köstlichen Fleischpasteten ihrer Köchin auf den Weg, wobei sie um die kleine Brücke über den Bach allerdings einen weiten Bogen machte.
    Wie so oft, fand sie Nick in seinem Garten bei der Arbeit, und als er sie erkannte, stand er auf und lächelte herzlich. „Miss Anna! Es ist immer eine Freude, Sie zu sehen."
    „Danke." Sie erwiderte sein Lächeln, stieg von dem Pferdewagen und reichte Nick die Pastete. „Eine kleine Aufmerksamkeit von meiner Köchin."
    „Ihr Besuch ist das schönste Geschenk", erwiderte er mit einem schelmischen Funkeln in seinen blauen Augen.
    „Über die Pastete freue ich mich natürlich trotzdem."
    „Ich finde es noch immer unglaublich, dass ein Charmeur wie Sie niemals geheiratet hat", neckte Anna ihn.
    „Ach, wissen Sie, Miss Anna ... vielleicht war ich einfach immer ein bisschen zu clever, um mich einfangen zu lassen."
    Tatsächlich hatte Anna sich schon oft darüber gewundert, warum Nick Perkins sich nie eine Frau genommen hatte und im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder alt geworden war. Selbst jetzt sah er immer noch gut aus, und Anna konnte sich vorstellen, dass er in seiner Jugend der Schwarm aller Mädchen aus den umliegenden Dörfern gewesen war. Als sie noch jünger gewesen war, hatte Anna zahllose romantische Tragödien ersonnen, deren einsamer Held Nick Perkins war. Später fand sie es dann allerdings weniger romantisch als vielmehr traurig, dass er immer allein geblieben war.
    Nick führte Anna nun in sein kleines Haus, stellte die Pastete beiseite und kochte eine Kanne Tee. „Wie geht es den zwei Bengeln?", erkundigte er sich. „Aufgeweckte Burschen, die beiden, und können noch dazu kräftig anpacken.
    Ich glaube, dass der Hund bei ihnen wirklich in besten Händen ist."
    „Bislang habe ich noch nichts von ihnen gehört. Sie sind nämlich wieder nach London abgereist, da ihre Schwester fand, dass es hier bei all den schrecklichen Ereignissen der letzten Zeit für die Kinder nicht mehr sicher sei."
    Nick schüttelte den Kopf. „Eine schlimme Sache ist das", bemerkte er finster, während er ihnen dampfenden, goldbraunen Tee einschenkte.
    „Ja, in der Tat ... sehr schlimm." Anna nahm einen Schluck und setzte ihre Tasse dann wieder auf dem Küchentisch ab. „Nick ... "
    „Ja, Miss Anna?"
    „Können Sie sich noch an die Zeit vor bald fünfzig Jahren erinnern, als die ersten Morde passierten?"
    Nick warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ja, das kann ich noch."
    „Woran erinnern Sie sich?", fragte Anna.
    „Warum wollen Sie das denn wissen? Es ist lange her, und die Toten lässt man lieber ruhen."
    „Nicht jeder scheint diese Ansicht zu teilen", entgegnete Anna. „Sind Sie mit den jetzigen Fällen vertraut? Das erste Opfer war eines unserer Zimmermädchen, das zweite der Sohn eines Bauern. Ihre Verletzungen sahen aus, als wären sie von den Krallen eines Tieres zerfetzt worden. Es ist wie bei den Morden von damals."
    „Es kann unmöglich derselbe Täter sein", wandte Nick entschieden

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