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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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doch nicht gleich verlassen, nur weil Ihre Schwester jetzt wieder hier ist", sagte Mrs. Bennett und lachte. „Wir würden gerne noch ein wenig mit Ihnen beiden plaudern.
    Nicht wahr, Felicity?"
    „Oh ja ... ja, wirklich", bekräftigte Felicity und kicherte erneut.
    „Es tut mir leid, und ich muss Sie aufrichtigst um Entschuldigung bitten. Leider wartet auf meinem Schreibtisch ein ganzer Berg an Arbeit", erklärte Kit. „Ich bedaure es sehr, aber Sie werden mit Anna vorlieb nehmen müssen."
    Dann zog er sich so schnell zurück, wie der Anstand es ihm gestattete.

    „Ein sehr pfichtbewusster junger Mann", bemerkte Mrs. Bennett und sah Kit anerkennend nach. „Da solltest du dir ein Beispiel daran nehmen, Miles, wie Sir Christopher sich um sein Anwesen kümmert. Irgendwann wird dein Vater auch nicht mehr unter uns sein, und dann wirst du seine Pflichten übernehmen müssen."
    Miles bedachte seine Mutter mit einem finsteren Blick. Anna vermutete, dass er dergleichen nicht zum ersten Mal zu hören bekam.
    Im nächsten Moment wandte Mrs. Bennett sich an Anna, beugte sich vertraulich zu ihr hinüber und sagte: „Ich kann Miles einfach nicht dazu bringen, sich für die Geschäfte seines Vaters zu interessieren. Ach, dieser Junge!"
    Sie seufzte verzweifelt und sah zugleich liebevoll zu ihrem Sohn hinüber. „Lieber schreibt er an seinen Gedichten.
    Nicht wahr, mein Lieber?"
    „Mutter, ich glaube nicht, dass Miss Holcomb sich für unsere Familienangelegenheiten interessiert", entgegnete Miles und warf Anna einen gequälten Blick zu.
    „Das stimmt allerdings", mischte Felicity sich ein. „Gedichte sind ja auch furchtbar langweilig."
    Das Blut stieg Miles in die Wangen, und er sah seine Schwester mit zornig funkelnden Augen an. „Ich selbst interessiere mich sehr für Lyrik", beeilte Anna sich daher rasch zu sagen.
    „Ja, das dachte ich mir", verkündete Mrs. Bennett. „Sie sind eben ein kluges Mädchen. Felicity und ich hingegen -
    mit unseren Spatzenhirnen ... " Sie sagte das mit einer so glücklichen Selbstverständlichkeit, als glaube sie, sich mit dieser Eigenschaft bei Anna besonders beliebt zu machen.
    Anna gab eine unverbindliche Antwort, da sie im Grunde nicht wusste, was man auf eine solche Bemerkung noch sagen sollte. Mrs. Bennett schien das jedoch gar nicht zu bemerken, sondern fuhr unbeirrt mit der für sie typischen einseitigen Unterhaltung fort.
    „Ich kann mir vorstellen, dass Sie es sehr bedauern, dass Lady Kyria schon wieder abgereist ist", meinte sie. „So eine schöne Frau ... und dabei gar nicht hochmütig, wie man vielleicht meinen könnte, finden Sie nicht auch?"
    Gerade wollte Anna zu einer höflichen Antwort ansetzen, da fuhr Mrs. Bennett auch schon fort: „Und ihr Gatte erst... nein, so ein bezaubernder Mann! Und dabei ist er ja Amerikaner ... Das hat mich wirklich überrascht, denn er benimmt sich wie ein Gentleman."
    „Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Zivilisation mittlerweile bis an die amerikanische Küste vorgedrungen ist", merkte Anna trocken an.
    Mrs. Bennett sah sie verdutzt an und lachte dann. „Oh ja, ich verstehe! Sie haben einen Witz gemacht ... Habe ich nicht schon immer gewusst, was für ein kluges Mädchen Sie sind? Nur wissen Sie, meine Liebe", sie senkte ihre Stimme ein wenig, „Gentlemen wissen eine kluge Frau nicht immer zu schätzen."
    „Mama ..." Miles stöhnte gequält auf.
    „Nein, Miles, sei du ruhig. Miss Holcomb weiß ganz genau, was ich meine. Nicht wahr, meine Liebe?"
    „Natürlich, Madam", erwiderte Anna höflich.
    Auf diese Weise plauderte Mrs. Bennett unverdrossen noch eine Weile weiter. Von Lady Kyrias Abendgesellschaft gelangte sie zu den schrecklichen Morden und auf welch furchtbare Weise sie das Leben in Lower Fenley durcheinander brachten, bis sie schließlich bemerkte, dass Lord Moreland noch immer auf Winterset weilte.
    Letzteres schrieb sie ausschließlich seinem Interesse an der bezaubernden Miss Holcomb zu und bedachte Anna dabei mit einem vielsagenden Lächeln.
    Als die Bennetts sich nach einer guten Stunde endlich auf den Weg machten, atmete Anna erleichtert auf, ging die Eingangshalle hinunter und klopfte an die Tür des Arbeitszimmers.
    „Die Luft ist wieder rein - die Bennetts sind soeben gegangen."
    Kit lächelte schuldbewusst. „Bist du mir sehr böse, weil ich dich mit ihnen allein gelassen habe? Bloß hatte ich zuvor schon eine halbe Stunde das Vergnügen, und die ganze Zeit hat Mrs. Bennett ihre Tochter dazu ermuntert, etwas

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