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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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mit Entsetzen, wie er immer weiter seinen Kautschukrachen auseinanderzwängte. In diesem furchtbaren Rachen waren jetzt schon die Augen des großen Fisches verschwunden. Bald verschwand in der Kehle des unheimlichen Schlingers, die wie ein Faß anschwoll, auch der ganze Kopf seines Opfers. Wie ein dehnbarer Gummihandschuh schob sich die kleine Bestie über den walzenförmigen Körper ihrer Beute, deren verzweifelte Bewegungen den grausigen Schlingakt nur noch beschleunigten.
    Und je weiter sich die Beute in den kleinen Körper des Räubers vorschob, um so rascher schwoll dessen Wanst an und hing kugelförmig herunter.
    Der spukhafte Kampf ging seinem Ende zu. Ohne Wasserzufluß zu den Kiemen erstickte der große Fisch langsam und bewegte sich kaum noch. Aus dem Schlund des schwarzen Fisches ragte jetzt nur noch die Hälfte des Opfers mit der leicht zuckenden Schwanzflosse hervor. Der Bauch des kleinen Räubers war zu einem unförmigen riesigen Sack mit dünnen, durchsichtigen Wandungen aufgedunsen. Im Scheinwerferstrahl sah Pawlik durch die Bauchwandungen die Körperumrisse des ringförmig zusammengerollten Opfers, seinen großen Kopf mit den toten, glasigen Augen. Noch eine Minute, und auch der Schwanz war im Schlund des Fressers verschwunden. Es verging geraume Zeit, bis Pawlik sich wieder gefaßt hatte.
    Die Stimme des Zoologen ließ ihn zusammenfahren.
    „Was gibt’s, Jungchen? Etwas Neues?“
    „Nichts, Arsen Dawidowitsch, … und bei Ihnen?“
    „Auch nichts, Pawlik. Ein großer Steinhaufen erschien mir verdächtig. Ich habe ihn weggeräumt und dadurch viel Zeit verloren. Jetzt gehe ich weiter …“
    Wieder trat Stille ein. Pawlik schaute sich nach allen Seiten um. In der Ferne huschten ein paar grüne und gelbe Flämmchen vorbei. Der Lichtkegel des Scheinwerfers glitt über dem Meeresboden dahin, beleuchtete für einen Augenblick Felstrümmer und tastete sich weiter an den schwarzen Wänden der Schlucht. Pawlik fühlte mehr, als er sah, eine Bewegung zwischen den Steinen und Felsstücken. Der Strahl des Scheinwerfers beschrieb einen Kreis und beleuchtete wieder die Stelle, die Pawliks Argwohn erweckt hatte. Der Junge blickte angestrengt dorthin – und schrie vor Entsetzen laut auf. In einer Entfernung von zwanzig bis fünfundzwanzig Metern schien der ganze Boden der Schlucht, soweit man nur sehen konnte, ein blutigrotes Parkett zu sein. Es war aus sechseckigen Platten zusammengefügt, über denen sich drohend zahllose Scheren bewegten. Scharen riesiger Krabben hatten alle freien Stellen zwischen Steinen und Trümmerstücken besetzt, standen auf Felsblöcken oder klammerten sich daran. Ihre Stielaugen funkelten im Licht des Scheinwerfers. Die Krabben standen unbeweglich auf ihren hohen Beinen, geblendet von der ungewohnten Lichtfülle.
    Dieses Schauspiel währte nur einige Sekunden, aber Pawlik schien es, als sei eine Ewigkeit verflossen. Der Lichtkegel streifte den Boden der Schlucht und glitt wieder über die Felswände. Die Dunkelheit um Pawlik verdichtete sich noch mehr. Er stand wie angewurzelt, Angst lähmte seine Glieder. Was wollten die Krabben? Wohin krochen sie? Würden sie seinen Felsen heraufklettern? Das schien nicht so leicht zu sein. Der Felsen war steil und seine Seiten glatt. Pawlik faßte etwas Mut und starrte angespannt in die Dunkelheit. Der Lichtkegel des Scheinwerfers beschrieb einen Kreis und erhellte wieder die Schlucht.
    Jetzt waren die Krabben schon fast bis zum Felsen vorgedrungen. Vom Licht geblendet, verharrten sie wieder bewegungslos.
    Aber ihre ersten Reihen, die vom Lichtkegel nicht erfaßt wurden,, raschelten schon am Fuße des Felsens, und Pawlik konnte sehen, wie sie hinaufzuklettern versuchten.
    Pawliks Herzschlag stockte. Die Krabben wollten zu ihm hinauf! Sie suchten ihn! Das Licht des Scheinwerfers blendete sie … Man mußte seine Kreisbewegung stoppen …!
    Pawlik drückte auf einen Knopf am Ständer, und der Lichtkegel unterbrach seine Wanderung. Er beschien jetzt einen riesigen Kreis roter Panzer und darüber einen Wald sich hin und her bewegender Scheren. Aber Pawlik bemerkte, daß sich an den Rändern des Lichtkegels der Boden der Schlucht bewegte. Die Krabben gingen um den Felsen herum! In dunklen Massen strebten sie die Felswände entlang und umgingen Pawliks Zufluchtsort von beiden Seiten. Der Junge drehte sich jählings um und stürzte fast über die Kabel, die vom Akku zum Scheinwerfer führten.
    Pawlik schaute nach unten und prallte zurück. Die Krabben

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