Das Geheimnis
ihm, als würde sie schweben; die Falten ihres malvenfarbenen Kimonos schienen von einem unsichtbaren Wind bewegt zu werden. Dann hob sie die Arme, und der Kimono rutschte zu Boden, sodass sie nackt vor ihm stand. Hirata schnappte nach Luft. Ichiterus Brüste waren wohlgeformt und üppig, die Brustwarzen so groß wie Münzen. Ihre Taille war schmal, die Hüften ausladend und schön geschwungen, und ihr Schamhaar schimmerte blauschwarz. Glatte, elfenbeinfarbene Haut hob die feine Knochenstruktur ihres schlanken Halses, der Schultern und der langen, anmutigen Arme und Beine hervor. Nun konnte Hirata neben dem Duft des Parfums auch Ichiterus eigenen Duft wahrnehmen: durchdringend und salzig wie das Meer. Eine Woge des Begehrens durchflutete ihn, doch ihre Schaumkrone bestand aus Todesangst.
»Nein. Bitte. Das dürfen wir nicht. Wenn der Shôgun es erfährt, lässt er uns beide hinrichten!«
Doch Ichiteru lächelte nur, band Hiratas Schärpe los und entkleidete ihn; zuletzt löste sie seinen Lendenschurz, sodass Hirata nackt vor ihr lag. Hirata stieß einen Schrei aus, in dem Erschrecken und Lust sich mischten.
»Es ist zum Wohle des Shôguns, dass ich Euch hierher bestellt habe«, sagte Ichiteru. »Er schwebt in großer Gefahr.« Ihre Stimme umhüllte Hirata wie eine Wolke – ein körperloses Geräusch, das von überall her zu kommen schien. »Die Ermordung von Konkubine Harume war Teil einer Verschwörung gegen den Shôgun.«
»Was für eine … Verschwörung? Ich … verstehe nicht.« Die Droge beraubte Hirata immer schneller seiner geistigen Fähigkeiten; sein Hirn trieb in einem Meer aus rauschhafter Benommenheit. Ichiteru beugte sich zu ihm vor, bis ihre Brüste sanft über seinen Leib strichen. Hirata stöhnte vor Wonne. Wieder hörte er, wie die Wellen des Kanals gegen die steinerne Uferböschung donnerten. Er musste fliehen … Er musste Ichiteru besitzen … Doch er konnte weder das eine noch das andere; die Droge hatte seine Gliedmaßen gelähmt.
Ichiteru legte die Hände unter ihre Brüste und presste Hiratas Glied in die warme, weiche Kluft dazwischen. Hirata versuchte sich zu wehren, doch die Konkubine lächelte nur und bewegte die Brüste auf und ab, sodass Hiratas Erregung ins Unerträgliche wuchs, bis er den Höhepunkt erreichte, wobei er spürte, dass Ichiterus Finger auf bestimmte Punkte seines Glieds Druck ausübten. Selbst in diesen Augenblicken unternahm er noch den schwachen Versuch, Ichiteru von sich zu stoßen, doch seine Hände gehorchten ihm nicht. Die Konkubine – und die Stelle, an der ihre Körper einander berührten – schien unendlich weit entfernt.
Erst als Hirata schwitzend und keuchend dalag, erkannte er, dass seine Lust nicht im Geringsten geschwunden war. Er blickte an sich hinunter und sah, dass sein Glied noch immer hart und aufgerichtet war, und dass er sich nicht ergossen hatte.
»Was habt Ihr mit mir getan? Was für ein Zauber ist das?«, rief er.
Wieder beugte Ichiteru sich über ihn und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Pssst …« Mit ihrem melodischen Lachen schien sie sich über seine Furcht lustig zu machen. Und noch immer nahm die Wirkung der Droge zu. Hirata wurde schwindlig. Der Futon unter ihm schien auf und ab zu wogen, und die Geräusche des Wassers wurden lauter. Hitzewellen durchliefen ihn. Er und Ichiteru drehten sich so schnell, dass das Wellenmuster an der Decke zu einem verwaschenen Fleck aus grauer Farbe wurde. Der einzige beständige Anblick war der des schönen Gesichts von Ichiteru. »Habt keine Angst … Euch wird nichts geschehen … genießt es einfach …« Jedes einzelne Wort schallte wie aus der Ferne durch Hiratas Kopf. »Und wollt Ihr nicht wissen, wer Harume ermordet hat?«
»Nein. Ich meine … ja!« Hirata wehrte sich vergeblich gegen die wiedererwachende Lust.
»Es war jemand, der eifersüchtig auf Harume gewesen ist … Ein Mann, der befürchtet hat, die Geburt des Erben des Shôguns würde seine ehrgeizigen Pläne vereiteln …« Ichiteru hielt ein rotes, zylinderförmiges Gebilde aus Lack in der Hand; es besaß ungefähr die Dicke ihres schmalen Handgelenks. »Er strebt die Herrschaft in Japan an, doch für ihn führt nur ein Weg zur Macht, und er kann es sich nicht erlauben, diesen Weg zu verlassen.«
Die Drehbewegung wurde noch schneller, und auch Hiratas Gedanken rasten im Kreis. Verzweifelt versuchte er, sich an Einzelheiten des Falles zu erinnern, und an die männlichen Verdächtigen. »Von wem redet Ihr? Von
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