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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Franken.“
    „Ich hoffe, Sie haben Ihre Geldbörse zur Hand. Der Mann hieß Samuel Beils!“
    Johannes Gaitner schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Tassen tanzten. „Ich bin um einen Franken ärmer und um eine Erfahrung reicher. Eine Erfahrung“, er schmunzelte, „die ich sonst immer meinen Gaunern mit auf den Weg gegeben habe: unterschätze nie einen Kriminalisten!“
    Die Tür öffnete sich, und Theres schaute durch den Spalt. „Ist was umgefallen, oder sind Sie wütend über den Tee?“
    „Komm rein, Theres! Kommst gerade recht!“
    Sie kam. Neugierig und gespannt: „Hat dem Herrn Perryclifton mein Tee nicht geschmeckt?“
    „Er ist ausgezeichnet!“
    „Da hören Sie’s, Kommissar, das sind Manieren! Dieser Engländer ist wenigstens ein Gentleman!“
    „Der muß dich auch nicht schon seit 25 Jahren ertragen.“
    „Ich ertrage ihn!“ protestierte Theres. „Verhungert wäre er ohne mich. Er kann nicht mal Wasser kochen!“
    „Du übertreibst!“
    „Geben Sie’s doch zu! Erst seitdem ich einen Pfeifkessel gekauft habe, wissen Sie, wann das Wasser kocht.“ Sie reckte ihre Ofenrohrfigur in die Höhe: „Was die Wahrheit ist, bestimme ich!“
    An Gaitners Miene konnte Perry Clifton erkennen, daß der irgendein Attentat auf seine Haushälterin plante, bei dem er wohl eine Rolle spielen sollte. Und da kam es auch schon.
    „Hast du einen Franken in der Tasche, Theres?“
    „Natürlich!“ rief sie von weit oben nach unten.
    „Dann gib ihn Herrn Clifton, ich hab eine Wette verloren!
    „Wette?“ Ihre Augen glänzten. „Worüber haben Sie denn gewettet?“ (Theres war wettbesessen!)
    „Es ging um die Basler Fasnacht. Herr Clifton wußte was, was ich nicht wußte...“ Theres fischte, vor Neugier fast platzend, einen Franken aus der Geldbörse, die sie in ihrer Schürzentasche trug. Perry sagte „Danke“ und steckte die Münze ungerührt ein.
    „Du kennst dich doch angeblich so gut in der Basler Fasnacht aus. Warum wettest du nicht auch mit Herrn Clifton um einen Franken? Es geht um den Morgenstreich!“
    „Um den Morgenstreich?“ rief die Theres, und das Vergnügen sprühte aus ihren Augen. „Die Wette gilt, beim Morgenstreich kenn ich mich aus!“
    „Haben Sie’s gehört, Herr Kollege, die Wette gilt.“
    Perry Clifton nickte und kam sich ein bißchen unfein in diesem Spiel vor.
    „Na los, sag schon, was du über den Morgenstreich weißt!“ forderte der pensionierte Kommissar seine Haushälterin auf.
    Theres holte tief Luft, und da sie lange tief Luft holte, schien sie auch eine Menge über den Morgenstreich zu wissen.
    „Also“, begann sie, „zum Morgenstreich. Er beginnt um vier in der Früh. Da kommen alle Trommler und Pfeifer aus der ganzen
    „Das ist uns bekannt!“ unterbrach Johannes Gaitner.
    „Wir wollten wissen, wer wann den ersten Morgenstreich um 4 Uhr in der Früh organisiert hat?“ fiel Clifton ein.
    „Ja, sooo... Sie meinen, in welchem Jahr und wie der Mann hieß?“
    Perry nickte, und der Kommissar nickte.
    Die Theres zog eine Grimasse und schien nachzudenken. Der alte Gaitner wollte gerade in ein schadenfrohes Gelächter ausbrechen, als die Theres ihr Gesicht wieder in Normalstellung brachte und mit unglaublichem Schalk in den Augen verkündete: „Der brave Beils war es... Und das Jahr...“ Wieder das angeblich angestrengte Nachdenken, dann: „Und das Jahr... Jetzt fällt’s mir ein: Es war anno 1834... Meinen Franken, bitte, Herr Perryclifton!“
    Die beiden Männer hörten sie noch lange draußen in der Küche kichern.
    „Übrigens“ nahm Perry Clifton den Faden wieder auf, „ich hatte es durchaus ernst gemeint, wegen der Fotografiererei! Ich bezweifle nämlich, ob mir ein solches Blitzlichtfoto aus der Entfernung so geholfen hätte.“
    „Was meinen Sie mit geholfen?“ wollte Gaitner wissen und zog die Zeitung wieder zu sich.
    „Bitte nehmen Sie Ihr Vergrößerungsglas zur Hand und schauen Sie unserem geheimnisvollen Gesicht“ neben die Beine!“
    Der Exkommissar tat es. „Ein Koffer!“ stellte er fest. „Stimmt! Ein Koffer, der links neben ihr steht. In der rechten Hand hält sie einen Schirm und eine Handtasche.“
    „Stimmt!“ sagte diesmal Gaitner. „Es ist also kaum anzunehmen“, fuhr Clifton fort, „daß der Koffer der Dame gehört, die rechts neben der Lady steht. Also bliebe noch der Mann zur Linken. Dieser hält in der rechten Hand eine...“
    „Leine!“ vollendete Gaitner. „Eine Hundeleine!“
    „An dessen anderem Ende

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