Das geheimnisvolle Gesicht
Portrait wurde in einem Londoner Fotostudio angefertigt.“ Jetzt holte Perry den stark vergrößerten Ausschnitt des Zeitungsfotos hervor.
„Die anderen sind besser!“ kommentierte Gaitner und schob es zur Seite.
„Sie meinen nicht, daß unsere Lady auf dieser Vergrößerung viel anders aussieht?“
„Nein“, er nahm es noch einmal zur Hand, schüttelte dann jedoch entschieden den Kopf und wiederholte: „Nein!“
„Es ist die Fremde aus Basel, Herr Gaitner!“
„Was??“
„Es ist unser ,geheimnisvolles Gesicht’! Eine Ausschnittvergrößerung.“
Der Kommissar legte das Foto neben die übrigen drei. „Unglaublich“, murmelte er. „Unglaublich. Ein Zwilling... Wenn es nicht die gleiche Person ist, dann muß es ein Zwilling sein!“
Clifton holte nun auch noch das Journal aus dem Umschlag und schlug die Seiten über die Basler Fasnacht auf. „Bitte!“
Johannes Gaitner machte keinen Hehl aus seiner Verblüffung. Dann stand er auf und ging ins Nebenzimmer. Als er Sekunden später zurückkehrte, hielt er ein überdimensionales Vergrößerungsglas in der Hand. Nacheinander unterzog er alle Fotos einer ausgedehnten Prüfung. Endlich sagte er: „Unter normalen Umständen hätte ich eine Jahrespension darauf verwettet, daß es sich um ein und dieselbe Person handelt.“
„Und jetzt?“
„Ich würde immer noch wetten... allerdings nur um eine Monatspension! Sie werden sicher längst wissen, ob die Dame Geschwister hatte?!“
„Keine Schwestern, Herr Gaitner. Es existiert nach Aussage meines Auftraggebers nur noch ein jüngerer Bruder. Er dient in der Marine.“
„War er zur Totenfeier in London?“
Clifton sah Gaitner überrascht an. „Eine verdammt gute Frage, Kommissar. Ich muß gestehen, daß ich sie vergessen habe zu stellen... Aber das ist ja nachzuholen.“
„Eine andere Frage: Wie viele Leute sind über Ihren Auftrag informiert?“
„Nur Scott Skiffer und Sie — offiziell!“
„Warum diese Einschränkung?“
„Als ich meinen Auftraggeber nach dem zweiten Besuch verließ, wurde ich von zwei Männern verfolgt.“
„Kein Zufall?“
„Kein Zufall! Sie hatten das Nummernschild unkenntlich gemacht und ließen sich erst durch einen verkehrsgefährdenden Trick meinerseits abhängen.“
„Dann hat Ihr Auftraggeber also an der falschen Stelle geplaudert.“
„Ist nicht anzunehmen. Es bieten sich mehrere Möglichkeiten an: Mein Auftraggeber hat einen offensichtlich sehr neugierigen Butler. Dann war ich in der betreffenden Versicherung, um einige Fragen zum Fall zu stellen, und letztlich besuchte ich auch den Augenzeugen.“
„Den Leuchtturmwärter!“
„Und Kakteenzüchter! Sie sehen, Herr Gaitner, es gäbe in dieser Hinsicht einige Anhaltspunkte. Doch ganz gleich, von wem die Information stammt. Aufschlußreich ist, daß man mich beobachtete.“
„Werweiß von Ihrer Reise nach Basel?“
„Außer meinem Auftraggeber eigentlich nur noch Skiffer, ein kleiner Freund, der jedoch kein Unsicherheitsfaktor ist, und eine junge Dame, auf die das gleiche zutrifft.“
„Das würde also bedeuten, daß Sie Ihre Nachforschungen hier unbeobachtet anstellen können. Das ist wichtig!“
„Ich möchte sagen: Es ist angenehmer!“
„Und wichtig!“ beharrte Johannes Gaitner.
„Sie meinen, wenn die andere Seite an meinen Schritten interessiert ist, dann nur, weil sie weiß, wonach ich suche!“ Gaitner nickte Zustimmung. „Es könnte immerhin sein, daß sie nach demselben sucht: nach Ihrem ,unheimlichen Gesicht’!“
„Diese Überlegung habe ich auch schon angestellt.“
„Wo wollen Sie mit Ihren Nachforschungen beginnen?“
„Sehen Sie hier auf das Zeitungsfoto, Herr Gaitner.“
„Das ist der diesjährige Fasnachtsumzug, darüber gibt’s keinen Zweifel. Das sieht man schon am Wetter.“
„Der Reporter hat bei der Bildunterschrift zu erwähnen vergessen, um welche Straße es sich handelt.“
„Das ist der Riehenring!“ kam es ohne Zögern.
„Na, das ist doch schon was“, freute sich Perry Clifton. „Ich bin ja froh, daß das Foto nicht beim Morgenstreich gemacht wurde!“
„Nun sagen Sie bloß“, staunte Johannes Gaitner, „Sie kennen sich in der Basler Fasnacht aus?“
„Was wollen Sie wissen?“ gab Perry großspurig an. „Ich kläre Sie gern auf... Zum Beispiel darüber, daß er früh um 4 Uhr beginnt, und das seit 1834!“
„Wenn Sie mir jetzt auch noch sagen, von wem er um 4 Uhr eingeführt wurde, dann schenke ich Ihnen einen Schweizer
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