Das geheimnisvolle Gesicht
verhehlte auch nicht seine Bedenken: „Können Sie denn diesen Mister Genter richtig beschreiben?“
Julie Young versicherte, es zu können. Und noch etwas sagte sie: „Ich bin richtig froh, daß du gekommen bist, Dicki. Wenn man selbst keine Ahnung hat von Kriminalistik, macht man die albernsten Fehler. Dir wäre so was sicherlich nicht passiert.“
Dicki wuchs und wuchs...
„Du wirst mir doch helfen, diesen Fehler wieder wettzumachen?“
„Natürlich!“ sagte Dicki und hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. „Verbrannte Milch läßt sich nicht mehr trinken“, würde sein Großvater jetzt sagen. Oder was noch schlimmer war: „Einem untergegangenen Topf kann man nur noch den Deckel hinterherwerfen...“
Dickis große Hoffnung war, daß sich selbst sein Großvater schon zweimal mit einem Spruch geirrt hatte...
Basel, 18 Uhr
Seit genau zehn Minuten war Perry Clifton wieder im Hotel.
Über Solothurn und Olten waren sie nach Basel zurückgekehrt. Und Clifton hatte sich alle Mühe gegeben, seine innere Unruhe zu verbergen. Er zweifelte jedoch daran, daß ihm der alte Fuchs Gaitner seine aufgesetzte Zwanglosigkeit abgenommen hatte.
Je näher sie Basel kamen, um so größer wurde seine Nervosität, um so stärker seine Spannung. Er spürte ganz deutlich, daß sich etwas anbahnte. Zu oft schon hatte er diese gleichen Empfindungen durchgemacht.
18 Uhr 20 klingelte das Telefon. Clifton riß den Hörer von der Gabel.
„Ja?“
Es war Gaitner. „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß meine Vermutung in bezug auf Ihre ständigen Begleiter eingetroffen ist. Sie sind wieder an Land gegangen und wohnen jetzt in der Pension Pohlmann!“
„Seit wann?“ wollte Clifton wissen.
„Schon seit heute nacht... Und keiner hat die Pension bis jetzt länger als zehn Minuten verlassen.“
„Und Püttely?“
„Keine Spur von ihm. Ich nehme an, daß er sich tatsächlich um Verstärkung bemüht. Ein Bekannter von mir hat die Pension bis jetzt überwacht.“
„Vielen Dank, Kommissar. Aber für den Rest des Tages dürfte sich eine weitere Überwachung erübrigen. Ich habe ohnehin nicht die Absicht, das Hotel zu verlassen.“
„Der Mann hat seinen Beobachterposten schon aufgegeben. Mir ging es in erster Linie darum festzustellen, ob Püttely auch dort untergekrochen ist. Das ist nicht der Fall. Wahrscheinlich taucht er erst morgen oder übermorgen wieder auf... Also, schönen Abend noch!“
Diesmal irrte Gaitner!
Perrys Unruhe hatte sich noch kein bißchen gelegt. Sie hinderte ihn daran, Radio zu hören, dem Fernsehprogramm zu folgen, Zeitung zu lesen, ja, sie hinderte ihn sogar beim Denken,
18 Uhr 50.
Perry Clifton ließ sich eine Bouillon mit Ei und einigen Toastbroten aufs Zimmer bringen. Dazu eine Kanne Tee mit viel Zucker.
19 Uhr.
Das Telefon. Es war die Zentrale. Eine Mädchenstimme kündigte ein Gespräch aus London an.
„Hallo?“ rief Perry und riß dabei den Apparat vom Schränkchen. Das Gespräch war jedoch nicht unterbrochen. „Hallo?!!!“
„Warum schreist du so, ich rufe doch nicht aus Hongkong an.“ Skiffers Stimme klang heiter.
„Entschuldigung, Scotty. Aber ich bin so nervös, daß ich jetzt sogar das Telefon runtergeworfen habe. Hattest du es schon einmal probiert?“
„Nein. Du wolltest ja ohnehin erst nach 18 Uhr angerufen werden. Ist was passiert?“
„Einiges, aber nichts Entscheidendes. Gestern abend sind meine drei Schatten ohne Angabe von Gründen aus ihrem Hotel verschwunden. Zwei von ihnen, McButton und Forster, wohnen jetzt in einer anderen Pension, von Püttely fehlt jede Spur. Ebenso spurlos verschwunden ist das Auto, mit dem sie hinter mir her waren.“
„Das heißt also, daß sie euren ,Betriebsausflug’ nicht überwacht haben?“
„Zumindest nicht in dem VW!“
„Man hört es deiner Stimme an, daß du unter Strom stehst!“
Perry Clifton hatte, ohne es wahrzunehmen, während der wenigen Sätze, die er bisher mit Skiffer gewechselt hatte, mit den Fingern eine Scheibe Toastbrot völlig zerbröselt. „Ich kann es dir nicht erklären, Scotty. Aber ich habe wirklich das Gefühl, als ob jeden Augenblick etwas passieren müßte... Und wenn es nur das Zerplatzen eines Luftballons wäre..."
„Wirf etwas gegen die Wand. Vielleicht hilft das! Aber kommen wir zur Sache.“
„Gibt es denn eine Sache?“ fragte Clifton, und plötzlich fielen ihm Skiffers Telefonkosten ein. „Rufst du von zu Hause an?“
„Nein, vom Yard. Aber darauf kommt’s jetzt auch
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