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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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aufgeregt, oder? Ich werde ihn das nächste Mal danach fragen!“ Und dann holte Perry jene weißen Kartons mit den Namen und Möglichkeiten aus der Schublade und versuchte neue Versionen zu spielen. Der Name Patrick Mills und seine frühere Zugehörigkeit zur Firma Burton eröffneten ganz neue Perspektiven...
    Die Bouillon war inzwischen ausgekühlt, und die Fettaugen hatten Falten bekommen. Er schob sie zur Seite und begnügte sich mit dem Tee.

Schlag auf Schlag

    21 Uhr 50.
    Langsam bog der FIAT — Farbe Lindgrün — auf den Parkplatz ein, wendete und setzte rückwärts in eine Parklücke. Damit vermied der Fahrer von vornherein jedes zeitverzögernde Wendemanöver.
    Der Motor verstummte, das Licht wurde ausgeschaltet.
    Ein Mann stieg aus, überquerte die Straße und ging zielstrebig auf ein klobiges vierstöckiges Haus zu. Eine Reihe von privaten Klingelschildern und drei Firmenschilder gaben Auskunft über die Mieter. Im Parterre hatten ein Zahnarzt sowie ein Hals-Nasen-Ohrenarzt ihre Praxen und Wohnungen, der erste Stock schien durchweg aus Privatwohnungen zu bestehen, im dritten gab es Büroräume einer Ex- und Importfirma sowie die eines Finanzberaters. Der zweite Stock gehörte der Pension Pohlmann.
    Der Mann aus dem FIAT drückte auf die Klingel der Pension. Ein Summen ertönte, und der elektrische Türöffner trat in Funktion. Der Neuankömmling verzichtete auf den Fahrstuhl, der sich irgendwo zwischen der zweiten und vierten Etage befand, und stieg, immer drei Stufen auf einmal nehmend, zur zweiten Etage hinauf. Erneutes Klingeln. Eine ältliche Dame in Schwarz öffnete.
    „Ich bin Doktor Tonin. Ich möchte gern die beiden Herren aus England besuchen!“ sagte der Mann, der sich Tonin nannte, in einwandfreiem Rätoromanisch.
    Frau Pohlmann nickte lächelnd und deutete auf die beiden letzten Türen der linken Gangseite. „Bitteschön, es sind die Zimmer 6 und 7.“ Dr. Tonin, alias Roger Püttely, dankte und wandte sich in die angegebene Richtung. Höflich und zurückhaltend klopfte er an die Tür Nr. 6.
    Keine Reaktion.
    Er klopfte ein zweites Mal, ein wenig stärker.
    Wieder keine Antwort.
    Dasselbe an der Tür mit der Nummer 7.
    „Herein!“ rief es in Deutsch.
    Jack McButton lag auf dem Bett und las in einer Zeitung. Sie war zwar schon vierzehn Tage alt, aber es war immerhin eine englische Zeitung. Mike Forster beschäftigte sich zweifellos damit, das Kreuzworträtsel aus der gleichen Zeitung zu lösen. Auf dem Tisch lagen englisches Kleingeld und ein achtlos zusammengeschobenes Päckchen Spielkarten...
    „Was ganz was Neues, Püttely klopft an“, maulte McButton, ohne seine Stellung zu verändern.
    „Du wolltest doch schon vor zwei Stunden hier sein!“ erinnerte Forster. Auch seine Laune schien nicht die allerbeste zu sein. Püttely sprach leise, gedrängt und mit seltsam erregter Stimme.
    „Erstens bin ich hier Dr. Tonin, zweitens“, er tippte sich gegen die Stirn, „habe ich gearbeitet! Mit dem Kopf!“
    „Ich denke, du warst hinter Clifton her?“ staunte McButton, der Auto fahren und Arbeit in diesem Zusammenhang nicht unter einen Hut bringen konnte.
    Püttely nickte. „War ich außerdem! Zuerst in Schaffhausen, dann in Biel, Solothurn und Olten. Sie machten eine Spazierfahrt durch die halbe Schweiz.“
    „Wer sind ,sie’?“
    „,Sie’ waren Clifton, dieser ehemalige Kommissar Gaitner und eine Frau... Ich schätze, daß ihr die Lady sogar kennt. Sie war lang und dürr wie ein Ofenrohr!“
    McButton schleuderte die Zeitung zur Seite und sprang mit einem Satz aus dem Bett. „Diese... diese ..rief er laut, voller Zorn und schluckte den Rest widerwillig hinunter, weil Püttely mit einer energischen Bewegung seinen Zeigefinger über den Mund gelegt hatte. Und mit blitzenden Augen fuhr er leise fort: „Kommt her an den Tisch, ich will euch mit dem Ergebnis meiner Denkarbeit vertraut machen.“ Es gab in diesem Zimmer außer dem Bett, dem Schrank und der Waschgelegenheit noch eine kleine Couch, einen runden Tisch und einen Sessel. Gegenüber dem Loderer ein fast fürstliches Asyl.
    Püttely begann: „Als ich heute so hinter den dreien herfuhr, ist mir plötzlich eine Idee gekommen. Zuerst erschrak ich, aber dann... je länger ich darüber nachdachte, um so größer wurde meine Gewißheit, daß mein Verstand und meine Logik eigentlich viel mehr wert sind als das, was mir Mills bezahlt. Ich fragte mich nämlich, warum dieser Clifton spazierenfährt? Warum wohl? Warum sucht er nicht

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