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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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schließe, dann erblicke ich die Zukunft.“
    Vinc verstand die Welt nicht mehr. Diese Frau, die fast erblindet war, erkannte im Dunkeln, wer die Höhle betrat. Sie wusste sogar, wer er war, obwohl sie sich noch nie begegneten. Oder doch? „Setzt euch und redet mit mir. Ist selten, dass ich Besuch bekomme. Sonst erzählen mir meine fliegenden Augen, was sich so zuträgt.“ Sie deutete nach oben.
    Vinc, der ebenfalls in die Höhe blickte, sah zwei gelbe Augen.
    „Kannst du nicht deine fliegenden Augen für uns einsetzen? Es soll dein Schaden nicht sein.“ Sie lächelte über Gerasons Satz. „Natürlich.“ Ihr runzeliges Gesicht erhellte sich und wurde straff. Es schien, als würde die Jugend wieder bei ihr einkehren. „Und an was dachtest du dabei?“
    „An das Kraftsalz. Du magst es doch so gerne in deinen Speisen. Ich würde dir stets einige Prisen zukommen lassen. Sagen wir eine pro Förderung und das jeden Vollmond.“
    Sie sann nach. „Sagen wir, bei jedem Vollmond und Neumond.“
    „Abgemacht“, sagte der Zwerg schnell, aus Sorge, sie könne es sich anders überlegen.
    „Aber dann musst du die Augen immer zur Verfügung stellen, wenn wir sie brauchen.“
    „Na gut. Aber das kostet noch eine Prise zusätzlich.“
    Gerason nickte.
    „Verzeih meine Neugier, Gerason. Aber was ist das Kraftsalz“, wollte Vinc wissen, der diesem Handel mit Interesse verfolgte.
    „Das sind Salze, die wir bei unserer Erzgewinnung im Bergwerk mit abbauen. Es gibt uns Zwergen Kraft und es macht uns immer wieder jung, sozusagen unsterblich. Natürlich nicht, wenn wir verletzt werden, dann können auch wir sterben.“
    „Jetzt verstehe ich. Die bauen im Grunde gar nicht Gold in der Mine ab, sondern die Hexe und die Magier wollen dieses Salz?“ Eine Frage mit einer Selbstbeantwortung des Jungen, denn der Zwerg nickte.
    „Nur die haben noch keines gefunden. Die buddeln am falschen Platz. Da gibt es nur Gold. Aber wo das Salz sich befindet, ist unser Geheimnis und das werden wir keinem verraten. Nur die Seherin weiß es, ihr kann man nichts verheimlichen. Deshalb ist sie in ständiger Gefahr. Die Hexe und die Magier suchen schon lange nach ihr, um sie zur Preisgabe zu zwingen, aber sie finden sie nicht hier“, erklärte Gerason.
    „Wieso? Ich würde die Höhle jederzeit wieder finden“, antwortete Vinc selbstbewusst.
    Die Seherin und der Zwerg stimmten ein kleines Lachduett an.
    „Dann versuche es einmal“, sagte die Greisin belustigt.
    „Gehe vor die Büsche und komm wieder herein“, forderte Gerason und strich noch lachend über seinen roten Bart.
    „Kein Problem.“ Vinc glaubte, dass er veralbert würde. Er stand auf und verließ die Höhle und schritt den kurzen Pfad vor die Büsche. Er wollte zurück, aber so sehr er sich auch bemühte, er kam nicht hinein. Er lief nach links und rechts, aber kein Durchkommen zur Höhle. Es schien nur noch dieses Gestrüpp zu existieren. Dann endlich, nach etlichen Versuchen, gab er auf. In ihm keimte ein fürchterlicher Verdacht. Er war reingelegt worden und genau in die Falle getapst, die ihm die Seherin und ihr Kumpan gestellt haben. Sie wollten ihn loswerden und schafften es auch.
    Er setzte sich vor die Büsche, um über sein weiteres Vorgehen nachzudenken. Die Freunde verloren, Vanessa und Drialin in den Händen des Seelenfängers oder wer er sonst sein mag, Zubla irgendwo im Zauberland, Rexina und Tom in den Händen der Hexe und der Magier. Eine verflixte Situation.
    „Na, was habe ich dir gesagt? Du findest uns nie“, hörte er die Stimme neben sich. „Die fliegenden Augen sehen, ob Freund oder Feind sich der Höhle nähern. Sie sorgen für die Sicherheit der Seherin. Wenn sie in die Gegend fliegen, bleibt die Höhle unsichtbar für jeden. Wir hatten Glück, dass sie heute hier waren.“
    Vinc ärgerte sich schon wieder innerlich über seine ablehnenden Gedanken gegenüber dem Zwerg. Wann würde er endlich einmal lernen, ihm zu trauen, egal wie die Situation aussah. Aber es konnte auch sein, dass er durch seine schlechte Erfahrung im Moment fremden Wesen ablehnend gegenüberstand.
    Sie kehrten in die Höhle zurück.
    „Kann ich dir vorerst weiterhelfen?“, fragte Schautin.
    „Ja. Schau einmal in deine Kugel und sage uns die Zukunft“, bat Gerason.
    Insgeheim konnte Vinc im Inneren seine Heiterkeit über die Aufforderung Gerasons nicht drosseln, wollte sie aber nicht nach außen zeigen, sondern lachte in sich hinein. Ihn erheiterte, dass der Zwerg die blinde

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