Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
Vom Netzwerk:
während der Wein gärte, man konnte leicht durch die Gase ohnmächtig werden, haben wir Klappen an der Decke angebracht, um frische Luft hereinzulassen und auch zugleich einen Fluchtweg zu haben.“ Nachdem sie die Falltüren fanden, sagte Gerason besorgt: „Hoffentlich steht da nichts drauf. Die gehen nach oben auf.“
    „Und wohin führen die?“, wollte Vinc wissen.
    „Ich glaube, in den Hof“, antwortete er.
    „Was heißt: Ich glaube? Weißt du es nicht genau? Ich denke, das ist eure Festung.“
    „Jetzt weiß ich es. Die führen nach außen in den Graben, der sich rund um die Mauer schlängelt.“
    „Na herrlich. Dann sind wir außen vor und die anderen drinnen. Und wie sollen wir hineinkommen, um sie zu befreien? Vielleicht durch die Zugbrücke?“ Vinc Tonfall war eher mutlos als zornig.
    „Das ist zweifelsohne ein Problem“, meinte Gerason resignierend.
    „Außerdem sind da Wachvögel“, ergänzte Vinc seine Bedenken.
    „Nein. Die sind nur am Spieltag da. Sonst nicht“
    „Na, was für ein Trost.“
    „Also wollen wir hier auf die Hexe warten, rumdiskutieren oder etwas unternehmen?“, fragte der Zwerg und wollte durch Springen an die Klappe gelangen.
    „Habt ihr denn an keine Leitern gedacht?“ Vinc zeigte mit einer Hand über die andere an, was er genau meinte.
    „Nimm mich auf die Schulter“, befahl Gerason.
    Vinc kam der Aufforderung nach, worauf sich Gerason gegen die Klappe stemmte, wodurch der Druck auf Vinc Beine sich erhöhte und ihn fast in die Knie zwang.
    Diesmal konnte der Zwerg seine Stärke beweisen. Er schaffte es, die Luke zu öffnen, zog sich nach oben und legte sich draußen auf den Bauch.
    „Versuch den Jungen hochzuheben, damit er sich auch hochziehen kann.“
    Kurz darauf war auch der Knabe im Freien. Anschließend wollte Gerason die Arme von Vinc nehmen, doch er gelangte nicht an sie. Der Zwerg forderte den Jungen auf, sich an den Rand zu legen. Der Junge konnte Vinc Hände ergreifen. Der Zwerg zog an seinen Beinen, damit schafften sie es gemeinsam, Vinc nach oben zu ziehen.
    Schnell schlossen sie die Klappe, streuten sicherheitshalber zur Tarnung wieder Erde über die Falltür, obwohl Büsche genug Schutz vor Entdeckung boten.
    „So, nun haben wir gar nichts erreicht“, stellte Vinc fest. „Unsere Freunde sind drinnen und wir draußen, wie ich vorher sagte.“
    „Seht ihr den Wald dort? Dort müssen wir zuerst hin, damit wir den feinen Ohren der Suchtiere entschwunden sind“, sagte der Zwerg.
    „Also doch. Ich dachte, es wären keine Suchtiere da?“ Wieder wurde Vinc misstrauisch. Diese Eigenschaft prägte sich in ihm weiter aus, hatte er doch schon einige Enttäuschungen hinter sich.
    „Im Moment sind auch keine da. Aber was denkst du, was passiert, wenn sie unsere Flucht entdecken?“
    Gerason brauchte ihm das nicht weiter zu erläutern, er konnte sich das selbst ausmalen.
    Sie liefen so schnell sie konnten auf den Wald zu und erreichten ihn ohne Zwischenfall.
    Vinc meinte den dichten Forst bereits zu kennen, entweder hatte er ihn schon einmal durchquert oder es war nur ein ähnlicher, nicht weit von dem Städtchen entfernt.
    Der befreite Junge war sehr erschöpft und bat, sich ausruhen zu dürfen, was aber Gerason auf keinen Fall zuließ. Er gab dem Kind Mut, indem er sagte, dass er unweit eine Höhle kenne, in der würde die Seherin Schautin ihr Domizil haben.
    So stolperten sie, das geschwächte Kind stützend, durch die unwirtliche Baumfläche. Es dauerte nicht lange, bis der Zwerg sagte: „So, wir sind da.“
    Vinc schaute sich um und schüttelte den Kopf, er konnte beim besten Willen nichts entdecken.
    Gerason lief auf ein paar Büsche zu und verschwand in ihnen. Eilends liefen sie hinter ihm her. Fast nicht zu sehen, lag ein kurzer Weg, an dessen Ende sich eine Höhle befand, in die sie traten.
    An einem runden Tisch saß eine betagte Frau, mit alten knochigen Händen, die eine Glaskugel umfasst hielten. Sie blickte nicht auf, sondern sagte mit der zittrigen Stimme ihres fortgeschrittenen Alters: „Tritt ein, Gerason. Du hast Besuch mitgebracht? Ein Menschenkind und ein Kind der Zauberer.“
    Vinc sah erstaunt Gerason an, der lächelte oder er versuchte es zumindest.
    „Hallo, Schautin, liebste Freundin. Ich hörte, deine Fähigkeit würde sich ständig verbessern. Wohl deinem Alter zuzuschreiben. Ihr Seher werdet immer besser, je älter ihr werdet. Wie geht es deinen Augen?“
    „Ach ja, die Augen. Ich sehe kaum noch etwas. Nur wenn ich sie

Weitere Kostenlose Bücher