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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Schmerzes. Es erinnerte ihn sehr an Vanessas Bruder Tom. Er fragte ihn: „Warum hast du den Stein aufgehoben und hineingebissen?“
    „Weil ich einen Apfelbaum gesehen habe“, sagte Thomas und überprüfte mit der Zunge, ob seine Zähne noch vollständig erhalten waren.
    „Das war nur in deinen Augen ein Apfelbaum. Der Schein hat dich getrogen“, klärte Rexina ihn auf.
    „Habt ihr ihn denn nicht gesehen?“, wollte Thomas misstrauisch wissen, der sich von ihnen veralbert vorkam.
    „Nein, das ist das Gefährliche in diesem Tal. Jeder sieht etwas anderes. Der Schein trügt einfach“, erklärte Rexina.
    Sie erkannten nun die Gefährdung.
    „Wenn jeder etwas anderes sehen kann, dann ist es umso schlimmer, weil jeder eine andere Handlung begeht. Das kann soweit führen, dass einer dem anderen wehtun könnte“, klärte Rexina sie weiter auf.
    Sie verständigten sich, bei Gegenständen, die sie erblickten, abzustimmen, ob jeder das Gleiche darin sah.
    Plötzlich blieb Vinc wie angewurzelt stehen. „Sie ist doch nicht da? Ihr seht sie doch nicht?“ Er bückte sich und hielt eine Schlange in der Hand.
    „Wirf sie weg!“, schrie Rexina. „Es ist eine gefährliche Giftschlange. Ihr Biss führt zum Tode.“
    Zu spät, er wurde bereits von ihr in die Hand gebissen. Er fiel ohnmächtig auf die Wiese. Sie hatten sie alle gesehen, nur der Trugschluss von Vinc, es sei ein Schein, brachte ihn in Lebensgefahr.
    „Was haben wir vereinbart? Wir wollten erst abstimmen, bevor wir etwas in die Hand nehmen“, sagte Rexina besorgt, aber mit einem vorwurfsvollen Unterton zu dem Gebissenen. Doch er konnte sie nicht mehr hören, seine Lebenskraft verlor langsam an Stärke.
    „Kannst du denn keinen Zauber sprechen, der das Gift heilt?“, fragte Zubla Rexina. Sie schüttelte den Kopf. „Vater kann dies und ich habe ihn schon oft gehört, aber ich beherrsche ihn noch nicht.“ Sie fasste an die Stirn des Jungen. „Er hat wohl Fieber. Ich fürchte, wir können ihn nicht mehr retten“, sagte sie unter Tränen.
    Vinc bekam Schüttelfrost und bäumte sich auf. Er erlangte zeitweise wieder das Bewusstsein und sah mit glasigen Augen Rexina flehend an, sie möge ihm helfen.
    Sie sann nach: „Ihr mächtigen Heiler der Unterwelt, ihr wohl gesonnene Verbündete der Zauberer, hört mich flehen und erhört die Worte. Ich, Rexina, Tochter des großen Zauberers Rexos, flehe euch an, nehmt die Kraft des Giftes aus diesem Körper.“
    Sie glitt mit den Händen von der Stirn bis zur Fußsohle. Sie wiederholte ständig diese Worte. Doch nichts deutete auf eine Wirkung. Mutlos gab sie dann auf.
    „Ich habe Durst“, sagte Vinc mit am Gaumen klebender Zunge.
    Sie sahen sich an. Keiner hatte einen Behälter dabei, in dem sich Wasser befand oder in dem man welches aus dem Bach holen könnte.
    „Schaffst du es zum Bach?“, wollte Thomas wissen.
    „Ich werde es versuchen.“ Vinc wollte aufstehen, doch die Wirkung des Giftes verhinderte es und ließ ihn wieder erschlafft zurücksinken.
    Sie versuchten ihn zu dem kostbaren Nass zu ziehen und es gelang ihnen unter viel Mühe.
    „Hoffentlich ist das auch Wasser und nicht Sand“, meinte Thomas diesmal mit ernster Miene, denn er befürchtete wieder eine der Täuschungen.
    Als Vinc seinen Kopf mühsam über das Wasser hielt, sah er nicht sein Gesicht im Nass spiegeln, sondern das des Unholdes, der in seinem Körper wohnte. Schon längst dachte er nicht mehr an ihn, nun aber wurde er wieder an dessen Anwesenheit erinnert und an seinen Auftrag. Um die Fratze nicht weiter sehen zu müssen, tauchte er seinen Kopf tief in den kühlen Bach. Er hörte wie in weiter Ferne eine Stimme und er wusste, sie war in seinem Inneren und kam von diesem Ungeheuer.
    „Ich werde dich am Leben erhalten, wenn du mir deine Seele verkaufst. Entscheide dich schnell. Wenn du deinen Kopf aus dem Wasser ziehst und du mir die Seele nicht gegeben hast, dann wirst du tot sein.“
    Beinahe hätte Vinc seinen Mund aufgemacht, um zu antworten, aber so viel Verstand besaß er noch, um zu wissen, dass er nur innerlich mit dem Unhold reden konnte und er ja außerdem unter Wasser war.
    „Und wann willst du meine Seele haben?“
    „Wenn ich dich nicht mehr brauche. Mach schnell, entweder du ertrinkst jetzt oder du stirbst den Gifttod.“
    „Habe ich denn noch eine Wahl?“ Der Unhold lachte so, dass es in Vinc Gehirn dröhnte, oder waren es schon die Vorboten des Todes?
    „Also gut!“, dachte er schnell. „Der Handel gilt.“ Er

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