Das geheimnisvolle Tuch
das strahlende Kleinod hoch. „Das ist der Beweis. Wir haben es wirklich erlebt. Wir haben gesiegt. Zwei von drei Wünschen hat er erfüllt. Er sprengte das Gitter zur schwarzen Seele und das zum Spiegel der Zeit. Bin gespannt, wann ich den dritten fordern muss. Und nun heißt es, den Auftrag beenden. Wer nicht mehr mit möchte, kann hier bleiben, was ich jedem empfehle, denn ich glaube, wir werden noch einiges erleben.“
Jetzt, da er die anderen auch mit der Anwesenheit des Dolches überzeugt hatte, dass die hinter ihnen liegenden Abenteuer echt waren, verschwand der Dolch. Nur wusste Vinc noch nicht, dass dieser noch einmal eine sehr wichtige Rolle spielen würde.
„Hier bleiben?“, griff Tom Vinc Vorschlag auf. „Wo denn? Hier bleiben und Butterblumen essen? Und wo sind wir denn? Aber wenn du alleine gehen willst, bitte, ich dränge mich nicht auf. Ich lege mich ins Gras und warte auf deinen Hilferuf“. Er sagte die Sätze hastig, laut und vorwurfsvoll.
„Nun spiele nicht den Beleidigten.“ Vinc lächelte. Er wusste, dass Tom ihn nur neckte.
„Und ohne mich findest du die Kugel auch nicht. Warum denn wurde ich dir anvertraut“, sagte Vanessa und es steckte ein entschlossener Ton in ihrer Stimme.
„Und was willst du ohne mich und Drialin? Wer passt auf dein zweites Ich auf?“, gab auch noch Zubla zu bedenken.
„Schon gut! Schon gut! Habe ja verstanden. Ich habe es ja auch nicht so gemeint.“
„Aber gesagt!“, fügte Tom noch als Kommentar dazu.
„Wir sind eine verschworene Gemeinschaft und wollen es auch bleiben“, sagte Vinc und reichte jedem einzeln die Hand.
„Wird eigentlich nicht Vanessa vermisst?“, fragte Vinc interessiert.
„Die wird doch nie vermisst“, lachte Tom. Um aber einem schmerzhaften Seitenstoß von Vanessa zu vermeiden, fügte er schnell hinzu: „Es ist doch noch Nacht. Wir stehen doch erst zwei Stunden später auf. Die Eltern stehen sehr früh auf. Sie fahren gemeinsam fast eine Stunde zu ihrer Arbeitsstelle.“
„Stimmt“, bestätigte Vanessa. „Manchmal kommen sie spät heim. Wir sehen sie dann nur immer kurz oder manchmal gar nicht. Du weißt doch. Wir haben einen Laden.“
Vinc nickte. Ihm war es entfallen. „Aber“, fragte er nachdenkend, „dann ist unser Abenteuer in einer Nacht abgelaufen?“
Darauf kannten sie keine Antwort.
Sie mochten schon eine Weile schweigend nebeneinander gegangen sein, als sie vor einem seltsamen, großen Gebäude standen. Es sah aus wie die Planung eines besoffenen Architekten oder der nicht genau wusste, wie sein Projekt einmal aussehen sollte. Es bestand aus Fachwerk, mit verschiedenen Ecktürmen, wobei unterschiedliche Verwinklungen in nicht logischen Reihen zu sehen waren. Die beachtliche Höhe entsprach etwa einem mehrstöckigen Haus, vor dem sich ein gepflegter Park mit vielen Hecken ausbreitete.
Unheimliche Stille herrschte und auch der Bau zeugte von keinem Inhalt, zu erkennen an den Fenstern ohne schmückende Vorhänge. Sie sahen, als sie bis auf ein paar Schritte herankamen, ein Schild mit fremder Schrift. Vinc glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben, aber ihm fiel nicht ein, wo. Wie von Geisterhand veränderte sie sich und nun kamen verständliche Worte.
„Hohe Schule der magischen Kunst“, las Tom laut vor. „Hätte eher gedacht, das wäre die Schule bekloppter Baumeister“, fügte er zur Belustigung der anderen hinzu.
„Auf alle Fälle heißt es, vorsichtig zu sein“, warnte Vinc und sah sich den Eingang genauer an. „Eine Tür kennen die wohl nicht? Scheint ein ehrliches Land zu sein“, spöttelte er.
Vorsichtig betrachtete er die dunkle Öffnung, aus der eine Stimme ertönte: „Kommt nur herein. Ihr werdet schon erwartet.“
Erschrocken wichen sie zurück. Doch wie von unsichtbarer Gewalt gezogen, setzten sie ihre Füße in die Öffnung.
„Begebt euch in den Raum geradeaus!“
Sie wagten sich nicht zu widersetzen. Sie schritten unter größter Vorsicht den im Dunkel liegenden Gang entlang, der an einem Eingang mit einem schwarzen Vorhang endete, über dem ein Schild mit der Aufschrift: ‚Hoher Magier, Rektorat’, befestigt war.
Plötzlich verschwand dieser Schleier, sie stellten fest, dass er nicht aus Material, sondern aus Magie bestand. Sie wurden aufgefordert, den Raum zu betreten. Durch strahlend buntes Licht geblendet, sahen sie noch undeutlich links und rechts Pulte mit Büchern. In der Mitte einen runden Tisch, davor Stühle mit hohen Lehnen.
An der Stirnseite des großen
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