Das geheimnisvolle Tuch
glaubten immer wieder, eine Kontur zu viel, wie bereits einmal in einer anderen Situation zu sehen war. Konnte aber die Vielfalt der Silhouetten sein, die sich im Wechsel ihrer Schritte an der Wand änderten.
Sie kamen auf eine nächste Plattform, die sich in einen Raum ausbreitete, in dem an der Decke hängende Kristalle die Umgebung ausleuchteten.
An der Wand standen einige Regale mit Büchern, deren geheimnisvolle Inhalte durch die schwarzen Einbände mit goldener Aufschrift ansatzweise angedeutet wurden. In der Mitte stand ein Pult mit einem eingelassenen Tintenfass und einem Halter, in dem ein Federkiel steckte und auf dem davor ein geöffnetes Buch mit geschnörkelter, aber fremder Schrift beschrieben lag, wohl Notizen des schwarzen Magiers.
Die drei hielten sich jedoch nicht lange auf und stiegen weiter nach unten.
Wieder eine nächste Etappe und ein erneuter Raum, aber diesmal finster.
Vinc schritt langsam hinein und schrie auf. Unter ihm war kein Halt mehr. Er fiel in die Tiefe. Der Sturz in seinem Albtraum wurde wahr.
Die anderen, dadurch gewarnt, sprangen zurück und liefen vor Angst wieder die Treppe hinauf, um sich nach oben wenigstens vorläufig in Sicherheit zu bringen.
Vinc spürte plötzlich einen kleinen Ruck und dann Nässe.
Es war ziemlich tief hinab gegangen, denn er musste weit nach unten in Wasser getaucht sein. Es dauerte einen Moment, bis er wieder an der Oberfläche war und Luft holen konnte.
Vinc sah einen Raum mit Fackeln an den Wänden, die ihm zeigten, dass er in eine Art Brunnen gefallen zu sein schien, nur konnte er sich nicht erklären, wieso dieser hier unten beleuchtet war.
Um im Trockenen darüber nachzudenken, zog er sich am Rand empor.
Er sah sich genauer um, er bemerkte etwas höher eine kleine Plattform mit einem für ihn unerreichbaren Ausgang. Zwar waren die runden Wände des Brunnens mit Bruchsteinen bestückt, die hervorstanden, aber zu knapp zum Klettern.
Inzwischen waren Thomas und Zubla wieder oben in der kleinen Bibliothek und sahen sich um.
Thomas interessierte ein Buch, das etwas abseits auf einem Regal lag. Es war im Unterschied zu den anderen nicht in schwarz, sondern in einem silbernen Band gehalten. Er sah die Abbildung eines Handspiegels, der zum Teil mit einem schwarzen Tuch abgedeckt war. Er schlug es auf und las etwas sehr Interessantes, er prägte sich die Worte genau ein.
Daneben lag, ebenfalls in schwarzes Leder gebundenes Buch mit einer violetten Abbildung, eine gasförmige Darstellung, der Abbildung einer Seele, auch hier studierte Thomas aufmerksam.
Zubla platzte fast vor Neugierde und fragte Thomas nach dem Inhalt, dieser aber hob den Kleinen nur auf das Regal, schlug die Bücher auf und ließ ihn selbst lesen. Zubla nickte einige Male und ließ sich wieder auf die Erde hinabbringen.
Sie liefen weiter hinunter, ohne Begegnungen, weder des Magiers noch seines Sohnes. Der Turm schien verlassen, was ihnen nur recht sein konnte.
Sie kamen immer weiter hinab. Dann fanden sie in einem Raum eine Tür in der Wand, die sie öffneten, um auf eine kleine Plattform zu treten. Als sie nach unten sahen, bemerkten sie ihren Freund.
„Da seid ihr ja endlich“, rief Vinc erfreut, erschrak zugleich vom Widerhall seiner Stimme. Etwas gedämpfter meinte er: „Holt mich hoch“.
„Scherzkeks“, sagte Thomas „Wie denn? Du kannst doch fliegen. Los, fliege hoch!“
„Wieso kann ich fliegen?“, fragte Vinc, er ahnte im Voraus, was Thomas meinte.
„Na du bist doch hinabgeflogen“, antwortete dieser schelmisch.
„Warte nur, bis ich hochkomme!“
„Dann versuche es doch. Wäre echt die Lösung“, sagte Thomas voller Übermut. Doch er wusste, er muss etwas unternehmen, um seinen Freund aus der misslichen Lage zu befreien. „Wir brauchen ein Seil“, sann er laut nach. „Warte, ich gehe und schaue nach, ob ich eines finde.“
„Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu warten“, antwortete Vinc mit einem ironischen Ton.
Thomas wies Zubla an, bei Vinc zu bleiben und dann verschwand er und begab sich auf die Suche. Es verstrich eine lange Zeit, er tauchte nicht mehr auf.
Zubla und Vinc bekamen eine furchtbare Ahnung und große Angst um ihren Freund.
„Er ist bestimmt erwischt worden“, meinte Vinc.
Zubla zeigte aufgeregt nach unten, zum Wasser.
Eine Schlange erhob den Kopf über der Fläche. Sie wurde größer und größer. Auf einmal senkte sich der Wasserspiegel, die Schlange verschwand mit ihm. Nichts war mehr von dem Nass
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