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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Zimmers befand sich eine altarähnliche Einrichtung und davor stand ein Mann in einem schwarzen Talar. Die weißen Haare, die lang unter dem lustigen Hut herauslugten, zeugten von einem hohen Alter. Sein Gesicht war schmal und hager und seine Nase ähnelte einer kleinen runden Gurke. Seine milden Augen richtete er auf die Ankömmlinge.
    Mit angenehmer wohlklingender Stimme fing er an zu sprechen: „Ihr seid also die fünf Lehrlinge, die bei uns unterrichtet werden sollen. Wie ich sehe, hat man euch so beschrieben, wie ihr jetzt vor mir steht, ihr Tapferen.“
    Vinc sah Tom an, der wiederum Drialin und sie Vanessa, sie verstanden nichts mehr, aber auch kein Wunder in dieser merkwürdigen Welt.
    „Ich sollte es erklären“, fuhr der Mann fort: „Ich heiße Marxusta und bin der oberste Magier dieser Schule und der Leiter. Ich verlange Unterwerfung und Disziplin. Jede Zuwiderhandlung der Ordnung wird schwer bestraft, ohne Ausnahme.“ Er versuchte streng auszuschauen, aber er konnte seine Güte in den Augen nicht verbergen. Oder war es nur Täuschung?
    „Darf ich etwas fragen“, wagte Tom zu unterbrechen.
    Er machte eine unwirsche Handbewegung. „Schweig! Ich habe dir nicht das Wort erteilt!“
    Sie kannten sich doch. Warum gab er sich ihnen fremd?
    Vinc glaubte die Antwort zu kennen. Die Zeit spielte hier wieder eine Rolle. Sie waren immer noch irgendwo in der Vergangenheit.
    Sie wagten sich nicht umzudrehen, als er hinter sie trat. Sie glaubten seine musternden Augen zu spüren. Sie hörten seine Stimme: „Ihr kennt doch sicher die Seherin aus dem Land der Zauberer?“
    Sie drehten sich erstaunt nach ihm um, was ihm offenbar missfiel, denn er sagte barsch: „Wer hat etwas von umdrehen gesagt?“
    Schnell schwangen ihre Köpfe wieder nach vorne. Am besten sich nicht rühren, dachten sie, da konnten sie nichts falsch machen.
    „Seht ihr, das nenne ich Gehorsam. Immer das tun, was verlangt wird, mehr nicht. Diese Pflicht hat auch das Personal. Absolute Demut ist das oberste Gebot, dadurch entsteht Selbstbeherrschung, die Tugend eines guten Magiers.“
    Er kam wieder nach vorne und sah sich länger Vanessa an. „Es ist mir neu, dass auch Mädchen die Magie erlernen und beherrschen möchten. Mir ist bisher nicht ein solches bekannt. Ich werde dich wohl wieder wegschicken müssen, aber dies soll der Rat entscheiden.“ An Tom gewandt meinte er: „Nun, du wolltest mich etwas fragen? Es sei dir jetzt gestattet.“
    „Wie kommt es, dass wir angekündigt wurden und was ist mit der Seherin?“
    Marxusta lächelte und sein Gesicht bekam dabei einen Vertrauen erweckenden Ausdruck. „Gleich zwei Fragen. Nun, sie schickte mir die Nachricht, dass ihr auf dem Weg hierher seid. Sie muss euch wohl mit ihren magischen Augen verfolgen. Sie bat mich durch den sprechenden Mund, euch in der Magie zu unterrichten.“
    „Sprechender Mund?“, fragte Vinc erstaunt.
    „Schweig! Ich habe dir nicht das Wort erteilt.“
    Vinc trat erschrocken einen Schritt nach vorne. Der Magier, der sich einmal vor und hinter dem Grüppchen stand, befand sich so dicht hinter ihm, dass es im Ohr dröhnte.
    Der alte Mann kam wie er nach vorne und deutete auf Tom und sagte mit einem fürsorglichen Ton: „Ich werde es dir erklären.“ Er schien den Jungen in sein Herz geschlossen zu haben, so jedenfalls deutete Vinc sein Wohlwollen ihm gegenüber. „Der sprechende Mund gehört dem König der schnellen Worte und der Verkündung. Er ist Meister der Neuigkeiten und des Blendens. Er kann die Worte so formen, dass er jeden von etwas überzeugen kann, was nicht vorhanden ist. Gefährlich, aber er ist auch nützlich. Er kennt jede Neuigkeit.“
    Er machte eine Pause und musterte die Fünf erneut. Dabei sah er jeden einzeln an. „Aber deswegen gibt es hier keine Ausnahme. Ihr werdet euch in unsere Schule einfügen und genauso behandelt wie die übrigen Schüler“, fügte er zugleich hinzu.
    Vinc kam dieser Satz merkwürdig vor. Wieso sollten sie genauso behandelt werden wie die anderen? Waren sie denn sonst eine Ausnahme? Etwas Besonderes? Er behielt diese Fragen vorläufig für sich, denn er wollte nicht dadurch unangenehm auffallen.
    Plötzlich hörten sie eine wohltönende Melodie, gespielt von seltsamen Instrumenten.
    „Das wäre alles“, sagte der Magier und fuhr mit der Hand durch die Luft.
    Ein kleines Wesen erschien, etwa in der Größe von Zubla.
    „Glases wird euch nun euer Zimmer zuweisen und er wird euch mit der Hausordnung vertraut

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