Das geheimnisvolle Tuch
können dieses Reich betreten. Allerdings“ so räumte er ein, „ihr werdet erst beweisen müssen, dass ihr wirklich meine Freunde seid. Es reicht nicht, wenn ich es nur erkläre. Das Auge vermittelt es zu den Miraten. Also beweist mir euere Freundschaft.“
„Aber wie?“, fragte Vanessa.
„Das allein ist euere Sache. Ich darf euch nicht helfen.“
Nun standen sie ratlos da. Wie sollten sie dieses anstellen? Eine Freundschaft beweisen. Mit Gesten? Ihn umarmen? Beweist das allein schon eine Freundschaft? Wohl kaum. Da hörten sie eine Stimme. Sie klang dunkel und ehrfurchtsvoll: „Ihr seid also Freunde unseres hochgeschätzten Marxusta? Dann beweist es uns.“
Sie ahnten, dass dies die Stimme eines der Miraten sein musste.
„Aber wie?“, wagte Zubla zu fragen.
„Sprich erst, wenn du gefragt wirst“, sagte drohend die Stimme. „Ich werde erleichtern eueren Entschluss. Ihr sehet nur Finsternis um euch. Gehet in sie hinein. Weh, ihr machet den Fehler und seid nicht reinen Herzens zu euerem Führer und nicht bereit, ohne Angst in die Finsternis zu gehen. Leget ihr aber ab alle Bedenken, so kann euch nichts passieren und ihr könnt umkehren in die Schule der Magie. Überleget gut, was ihr wollt. Eingehen dieses Risiko? Nur wenn ihr wahren Herzens seid und frei von jedem Zweifel über die Ehrlichkeit Marxustas euch gegenüber und ihr ihn in euer Herz geschlossen habt, dann seid ihr seiner Freundschaft würdig und er der eurigen. Besteht aber der geringste Zweifel, dann kehret ihr niemals mehr aus der Finsternis zurück. Es ist ein schmaler Pfad, den ihr nicht sehen könnt. Wenn ihr reinen Herzens seid, dann beschreitet ihn.“
Die Stimme schwieg, was die Anwesenden als angenehm empfanden.
„Ihr dürft euch beraten. Tretet zusammen, aber flüstert, dann können wir euch nicht hören.“ Sie handelten wie geraten.
„Wieso wiederholte er die mit reinem Herzen“, sann Zubla nach und wischte sich über die Augen, um in die dunkele Seite zu schauen. Er hoffte irgendeinen Hinweis zu sehen, auch wenn er sich damit täuschte.
„Ich meinerseits bin bereit, Marxusta als meinen Freund anzuerkennen, obwohl …“, flüsterte Vanessa und wurde von Zubla unterbrochen: „Obwohl was?“
„Na ja, wegen Tom“, flüsterte sie weiter.
„Höre auf zu zweifeln. Ich glaube, der Magier sprach die Wahrheit. Er hat auch Interesse daran, dass Tom wieder ohne den Bösen ist. Er wird doch seinem Sohn nichts antun“, mischte sich Drialin in das Gespräch ein. „Also, ich gehe diesen Pfad, denn dieser gütige Mann ist uns wohl gesonnen, wäre er sonst von diesem Volk so geehrt?“
„Wir kennen doch die Miraten gar nicht. Vielleicht ist sind sie eine hinterlistige Gemeinschaft“, argwöhnte der Zwerg, der Diener Xexarus, den sie mitnahmen, trotz schwerer Bedenken von Marxusta, doch sie wollten nicht, dass dieser von seinem Meister irgendwann bestraft würde und außerdem bei einer eventuellen Rückkehr Xexarus im Bericht erstatten könnte. Es war besser, sie hatten den Zwerg im Auge. „Ich gehe nicht mit“, fügte er trotzig und entschlossen hinzu, dabei mit dem Fuß aufstampfend. „Ich bleibe hier und gehe wieder zurück“, tat er sogleich laut kund.
„Das geht nicht!“, antwortete ihm die tiefe Stimme. „Du musst dich mit entscheiden. Entweder geht ihr alle zurück oder aber alle in die Finsternis.“
„Seht ihr. Sie hören uns. Sie lügen, indem sie sagten, wenn wir flüstern, könnten sie es nicht.“
„Du hast so laut gesprochen, dass es sogar ein Tauber vernommen hätte“, entgegnete die Stimme.
Der Zwerg aber versuchte die Übrigen weiter zu überzeugen, dass es eine Falle sei: „Die wollen uns doch nur umbringen. Dann wäre Marxusta uns alle mit einem Schlage los.“
„Wir gehen alle in die Finsternis. Auch du“, sagte Vanessa und deutete mit dem Finger auf den Zwerg. „Du gehst voran!“, befahl sie. Die anderen stimmten ihr zu.
„Nein, ich will nicht!“, schrie der Gnom und fuchtelte mit den Armen. Aber die Freunde drängten ihn in die Finsternis und erschraken, als sie den Aufschrei des Zwerges hörten.
Dann war Totenstille. Sie wichen einen Schritt zurück.
„Er war kein Freund, der nun bestraft worden ist. Er wollte euch und Marxusta verraten. Wenn er zurückgekehrt wäre, hätte er allen von dem Eingang in unser Reich erzählt und wir wären eines Tages zerstört worden. Das Auge hier ist gleichzeitig die Wache und Seele unseres Landes. Würde es zerstört, würden auch wir nicht
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