Das geheimnisvolle Tuch
Bemerkung. „Oder waren da etwa Kobolde am Werk? Nicht wahr, Drialin, Zubla und Trixatus? Wenn ihr auch nicht alle drei hier seid, einen Namen treffe ich bestimmt richtig.“
Sie hörten Kichern, so wussten sie, dass Vinc recht hatte.
„Na zeigt euch schon, ihr Schlingel“, sagte Vinc mit einem einladenden Ton.
„Geht nicht!“, hörten sie Drialins Stimme.
„Wir können uns nicht zeigen“, vernahmen sie Trixatus.
„Ach, und warum nicht?“, wollte Tom wissen, „Habt wohl Angst, was?“
„Vor wem? Vor dir? Na gut, habe in deinen Zeh gebissen, aber der sah so verführerisch aus“, sagte Zubla kichernd.
„Wenn du wieder sichtbar bist, beiße ich dir woanders hin“, drohte Tom und rieb sich seinen Zeh.
„Kannste aber lange warten“, hörten sie Drialins liebliche Stimme. Wenn es um ihren Freund Zubla ging, dann ergriff sie seine Partei.
„Und warum? Willst du mich daran hindern?“, fragte Tom und sprang vom Stuhl.
„Hey, pass doch auf. Hättest beinahe auf mir gestanden“, hörten sie Zubla schimpfen.
„Autsch!“, rief Tom nur noch und fiel auf den Sitz zurück. „Der hat mich schon wieder gebissen!“ Er rieb seinen anderen Zeh, der rot anlief und in dem pochend das Blut zirkulierte.
„Zubla. Lass diesen Unsinn! Der braucht noch seine Füße!“, schimpfte Vinc, aber mehr zum Schein, denn so eine kleine Lektion gönnte er Tom.
„Das war ich“, sagte Drialin kleinlaut. „Der hätte beinahe Zubla zertreten.“
„Nun gut!“, beendete Vanessa diese Situation. „Nun sagt schon, warum ihr nicht sichtbar werdet.“ Ihre Neugier, aber auch die Geduld wegen der kleinen Streitigkeiten um den Zeh ihres Bruders, war an die Grenze des Erträglichen gelangt.
„Pst“, hörten sie Drialin zischen.
„Was ist los? Warum schweigt ihr?“, fragte Tom, der die Warnung Drialins nicht mitbekam.
Vanessa, die dicht neben ihm stand, puffte ihn in die Seite. Als er zum erneuten Reden ansetzen wollte, hielt sie die Hand auf seinen Mund. Sie deutete zum Fenster, da sahen die übrigen, ebenso wie Tom, was Drialin mit ihrem “Pst“ meinte. Die Gardine bewegte sich leicht, genau wie vorher, als sie ins Zimmer kamen.
Nur war die Frage: Verließ das unsichtbare Wesen den Raum oder kam es herein?
Vinc spürte die kleine kühle Hand von Drialin, die ihn zur Tür zu leiten versuchte. Er folgte ihr. Unbewusst, aber im Sinne der kleinen Gnomin, schloss er die Türe hinter sich.
„In deinem Zimmer ist jemand. Ich kann ihn nicht sehen, aber ich spüre ihn deutlich. Außerdem hat sich die Gardine bewegt, obwohl kein Luftzug geht“, sagte sie vor der Tür.
„Wer mag das sein?“, fragte Vinc mit sorgenvoller Stimme und begab sich in die Hocke, um näher an Drialins Mund zu kommen. So konnten sie flüstern, ohne dass die Gefahr bestand, durch die Türe gehört zu werden.
„Wenn ich das wüsste. Bestimmt jemand von den bösen Mächten oder eines der Opfer, die sie in ihrer Gewalt haben“, flüsterte sie.
„Opfer? Was für Opfer?“, fragte Vinc.
„Komm in einen anderen Raum. Wo gibt es kein offenes Fenster?“, wollte sie wissen und ergriff erneut Vinc Hand.
„Im Schlafzimmer meiner Eltern. Sie halten im Sommer am Tage die Fenster geschlossen, um die Hitze nicht hereinzulassen.“
Eine angenehme Kühle kam ihnen entgegen, als sie das Zimmer betraten. Vinc schloss hastig die Türe aus Angst, es könnte ihnen dennoch jemand folgen.
„Um deine Frage von vorhin zu beantworten: Die Opfer der bösen Mächte sind die Menschen auf Erden, derer sie habhaft werden und zu Dienern machen. Sie setzen sich in den Körpern fest und benutzen deren Geist. So kommt es, dass sie unsichtbar erscheinen können. Allerdings müssen diese Opfer irgendwann auf Arganon gewesen sein. Denn die dunklen Mächte können nicht auf die Erde. Noch nicht.“ Drialin schwieg. Sie ahnte, dass Vinc einige Fragen dazu haben würde: „Du sagst noch nicht. Werden sie denn irgendwann können?“
„Ja. Wie du auf Arganon erfahren hast, versuchen sie über die Höhle der Unendlichkeit hierher zu gelangen. Und du weißt auch von Wurztresa, wer die Urheber sind. Xexarus, die Hexe und Albtrauma. Wobei allerdings Albtrauma, der Herr der schlimmen Träume, bereits auf die Erde kann. Nur hat er keinen Einfluss auf die Geschicke hier. Er kann die Menschen durch Träume schockieren, aber sie nicht besitzen oder gar beherrschen Er kann die Personen durch sein Reden beeinflussen, hat jedoch keine magischen Fähigkeiten. Bei willensstarken
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