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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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einer gewissen Breite und Länge nicht.“
    Sie guckten genau hin und mussten die scharfen Augen der Zauberin bewundern. Sie hatte es richtig bemerkt, in einer Linie, soweit sie diese in der Länge bei der Dunkelheit erspähen konnte, stieg tatsächlich keine Blase auf, vermutlich ein Pfad, dessen Breite etwa die Körperlänge des Jungen betragen mochte.
    „Ich glaube, das ist unser Weg“, sagte Vinc. Er sah jäh in die Richtung der Büsche. „Was war das?“, fragte er besorgt.
    „Nichts weiter“, beruhigte Zubla und stellte gleich sachlich fest. „Sind nur die Dämpfe, die an den Büschen aufsteigen und explodieren.“
    Vinc ging zu der Stelle, an der keine Blasen aufstiegen, an der er den Beginn des Pfades vermutete. Er entkleidete seine Füße und tastete vorsichtig in die dunkle Brühe.
    Nachdem er bis zum Knöchel versunken war, spürte er Widerstand, so als berühre er festen Untergrund. Vanessa stand hinter ihm, hielt ihn an der Hand fest, um ein mögliches Straucheln zu verhindern. Nun wagte er es, die gesamte Breite seiner Sohle aufzusetzen und auch den anderen Fuß nachzuziehen. Diese Tat brachte Erfolg, denn er konnte in diesem Brei aufrecht stehen, ohne einen Zentimeter abzusinken. Er fühlte links und rechts die Breite des Pfades ab, er wollte die Mitte dadurch bestimmen. Aber er wusste auch, dass er sich nicht auf die Maße verlassen konnte, denn der Weg konnte sich genauso gut verengen. Ebenfalls war es nicht vorhersehbar, ob er Biegungen hatte oder gar im Nichts endete.
    Die Kleinen hatten wegen ihrer Größe Schwierigkeiten, daher wurden sie von Vanessa und Vinc auf die Schulter genommen.
    Ein gefährliches Wagnis mit vielen Gefahren lag vor ihnen. Einerseits wegen der Gase, die sie immer wieder einatmeten, wobei ihnen jederzeit die Sinne verloren gehen konnten, anderseits wegen der Sorge, der Pfad könnte plötzlich enden. Zubla sah die Monster zuerst, die nur mit dem Kopf aus der Oberfläche lugend auf sie zu schwammen. Vinc bemerkte das Vibrieren des Körpers des auf seiner Schulter sitzenden Kleinen. Zubla wollte nicht die Gruppe in Panik bringen, daher versuchte er es zunächst noch zu verheimlichen, aber die Angst konnte sein Körper nicht verbergen, am wenigstens das bedingte Zittern.
    „Was ist? Warum zitterst du?“, fragte Vinc.
    „Da schwimmt etwas auf uns zu“, sagte Zubla.
    Da sah auch Vinc sie, die Schlange mit weit aufgesperrtem Maul. War es die aus seinem Traum, die ihn verschlang und damit sein Ende hervorrief?
    Mit ihrem mächtigen, aus dem Sumpf aufgetauchten Körper, kam sie mit ihrem Maul in beängstigende Nähe des Jungen, um kurz vor seinem Kopf nieder zu gehen. Doch ihre Mühe, die leckere Beute zu bekommen, hatte keinen Erfolg, sie schaffte es nicht, ihn zu berühren.
    „Bleibt kurz stehen“, sagte Zubla. „Ich glaube, die können uns im Moment nichts anhaben.“
    „Erklär uns das schnell, bevor ich in die Hose mache“, meinte Vinc. Seine Äußerung war gar nicht spaßig gemeint, das Kribbeln in seinem Magen und Darm zeugten von einer Angst, die leicht in das sich umsetzen könnte, was er soeben sagte.
    „Diese Viecher kommen wohl nicht an uns heran, weil sie mit ihrem schweren Körper nicht aus dem Sumpf können.“
    Alle blickten gespannt in die Richtung des Kleinen, der mit seinen Sätzen einen Erklärungsversuch startete. Das hieß alle außer Vinc, der ihn nicht sehen konnte, weil er auf seiner Schulter saß.
    „Die Biester leben ewig in diesem Sumpf. Ihre Körper werden durch diesen Morast gehoben, so dass sie die Schwere ihrer Leiber nicht spüren, wogegen sie an Land sich kaum bewegen können. Das sind Sumpfdrouler. Sie sind fast blind. Sie hören aber dafür sehr gut“, fügte er noch erklärend dazu.
    „Der Pfad muss sehr breit sein, sonst würden sie uns wohl ergreifen“, sagte Vinc
    „Aber wenn er enger wird, dann kriegen sie uns“, meinte Vanessa besorgt. Ihr ging der Traum ihres Freundes nicht aus dem Kopf, der da die Bilder einer ihn verschlingenden Schlange zeigte. Sie wussten um dieses Risiko.
    „Ab jetzt müssen wir still sein, denn die einzige Chance, die wir noch haben, ist schweigen und so wenig Geräusche wie möglich machen“, forderte Zubla auf, kaum noch für die übrigen verständlich.
    So setzten die Menschenkinder, langsam und bedacht, ein Bein vor das andere. Nur ein leises Gluckern ließ sich hören, das von den Füßen herrührte, die neue Mulden in den weichen Pfad gruben sowie ein seichtes Schwappen, wenn sie sie

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