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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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aufgedunsene Gesicht des Bischofs hoch zu Ross. Wovon spricht der eigentlich, fragte er sich.
    »Ich hab die Drei bereits zum Köllnerhof geschickt. Also bestell deinem Onkel einen schönen Gruß und – nein, sag ihm, ich will dafür kein Geld. Das ist doch selbstverständlich!«
    Zaghaft fragte Sander: »Welche Drei?«
    Wütend fixierte ihn der Bischof: »Sag einmal, Bürschchen, hast du überhaupt zugehört? Ich sagte, ich bleibe in Wien, weil ich mir dieses Gesindel von den Wallseern nicht antun will und ich habe zu viele Dienstboten dabei, die ich hier nicht im Passauer Hof unterbringen kann und vor allem nicht will. Zu viele Mäuler zu stopfen. Verstehst du?«
    »Und?«, fragte Sander unter Aufbietung seines gesamten Mutes.
    »Die nimmst du, oder besser gesagt dein Oheim, jetzt als Geschenk von mir an und macht was weiß ich mit ihnen.«
    »Aber wir haben selbst genug Dienstboten und Gesinde dabei, um das wir uns kümmern müssen. Was sollen wir denn mit den drei jetzt machen?«
    »Das, mein lieber Alessandro, Edler von Randegg, ist mir gänzlich gleichgültig.«. Damit lächelte er wieder sein schleimiges, öliges Lächeln, das höchstens bis zu den Mundwinkeln reichte und die starren, stechenden Augen wohl nie und nimmer erreichen würde, und wandte seinen Blick geradeaus.
    Sander kannte den Bischof von der gemeinsamen Reise zur Genüge und wusste, dass für ihn das Thema erledigt war. Er würde sich wie ein feiger Hase in seinen Hof verkriechen, sich sein Bad und das Personal nach seinen Gelüsten einrichten und warten, bis die Luft rein war und dann seine Reise ganz behaglich später antreten.
    Wütend stapfte Sander nebenher und überlegte, wie er das seinem Oheim beibringen sollte. Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht merkte, wie er mit Bischof und Gefolge den Rossmarkt passierte und zwischen Magdalenenkapelle und Kantorhaus hindurchschritt, um dann gleich neben dem Heidenturm an der Südwestseite des mächtigen Domes eine etwas stämmige Gestalt mit einem grünen Samtbarett auf den braunen Haaren erkennen konnte.
    »Ewald, da bist du ja endlich, ich hab dich schon gesucht!« Trotz des absolut missbilligenden Blickes des Passauers machte sich Sander von dessen Begleitung los und lief zu der Gestalt, die immer noch mit dem Rücken zu ihm stand, aber mit den Armen weit ausholend mit irgendjemanden, den Sander nicht ausmachen konnte, anscheinend in ein intensives Gespräch vertieft war.
    Beim Näherkommen hörte Sander seinen Freund singen:

    Es ist der Frühling gekommen,
    Er trägt ein blühend Gewand
    Von Purpur und Duft umklommen,
    Erhebt er die Blumenhand;
    Es blüht ein Veilchen gar wonnesam,
    Der liebende Frühling ist der Bräutigam,
    Er küsst und liebt es inniglich,
    Das zarte Veilchen, wie freut es sich. 2

    Erstaunt packte Sander seinen Freund am Ärmel, drehte ihn zu sich herum und fragte zaghaft: »Mit wem sprichst du, Ewald?«
    »Mit meinem Freund!«, kam es prompt.
    Sander starrte auf das gotisch geschmückte und mit hohen Fenstern versehene Langhaus des Domes und konnte bei bestem Willen niemanden erkennen.
    »Sag bloß, du kennst weder meinen Freund noch die Geschichte vom Veilchenfest?«, entrüstete sich Ewald und sah ganz verzückt auf den Grabdeckel hinter einer niedrigen Balustrade, wo die Figur des Neidhart in Stein gehauen ruhte.
    »Nein, beide kenn ich nicht und ich glaube, wir haben im Augenblick auch Besseres zu tun, als uns über Blumen und Gräber zu unterhalten, Ewald!« Verärgert puffte Sander seinen Freund in die Seite und zog an seinem Oberarm, um ihn zum Gehen zu bewegen. Doch einer stämmigen Eiche gleich, bewegte sich der kernige Bursch nicht vom Fleck und antwortete:
    »So viel Zeit muss sein, Sander, ich bin so weit hergekommen, um in Wien den Spuren der berühmten Sänger zu folgen, Walther von der Vogelweide und jetzt Neidhart von Reuental. Ich muss da einfach bleiben und mich gebührend verabschieden. Wer weiß, wann ich wieder nach Wien komme. Hab etwas Geduld. Schau, lass dir doch die Geschichte vom Veilchen erzählen, so ehren wir das Angedenken dieses Sängers am allermeisten.«
    »Ewald, bitte«, unterbrach ihn Sander, »der Bischof will uns seine halbe Dienerschaft aufhalsen, er bleibt in Wien, weil er Anschläge von den Herren von Wallsee befürchtet. Er will sich bis auf Weiteres im Passauer Hof verkriechen. Wir müssen meinen Oheim warnen!«
    »Ich glaube nicht, dass ihn das sonderlich interessieren wird, Sander. Hast du eigentlich schon

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