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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Baisse trotz seiner Anstrengungen vierzig Francs. Die Universelle stand nur noch auf dreitausend. Und von nun an brachte jeder Tag seine Schlacht. Am 6. stieg die Universelle wieder. Am 7. und 8. sank sie erneut. Eine unaufhaltsame Bewegung ließ sie allmählich abwärtsgleiten. Man begann, sie für den Sündenbock zu halten, ließ sie für den Irrsinn aller büßen, für die Verbrechen der anderen Geschäfte, die weniger im Blickfeld standen, die üppig wuchernden zwielichtigen Unternehmen, die, von überhitzten Reklamefeldzügen unterstützt, wie riesige Pilze aus dem verfaulten Boden des Kaiserreiches emporgeschossen waren. Aber Saccard, der nicht mehr schlief, der jeden Nachmittag seinen Kampfplatz neben dem Pfeiler bezog, lebte in der Wahnvorstellung eines immer noch möglichen Sieges. Als ein Heerführer, der von der Vortrefflichkeit seines Planes überzeugt war, gab er nur schrittweise Boden auf, opferte seine letzten Soldaten und holte aus den Kassen der Gesellschaft die letzten Geldsäcke, um den Angreifern den Weg zu versperren. Am 9. errang er abermals einen großartigen Erfolg: die Baissiers zitterten, wichen zurück; sollte die Liquidation vom 15. ein weiteres Mal von der Beute fett werden, die man ihnen abjagte? Und Saccard, bereits ohne Barmittel und darauf angewiesen, Schuldscheine in Umlauf zu bringen, wagte jetzt wie jene Ausgehungerten, denen der Hungerwahn üppige Gelage vorgaukelt, sich das märchenhafte und unerreichbare Ziel einzugestehen, das er anstrebte, die gewaltige Idee, alle Aktien zurückzukaufen, um die ungedeckten Verkäufer, an Händen und Füßen gebunden, in seine Gewalt zu bekommen. So war es mit einer kleinen Eisenbahngesellschaft geschehen: das Emissionshaus hatte alles, was auf dem Markt war, zusammengerafft, und die Verkäufer, die nicht liefern konnten, waren versklavt und gezwungen worden, mit Leib und Gut zu haften. Oh, Gundermann in die Enge treiben und in Verwirrung stürzen, bis er ihn ohnmächtig und ungedeckt in der Hand hätte! Gundermann sehen, wie er ihm eines Tages seine Milliarde bringt und ihn anfleht, ihm nicht alles zu nehmen, ihm die zehn Sous für die Milch zu lassen, die er täglich zum Leben brauchte! Doch für diesen Coup waren sieben- bis achthundert Millionen erforderlich. Saccard hatte bereits zweihundert in den Abgrund geworfen, er müßte noch fünf- oder sechshundert in die Schlacht führen. Mit sechshundert Millionen würde er Gundermann hinwegfegen und zum König des Goldes werden, zum Herrn der Welt. Was für ein Traum! Und dabei ganz einfach, der Begriff vom Wert des Geldes ging in diesem Stadium des Fiebers verloren, es gab nur noch Bauern, die auf dem Schachbrett hin und her geschoben wurden. In seinen schlaflosen Nächten hob Saccard die Armee der sechshundert Millionen aus und ließ sie sterben zu seinem Ruhme: inmitten der Zusammenbrüche blieb er auf den Trümmern ringsum endlich Sieger.
    Leider hatte Saccard am 10. einen schrecklichen Tag. An der Börse strahlte er noch immer Heiterkeit und Ruhe aus. Und doch war kein Krieg je mit dieser stummen Grausamkeit geführt worden, zu jeder Stunde wurde gemordet, überall lauerte ein Hinterhalt. In diesen lautlosen, feigen Geldschlachten, wo man die Schwachen geräuschlos niedermetzelt, gibt es keine Bindungen, keine Verwandtschaft und keine Freundschaft mehr: es herrscht das gräßliche Gesetz der Starken, die fressen, um nicht gefressen zu werden. Daher fühlte Saccard sich völlig allein, er hatte keine andere Stütze als seine unersättliche Begierde, die ihn unaufhörlich anstachelte. Er fürchtete vor allem den 14., an dem die Prämienerklärung stattfinden sollte. Aber er fand noch Geld für die vorangehenden drei Tage, und der 14. brachte keine Katastrophe, sondern befestigte die Universelle, die bei der Liquidation am 15. mit zweitausendachthundertsechzig schloß, also nur mit einem Kursverlust von hundert Francs gegenüber dem letzten Dezemberkurs. Er hatte ein Desaster befürchtet, jetzt gab er vor, an einen Sieg zu glauben. In Wirklichkeit trugen zum erstenmal die Baissiers den Sieg davon, strichen endlich Differenzen ein, nachdem sie seit Monaten welche bezahlten; und weil sich das Blatt gewendet hatte, mußte er sich bei Mazaud, der nun stark engagiert war, auf dem Wege des Reportgeschäfts prolongieren lassen. Die zweite Januarhälfte sollte die Entscheidung bringen.
    Seitdem Saccard so kämpfte, seit diesen täglichen Erschütterungen, die ihn in den Abgrund warfen und wieder

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